550 2e gewesen, sich zu stellen. Der Mission Mujaga gelang es schließlich, auf ihn günstig einzuwirken. So erschien er denn endlich im April 1910 in Usumbura, von wo er nach gründlicher Aus- sprache anscheinend mit den besten Vorsätzen in sein Land zurückgekehrt ist; denn jetzt war bei ihm alles in bester Ordnung. Bei seinen Leuten steht er in hohem Ansehen und erfreut sich großer Beliebtheit. In bezug auf Bevölkerungsdichtigkeit, Anbau und Viehbestand liegen die Verhältnisse in Nord- ljogoma und Bujensi ähnlich wie in Süd- liogoma. Spärlich bevölkert scheint nur das Gebiet zwischen Kajongosi und Ruvuvn, die Landschaft Mwieyi zu sein. Der Ruvuvn hatte zurzeit eine Breite von 30 bis 40 m und eine Tiefe von 2 bis 3 m. Die Strömung scheint mittelstark zu sein. Eine seinerzeit vorgenommene Erkundung hat ergeben, daß die Befahrbarkeit des Flusses infolge vor- handener Schnellen und hier und da im Flußbett liegender Felsen beschränkt ist. Indessen dürfte es sich empfehlen, es nicht bei dieser einen Er- kundung bewenden zu lassen, sondern letztere darauf auszudehnen, ob und wie diese der Schiffahrt entgegenstehenden Hindernisse beseitigt werden könnten. Die Bedeutung einer bis ins Zentrum des Landes gehenden Wasserstraße von etwa 200 km Länge in Verbindung mit einer vom Zusammenfluß des Ruvuvu mit der Kagera zum Viktoriasee führenden Straße dürfte für die Weiterentwicklung des Landes nicht zu unter- schätzen sein. Am 3. Dezember entsandte ich Leutnant Busse zu einer Streife durch die Landschaften der nach Norden angrenzenden Watuale Bansa- bugabo, Lusokosa, Tschoya, Muhini und Lusengo. Ich selbst setzte meinen Marsch in west-südwestlicher Richtung fort. Mein nächstes Ziel war die Gegend des Zusammenflusses des Ruvuvu und Muwarasi. Unter anderem beaksich- tigte ich von nun ab meine Aufmerksamkeit solchen Gegenden und Plätzen zuzuwenden, die für die Verlegung des Sitzes der Residentur nach Inner-Urundi in Betracht kommen und zur Anlage einer festen Station geeignet sein könnten. So befriedigt ich im allgemeinen von dem in Ujogoma und Bujensi Erlebten war, so wenig traf dies nun auf die Landschaften zu, die ich in den nächsten Tagen durchwanderte. Und je näher ich dem Sitze des Obersultans oder „Mami“ kam, desto unerfreulicher wurden eigentlich die Zustände und das Gesamtverhalten der Be- völkerung. Ausnahmen waren selten. Schon wenige Stunden nach meinem Abmarsch änderte sich die Lage. Ich betrat die Landschaft Iwunogera (Mtuale Wiiroko). Hier hatten die Bewohner eines Dorfes vor etwa einem Jahre dem nach Bukoba marschierenden Oberleutnant Wintgens Schwierigkeiten gemacht. Meine Absicht war es nun, mit dem Mtuale über die damaligen Vorkommnisse Rücksprache zu nehmen. Wohin ich aber auch kam, kein Mensch ließ sich blicken. So schickte ich denn einen der bei mir befindlichen Watungwa“) (Wanhampara) Mutagas zu dem ab- seits meines Weges gelegenen Dorf des Mtuale Wjiroko, um ihn aufzufordern, zu mir in mein Lager zu kommen. Mein Bote kam am Nach- mittage mit der Meldung wieder, Wjiroko käme morgen. Selbstverständlich kam er nicht, obgleich ich einige Zeit auf ihn wartete. Ihn holen lassen zu wollen, wäre gänzlich zwecklos gewesen. Ich beschloß daher, den Versuch zu machen, ihn durch Mutaga nach Usumbura kommen zu lassen. Bei seinem Nachbar Ntanukula, dem westlich von den Kiningabergen sitzenden Mtuale von Mumirai, wo ich am gleichen Tage lagerte, war es nicht besser. Auch hier waren alle in Reichweite wohnenden Eingeborenen ausgerückt; nur zwei Kerle gelang es zu greifen, die auf die Frage nach ihrem Mutuale erklärten, er befinde sich bei Mutaga. Letzteres stellte sich später als richtig heraus. Während ich in Mumirai lagerte, war er tatsächlich bei Mutaga, hatte sich aber dann in die ihm ebenfalls gehörige, zwischen Ruvurn und Muwarasi gelegene Landschaft Mumurongwe (auf der Karte Mrongwe genannt) begeben, wo er sich, als ich am 6. Dezember dort durchkam, ebensowenig wie einer seiner Leute blicken ließ. Hier fällt wieder die merkwürdige und für die Verwaltung höchst lästige Einrichtung auf, daß ein und derselbe Mtuale zwei räumlich voneinander getrennte Landschaften besitzt. Der Charakter des Geländes ist im allgemeinen der gleiche wie in den vorher durchzogenen Ge- bieten: welliges Hügelland mit aufgesetzten, meist schroff ansteigenden, in den oberen Teilen felsigen Höhenrücken. Die Niederungen bzw. Flußtäler sind meist sumpfig und mit Papyrus bestanden, die an vielen Stellen unpassierbare oder nur mit guobem Zeitverlust zu überwindende Hindernisse ilden. Trotz der günstigen Anbaubedingungen und der ziemlich zahlreichen Bevölkerung ist eigentlich verhältnismäßig wenig Land unter Kultur ge- nommen. Die Hauptnahrungsmittel bilden, wie überall in Urundi, Bananen und Bohnen. Da- neben wird etwas Mais, roter Mtama, Ulezi und vereinzelt Kalanga gebaut. Auf dem west- lichen Abhang der Kihingaberge und weiterhin nach Westen findet man an einigen Stellen lichte Bestände von Schirmakazien, zum Teil von ziem- *) Unterhändler.