W 969 2O Deutsch-Südwestafrika. Eine Dienstreise ins Kmboland. Aus einem Bericht des Hanptmanns Streitwolf, Referenten für Eingeborenen-Angelegenheiten beim ouvernement in Windhuk. (Mit einer Kartenstizze und zwölf Bildern.) Am 5. Juli von Windhuk abgereist, traf ich am 6. in Tsumeb ein, wo ich einen Tag blieb, um die dortigen Anlagen der Otavi- Minengesellschaft für die Eingeborenen anzusehen. Am 8. reiste ich weiter nach Namutoni, von da nach Okaukuejo, um hier mit dem Ein- geborenen-Kommissar Tönjes, dem früheren Missionar von Ukuanjuma, zusammenzutreffen und mit ihm die Reise in das Amboland anzutreten. Die Anwerbung in Namutoni und Okaukuejo befindet sich jetzt in geordneten Bahnen, und die Anwerber selbst scheinen ordentliche und zu- verlässige Leute zu sein. Am 17. Juli marschierten Tönjes und ich mit einem Ochsenwagen und vier Reittieren von Okaukuejo weiter nach dem Ambolande. Da der kürzere Weg über Ekuma kein Wasser hatte, so mußten wir den Umweg über Okahakane — Onoolongo machen. Dieser Weg bildet die wichtigste Anmarschstraße vom Hererolande in das Amboland, da er auch in der trockensten Jahres- zeit stets Wasser hat. Deshalb sind auch vom Gouvernement für die Instandsetzung der Wasser- stellen dem Bezirksamt Outjo Mittel zur Ver- fügung gestellt, um diese wichtige Straße über Okahakane, die in der Trockenzeit von den auf Arbeit gehenden Ovambo benutzt wird, stets passierbar zu erhalten. Nachdem wir nach einem 16 km langen Marsche durch eine kalkige, buschbestandene Fläche den Löwenbrunnen am 17. mittags erreicht hatten, trafen wir am folgenden Mittag in Okahakane, 32 km vom Löwenbrunnen entfernt, ein. Der Löwenbrunnen ist ein etwa 13 m tiefer Brunnen in Kalkgestein mit gutem Wasser; Okahakane hat zwei nur 3 bis 4 m tiefe Brunnen, die un- erschöpflich viel Wasser haben. Sie sind am Nordrande einer kilometerlangen Pfanne in vor- züglichem Weidegebiet gelegen. Die nächste Wasserstelle Nuisimba (auf deutsch: Stinkwasser) hatte aber um so schlechteres Wasser. Sogar die Ochsen verweigerten diese übelriechende, salzige Flüssigkeit. Nuisimba liegt in einem Omuramba, der sich nördlich nach weiteren 8 bis 9 km zu einer großen, kaum zu übersehenden Pfanne (Natukanaoko) erweitert. Der Weg führt in diesem Omuramba, dann an dem Westufer der Pfanne entlang, um dann wieder in Busch- wald zu gehen. Nach weiteren zwei Stunden Marsch ist man an der Wasserstelle Onoolongo (Kuduplatz)z. Onoolongo, eine Sandpfanne mit daruntergelagertem Sandstein, in welchem zwei Brunnenlöcher etwa 4 m tief eingehauen sind, hat sehr vieles und gutes Wasser, das wohl für zweihundert Ochsen genügt. Nördlich Onoolongo hört die Busch= und Baumvegetation auf, und eine unendliche Gras- steppe, auf der das Auge vergeblich nach einem Ruhepunkt sucht, breitet sich nach Norden, Westen und Osten aus. Es ist die Ombuga, durch deren tiefen Sand die Ochsen keuchend die Wagen ziehen und deren einzige Unterbrechung dann und wann eine salzüberzogene kleine Pfanne ist; sie bot früher sicher denselben Anblick wie die weiße salzüberzogene Etoscha, in die sie anscheinend jetzt noch übergeht, ohne durch Streifen von Wald oder Busch getrennt zu sein. Man ist herzlich froh, wenn man nach er- müdendem, ununterbrochenem Nachtmarsch in weiter dunstiger Ferne die ersten Bäume des Ambolandes am Horizonte auftauchen sieht. Die Entfernungen auf dieser für uns wichtigen Straße sind folgende: Okankuejo—Löwenbrunnen Löwenbrunnen—Okahakane 32 Okahakane—Nuisimbaa 22 Nuisimba—Onoolondo 35 Onoolongo—Okakuunu 52 = Okakufu—Olukondnd 9 166 km. Der Weg ist bis 10 km südlich Onoolongo hart, von dort bis Okakuju (Grenze des Ambolandes) tief sandig. Am 23. abends erreichten wir Okakuju, eine Wasserstelle, die am Südrande des Stammes- gebiets von Ondonga liegt. Am nächsten Morgen brachte uns ein kleiner Treck von 9 km zur Missionsstation Olukonda, dem Sitze des Präses der finnischen Mission Herrn Rauthanen. Schon von weitem sahen wir auf 3 bis 4 km in dunstiger Ferne die strohgedeckten Häuser der Station. 1 Wenn ich auch die Reisebeschreibung damit unterbreche, möchte ich doch gleich eine kurze Schilderung des Ambolandes geben: Das Amboland ist ein waldbedecktes, ganz ebenes Gelände, durch das sich, von Norden kommend, dann nach Südosten umbiegend, viele Niederungen in Omuramba-Art ziehen. Aus- gesprochene Betten finder man selten. Diese Niederungen, die nur 1 bis 1½ m mit ganz flachen Rändern eingesenkt sind, füllen sich in der Regenzeit mit Wasser, das zum Teil vom Kunene kommen soll und sich mit kaum merklicher Strö-