W 626 20 II. Mormyridae. Sie kommen etwa in fünf Arten vor. Ich habe Exemplare bis zu einem Meter Länge gesehen. Es sind Fische mit langer Schnauze und unter der Haut liegenden Augen. Ihr Fleisch ist sehr schmackhaft. III. Distichondina. Sie kommen in mehreren Arten vor, werden von den Weißen gewöhnlich als „Kongolachse“ bezeichnet, sind karpfenähnlich, haben ausgezeichnetes Fleisch und erreichen eine beträchtliche Größe. Sie werden von den Eingeborenen in den vor- erwähnten Einbuchtungen in großen Mengen ge- fangen und geräuchert, und nur ihr Fleisch scheint sich zu dieser Prozedur besonders zu eignen, denn ich habe geräucherte Fische anderer Gattungen nicht zu Gesicht bekommen. Außer diesen drei Hauptgruppen von Nutz- sischen gibt es noch mehrere Arten, die sich für den Tisch eignen, so ein Raubfisch, unserem Hechte ähnlich, Sarcodaces, der auch im Njong vor- kommt, ferner mehrere kleine Gattungen, deren Fang sich für den Fischer nicht lohnt. Wissen- schaftlich interessant ist das Vorkommen des Poly- pterus bichir und eines ähnlich gebauten Fisches, den ich nur einmal zu Gesicht bekommen habe, ferner von einem Kugelfische. Eßbare Crustaceen aus der Gattung Palemon scheinen sehr selten zu sein, ebenso eine eßbare Krabbe, die ich nur in wenigen Exemplaren gesehen habe. Der Dscha hat in seiner Fischfauna Ahnlichkeit mit dem Njong; letzteres trübe langsam fließende Gewässer, das durch nicht zu hohe Schnellen unterbrochen wird, birgt ebenfalls eine große Zahl Nutzsische Morungriden (Liluriden) und, wenn ich nicht irre, auch Dichdontina. Leider wird der Fischreichtum von seiten der Europäer am Nijong nicht genügend ausgenutzt. Die Welse stehen sogar bei ihnen im Rufe, daß sie „Würmer“ im Muskelfleisch beherbergen. Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht, es kann sich da nur um schlecht zubereitete Fische handeln. Ein ganz anderer Flußtypus wie diese Schlammflüsse bildet der Sanaga mit seinem klaren, oft sehr rasch fließenden Wasser, mit seinem Kiesgrunde und seinen imposanten Fällen. Hier treten Schlammfische wie die Morungrides zurück. Die Ausübung der Fischerei ist, wie ich wenig- stens bei Abunambella beobachtet habe, auch in der Trockenzeit schwierig auszunützen, hier kommt meistens die Angel in Frage. Die Indolenz der dortigen Eingeborenen erzielt jedoch keine Erträge in der Nutzfischerei. Über die Fischfaung des Sanaga bei Abunambella und der Mündung des Mbam weiß ich weiter nichts mitzuteilen als die Vermutung, daß es sich um Einwanderung von Küstenfischen über die Fälle hinaus handelt. Der Aufenthalt des Stationschefs am Sanaga war zur kurz, um darüber Gewißheit schaffen zu können. Soviel ist sicher, daß die Fischfauna des Sanaga sich in der Zusammensetzung we- sentlich unterscheidet von der des Njong und des Dscha. Der Sanaga würde sich seiner Beschaffenheit nach zum Einsetzen von Salmonicden eignen, aller- dings sind das bei der Regenzeit eintretende Hochwasser, das Vorkommen einer Menge Krokodile, Raubfische und auch Fischottern zu berücksichtigen. Was nun die Ausnutzung des Fischreichtums des Sanaga in der Nähe von Abunamballa, der dem Bezirksamt Jaunde am nächsten gelegenen Stelle anbetrifft, so sind zu einer regelrechten Fischerei die dortigen Eingeborenen nicht zu gebrauchen, sie verstehen lediglich zu angeln, wodurch der Bedarf des einzelnen gedeckt wird, oder fangen eine geringe Menge, wenn die Trockenzeit heran- naht, durch Absperren von Einbuchtungen des Flusses. Manchmal betäuben sie die Fische in kleinen Nebenbächen oder Tümpeln durch Hinein- streuen zerriebener Blätter einer Mimosenart. Regelrechte Flußfischerei kann nur betrieben werden durch besonders angestellte Leute, welche mit Reusen, Wurfnetzen, Angeln usw. umzugehen wissen; darin haben sich hier in Molundn Ba- tanga= und Bakokoleute vortrefflich bewährt. Als besonders nachteilig wird in fast allen Berichten hervorgehoben die Anwendung von Giften oder Betäubungsmitteln und das Absperren kleinerer Wasserläufe durch Wehre oder Standämme mit eingebauten Fischreusen. Durch diese Verfahren wird viel junge Brut vernichtet. In ähnlicher Weise nachteilig wirkt in manchen Gebieten das erhebliche Steigen und Fallen der Flüsse in der Regen- und Trockenzeit. Mit dem über die Ufer tretenden Hochwasser werden na- mentlich die jungen Fische in Sümpfe oder üÜber- schwemmte Niederungen fortgerissen, wo sie beim Sinken des Wasserstandes gefangen werden oder umkommen. Anderseits verhindert aber auch vielfach das Anschwellen der Flüsse in der Regen- zeit den Fang und gewährt somit den Fischen eine Schonzeit. Mit Giften arbeitet der Schwarze nicht nur in kleineren Flüssen und Bächen, sondern auch in Tümpeln und Lachen, wie sie z. B. die zurück- tretende See zur Ebbezeit hinterläßt. Als Gifte dienen: eine Strychnosfrucht, eine blausäurehaltige Liane sowie Tephrosiaarten, die von den Einge- borenen zu diesem Zwecke in ihren Gärten kultiviert werden. (Tephrosia wird zu diesem Zwecke fast in ganz Kamerun benutzt und angebaut.) Die hauptsächlichsten Methoden der Einge- borenen zum Fang lebender Fische mittels Wurf-,