W 627 20 Stell-, Schleppnetz, Angel, Reuse, Falle und Speer liefern in den meisten Fällen nur geringe Ausbeute, und mehrfach wird gebeten, fangkundige Eingeborene von der Küste ins Hinterland zu entsenden, um die Fischerei rationeller zu gestalten. Das Bezirksamt Edea läßt im Sanaga mit Wurf= und Zugnet fischen und berichtet darüber, wie folgt: Die Fischerei mit Wurfnetz kann zu jeder Jahreszeit ausgeführt werden. Der Fang ist sehr gering und ergibt pro Tag nur 10 bis 30 Fische. Mit dem Zugnetz kann nur an flachen Stellen (in der Trockenzeit) gesischt werden. Der Fang ist lohnender, 30 bis 50 Fische sind keine Seltenheit. Mit starken Netzen würde man noch mehr Erfolg haben, da das Netz von großen Fischen ständig zerrissen wird. Die meisten Fischarten sind so grätenreich, aß sie nur von Eingeborenen verzehrt werden können; als Nahrungsmittel für Europäer kommen nur einige wenige Arten in Betracht. Es wird deshalb von einigen Dienststellen der Wunsch ausgesprochen auf Einführung von Edelfischen, insbesondere Forellen, für die mancherorts die Verhältnisse günstig liegen sollen. Jedoch stehen vorläufig wohl die erwarteten Erfolge in keinem Verhältnis zu den damit verbundenen Unkosten. Hierzu berichtet das Bezirksamt Victoria: An Süßwassersischen kommen, abgesehen von dem größeren Memefluß, über dessen Fischreichtum ich nicht orientiert bin, da die Eingeborenen wegen der dort zahlreichen Krokodile im Meme nicht fischen, verschiedenster Art. Es kommt besonders eine Art von Karpfen vor, die sehr schwer (5 kg) werden und recht schmackhaft sind. Dann gibt es Fische, die unseren heimischen Forellen und Be- Barschen ähneln, und aalähnliche Fische. sonders interessant sind die elektrischen Fische, die sich auch hier finden. Ferner gibt es Krebse. Bei der verhältnismäßig niedrigen und stetigen Temperatur, die die hiesigen Gebirgsbäche haben (20 bis 22 Grad Celsius), würde vielleicht auch die heimische Forelle fortkommen. Jedenfalls würde ein Versuch, Forellen auszusetzen, nicht von vornherein aussichtslos sein. Die Hauptgefahr würde nur darin liegen, daß die Forellen bei dem starken Anwachsen und Trübewerden der Gewässer in der Regenzeit fortgespült und so ver- nichtet würden. Doch würden sie vielleicht auch diese Widrigkeiten überstehen. Mit Recht wird in einigen Berichten hervor- gehoben, daß zwar eßbare Fische in manchen Gewässern häufig seien, daß aber bei der dünnen nur die in den Gebirgsbächen des Kamerunberg-Gebietes lebenden Fische in Frage. Die Bäche sind zum Teil sehr reich an Fischen Besiedlung der Gebiete die Transportschwierig- keiten eine allgemeinere Verbreitung dieses Nah- rungsmittels, selbst bei rationell betriebenem Fang, unmöglich machten. Bezüglich der Seefischerei gehen die An- sichten auseinander. Der Bezirksamtmann von Victoria äußert sich dazu, wie folgt: Im hiesigen Bezirk kommt für die Ausnutzung der Fischerei in erster Linie die See in Frage. Ich bin überzeugt, daß ein richtig geleitetes Unter- nehmen bei dem Fischreichtum auf dem Bimbia- flach, bei Kriegsschiffhafen und an der Küste zwischen Betika und der Mememündung sich ren- tieren müßte. Zeitweise, besonders in den Monaten Juli bis September, ist auch die Bucht von Bictoria reich an guten Fischen: Seehecht, Karpfen, Scholle usw. Das Unternehmen müßte so eingerichtet sein, daß es möglich wäre, die Fische in frischem Zustande in Duala und Victoria abzusetzen (Barkasse, Eis). Die nicht frisch ver- kauften Fische müßten getrocknet werden und könnten als Ersatz für die jetzt in so reichen Mengen eingeführten Stockfische leichten Absatz finden. « Die Eingeborenen der Küstendörfer betreiben den Fischfang im Meere eifrig, allerdings ohne Zwang auch nur insoweit, als die Fische für sie selbst nötig sind. Zum Verkauf bringen sie selten Fische. In den Monaten August und September zeigen sich an der Küste regelmäßig Walfssche (Potwale), die von den Botaleuten mittels Har- pune gejagt werden. Nach meinen Beobachtungen gelingt es ihnen, durchschnittlich drei im Jahre zu erlegen. Das Fleisch verzehren sie. Außer Fischen gibt es im Meere auch große Seeschildkröten. Auch die Station Rio del Rey berichtet vom Fischreichtum in der See, während das Hafenamt in Duala der Ansicht ist, daß im allgemeinen der Fischreichtum der Kameruner Gewässer von vielen Europäern überschätzt werde. Speziell über das Küstengebiet sagt der Bericht des Hafenamts: In der Brackwasserregion kommt eine Karpfen- art, nicht selten bis 10 kg schwer vor. Am wohlschmeckendsten ist eine Art von Seezunge, welche aber selten gefangen wird und wohl kaum für den Bedarf der Europäer ausreichen dürfte. Der Fang wird im Kamerunbecken an dem flachen Sand um Schlammbänke mit Schlepp- netzen, welche an Land gezogen werden, betrieben und wie oben mit Wurfnetz und Angel. In der trockenen Jahreszeit fischen einige Fischer- familien in dem nordwestlichen Kriekgebiet, in den