W V721 20 dem bisherigen Inhaber des Bergbauscheins zur Verfügung gestellt. Erfolgt auf die Ausschreibung ein Angebot, so geht die Grube mit allem Ma- terial und allen Anlagen in den Besitz des „Comité Special“ über. Wünscht der Inhaber eines Bergrechts den Betrieb einzustellen, so kann er die Erlaubnis dazu erhalten, wenn er alle fälligen Abgaben an das „Comité“ bezahlt und Sicherheit für den durch die Betriebseinstellung allenfalls entstehen- den Schaden leistet. Er hat auch in geeigneter Veise (durch Einzäunen oder Zudecken der Schächte usw.) für die öffentliche Sicherheit zu sorgen. Alle Bergrechte gelten nur bis zum Jahre 1990. Am 11. März 1990 gehen alle Bergwerke mit allen Materialien und Anlagen in den ausschließ- lichen Besitz der Belgischen Kongo-Kolonie über. (Aus einem Berichte des Handelssachverständigen beim Kaiserl. Konsulat in Johannesburg.) Die wirtschaktuchen Verhältnisse des Katangageblets Gelgisch · Kongo). Einem Reiseberichte des Handelssachverstän- digen beim Kaiserlichen Konsulat in Johannesburg wird folgendes entnommen: Elisabethville ist gegenwärtig Hauptstadt der Katangaprovinz, Sitz des Bizegouverneurs, des Vertreters des „Comité Speéeial du Katanga“. der Gerichtsbehörden usw. und Ausgangspunkt der Karawanen, die zu Schürf= und Handels- zwecken in das Innere gehen. Es ist daher ver- ständlich, daß es zurzeit der wichtigste Handels- platz von Katanga ist. Naturgemäß aber kann es sich mit den größeren Handelsstädten in Britisch Ostafrika noch bei weitem nicht messen. Elisabethville wurde erst im September 1910 vermessen; es hat jetzt eine Bevölkerung von etwa 4300, wovon 800 Weiße und 3500 Farbige sind. Der Staatsangehörigkeit nach setzen sich die Weißen ungefähr wie folgt zusammen: 80 Belgier, 60 Engländer, 30 Deutsche, je einige wenige Holländer, Franzosen, Skandinavier und Schweizer; die übrigen gehören verschiedenen Nationalitäten an; Griechen und Italiener sind besonders stark vertreten. Die Stadt ist gut angelegt, aber die Verhältnisse sind, wie nicht anders zu erwarten, noch höchst ursprüngliche. Namentlich macht die Wasserversorgung Schwierigkeiten. Der etwa 5 km entfernte Lumbumbalhifluß hat zwar vortreffliches Wasser, doch ist noch keine Leitung vorhanden und das Wasser muß von eingeborenen Trägern berbeigeschafft werden. Die meisten Gebäude be- stehen aus Lehmhütten, die den schweren Regen- fällen nicht standhalten und sehr ungesund sind. Die Regierung hat daher angeordnet, daß in Kürze alle Lehmhütten abgebrochen und durch Häuser aus Wellblech oder Ziegelsteinen ersetzt werden. Es besteht also viel Nachfrage nach Baumaterial und Werkzeugen für Bau- handwerker. Dort erliegen so gut wie alle Haustiere der Tsetsefliege. Frisches Fleisch ist zwar in Elisabeth- ville selbst vorhanden, da Schlachtvieh je nach Bedarf von Rhodesien lebend eingeführt und bei Ankunft sofort geschlachtet wird. Sobald man aber die Stadt verläßt, ist mit Ausnahme von Wild kein frisches Fleisch zu haben. Hieraus ergibt sich, daß der Absatz von Konserven recht erheblich ist. Es handelt sich nicht nur um Fleisch= und Fischkonserven, sondern auch um konservierte Gemüse und Früchte, da diese frisch kaum zu haben oder doch sehr teuer sind. Das Klima ist natürlich ein tropisches, wenn es auch durch die Höhenlage (Elisabethville liegt etwa 1350 bis 1400 m über dem Meere) etwas gemildert wird. Tropenanzüge und Tropenhelme werder allgemein getragen. Hierbei ist die braune Farbe (Khaki) besonders beliebt. Die Helme bestehen meist aus Pflanzenmark („Pith“); sie müssen sehr gut ventiliert und mit Kinnriemen versehen sein. Der Schlangengefahr wegen trägt man, namentlich beim Verlassen der Stadt, stets Schaftstiefel oder starke Leder- gamaschen. Bei beiden wird die braune Farbe der schwarzen vorgezogen. Da die Landwirtschaft noch ganz in den Kinderschuhen steckt, ist naturgemäß noch nicht viel Nachfrage nach landwirtschaftlichen Ge- räten und Maschinen vorhanden, doch wird sich dies wohl bald ändern, da große Anstren- gungen gemacht werden sollen, die Landwirtschaft zu fördern, und da auch die hohen Preise aller Lebensmittel den Landbau noch recht lohnend machen. Die Eingeborenen arbeiten im allgemeinen noch mit der primitiven Hacke und Picke, die eigens für sie eingeführt wird. Der Benutzung von Pflügen steht natürlich der Mangel an Zug- tieren sehr im Wege, und es wird späterhin wohl erwogen werden müssen, ob nicht ein maschinelles Hilfsmittel praktisch verwendbar wäre. Vielleicht werden Motorpflüge in Frage kommen. Ein Teil des Katangagebiets ist mit dichtem Urwald be- standen, und zum Abholzen werden Axte und Sägen, eventuell auch Geräte zum Ausroden der Wurzeln gebraucht werden. Da die Wege im allgemeinen gut sind, so werden viele Fahrräder gebraucht. Späterhin werden jedenfalls auch Automobile in Aufnahme kommen. Gegen- wärtig ist nur ein kleines Lastautomobil im Ge- brauch.