G 553 20 im übrigen aber Vorsicht als der bessere Teil der Tapferkeit gilt. Sehr kriegerisch und zu hartnäckigem Wider- stande fähig scheint die Bevölkerung einschließlich der Watussi nicht zu sein. Darauf deutet auch schon ihre eigentlich recht humane Bewaffnung, die in einem leichten etwa 2 langen Wurfspeer, Bogen und Pfeilen mit langer Spitze, ohne Viderhaken und vor allem ohne Gift, sowie einem dolchartigen Messer besteht. Gewehre sind in Inner-Urundi kaum vorhanden. Stark aber ist die gesamte Bevölkerung vom Mganua bis zum geringsten Mhutu') im Leisten passiven Widerstandes. In Gebieten, die noch wenig oder gar nicht von Europäern berührt worden sind, ist ja ein passives Verhalten der Bevölkerung noch erklärlich. Jedoch macht sich diese Haltung auch in Gegenden bemerkbar, die schon wiederholt von Europäern besucht worden sind. Es kommt immer darauf an, ob der be- treffende Mtuale ein vernünftiger Mensch ist, der auch den nötigen Einfluß auf seine Leute hat. Merkwürdig ist, daß jenes ablehnende Ver- halten der Bevölkerung sich — mit ganz geringen Ausnahmen — am häufigsten gerade bei den dem Obersultan direkt unterstehenden und zum Teil in seiner näheren und nächsten Umgebung ansässigen Watuale bemerkbar macht, während beie den weiter entfernt wohnenden, ganz oder teil- weise unabhängigen Watuale eine bedeutend straffere Zucht und bessere Ordnung herrscht. Eine gründliche Anderung dieser Zustände ist erst dann zu erwarten, wenn der Sitz der Ver- waltung nach Inner-Urundi, und zwar möglichst zentral, gelegt wird. Erst dann ist die Möglichkeit gegeben, durch häufige Reisen, die sich dann bald hierhin, bald dorthin in kürzester Zeit ausführen lassen, die Bevölkerung systematisch zu bearbeiten und — mit oder ohne Hilfe des „Mami“ — Ordnung zu halten. Unterrichtshurse in Kmani.“") Wie bereits früher mitgeteilt wurde, hat das Gouvernement von Deutsch-Ostafrika in Amani *) Bantu, im Gegensatz zu der herrschenden Klasse der Watussi. *") Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, Nr. 17, S. 727. Unterrichtskurse für Beamte und Privat- personen, namentlich auch für die Pflanzer, eingerichtet. Die Kurse werden von den Beamten des Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts unter Beteiligung des Leiters der Hauptwetterwarte und eines Gouvernementstierarztes abgehalten. Nach einem Bericht des Gouvernements haben an dem Unterrichtskursus im Januar erstmalig vierzehn Pflanzer bzw. Ansiedler und fünf Beamte, abgesehen von den Beamten des Instituts, teil- genommen. Fünf von den Pflanzern haben dem ganzen sechzehntägigen Kursus, die übrigen nur je einigen Vorlesungen beigewohnt. In diesem Jahre wird ein weiterer Kursus nicht mehr stattfinden. Für das nächste Jahr sollen nur kleinere Spezialkurse von je drei bis vier Tagen abgehalten werden. Das Justitut Amani ist beauftragt, durch Rücksprache mit den Interessenten die Wünsche der einzelnen Gruppen festzustellen. Nach Abschluß dieser Erhebungen sollen die Termine für die einzelnen Kurse fest- gesetzt werden. Eine neue Baumwollversuchsstation. Nach einem Bericht des Gouvernements in Daressalam wird die in Myombo bei Kilossa bereits provisorisch eingerichtete Station zu einer neuen Baumwollversuchsstation ausgestaltet werden. Myombo liegt etwa zweieinhalb Stunden von Kilossa an dem Wege Kilossa —FIringa und ist von der Station Kilossa bequem zu er- reichen. Südlich vom Gelände der neuen Station liegen noch weite, für Baumwollbau geeignete Landflächen. Das Gelände der Station ist größten- teils eben, der Boden steinlos, humusreich, ver- hältnismäßig leicht zu bearbeiten und gleichmäßig in seiner Beschaffenheit. Das Land liegt am Myombo-Bach, kann leicht bewässert werden und ist auch zur Bewässerung geeignet, da der Boden durchlässig ist und nicht zur Verschlammung neigt. Die Versuchsarbeiten sind bereits in vollem Gange.