974 20 zurück, um ihn zu fragen, ob es wirklich wahr wäre, was wir ihm über den Zweck der Reise erzählt hätten. Das ganze Verhalten Ipumbos sollte uns imponieren; er erreichte das Gegenteil. Am nächsten Tage kam gleich nach Sonnen- aufgang ein Bote, wir sollten nochmal zum Häuptling kommen. Ich erklärte sofort, Ipumbo hätte sich so unwürdig betragen, daß ich nicht zu ihm ginge. Jetzt könne Ipumbo zu mir kommen. Der Bote ging hin und her, stets von neuem die Bitte Inumbos zum Besuch überbringend. Dem Boten wurden alle Unarten, die sich Ipumbo gestern geleistet hatte, in unverblümter Sprache vorgehalten, und dies hatte den Erfolg, daß Ipumbo sich zu einem Gegenbesuch herbeiließ. Natürlich ließen wir ihn erst eine Viertelstunde warten, bis wir zum Schulhaus gingen, wo der Häuptling geduldig wartete. Diesmal war er wie ausgewechselt, und er mußte für sein gestriges Benehmen noch unsere scharfe Kritik über sich ergehen lassen. So z. B. setzte ich ihm auseinander, daß es für Großleute des Herrn von Uaschimba (Name des Gouverneurs) unwürdig sei, sie vor der Werft ausspannen zu lassen. Angstlich fragte Ipumbo, ob ich dem Gouverneur schon geschrieben hätte; es wäre nur ein Versehen seiner Großleute gewesen. Sogar Arbeiter versprach er zu sammeln; ich sollte sie auf meiner Rückkehr von Ongandjera vorfinden. Zur Gestellung der Arbeiter bewog ihn die Aus- sicht, sich auf diese Weise eine Maultierkarre zu verdienen. Am 23. August zogen wir nach freundlicher Verabschiedung weiter nach Ongandjera. Nach- dem wir etwa 12 km durch gut besiedeltes, aber ödes Land gezogen waren, kamen wir in Busch und niedrigen Wald, der wohl etwa 25 bis 30 km lang war. Am andern Morgen hatten wir das offene Gebiet von Ongandjera vor uns. Ein Marsch von 7 km durch besiedeltes Gebiet brachte uns zur Missionsstation, die nicht weit von der Werft des Häuptlings Tsch#anika liegt. Tschanika empfing uns sofort, ohne lange warten zu lassen. Er ist der älteste aller Ovambohäupt- linge und ist sehr humorvoll veranlagt. Auch ihm wurde der Zweck unserer Reise in der üblichen Weise auseinandergesetzt, auch er brachte diesen Sachen recht wenig Interesse entgegen, versprach aber, Leute zur Arbeit zu senden. Ungleich munterer wurde er, als er eine Be- schwerde über einen Kaufmann vorbrachte, handelte es sich doch bei dieser Sache um seinen eigenen Vorteil. Ebenso fand er es bedeutend interessanter, als er über die Hungersnot seiner Leute sprach und fragte, ob die Regierung wohl wieder Pro- viant geben würde, aber ohne Bezahlung. Am Nachmittag des 25. zogen wir weiter nach dem nur 24 km entfernten Ukualuisi. Wie wir dem alten Tschanika Lebewohl sagten, hatte er noch eine kleine Sache auf dem Herzen. Sein Neffe Hamjella, der künftige Häuptling von Ongandjera, hielte sich bei den Nachbar- stämmen auf. Wenn er käme und uns bäte, ihn jetzt schon als Häuptling in Ongandjera einzu- setzen, möchten wir es doch nicht tun. Da konnte ich wirklich den alten Tschanika bernhigen. Auch in Ukualuisi befindet sich eine Station der finnischen Mission; der Missionar war jedoch nach Ondonga verreist. Gleich nach Ankunft kam der Häuptling Muala, ein baumlanger unbekleideter Mann von etwa 50 Jahren, an, um uns zu begrüßen. Eigentlich wollten wir an demselben Nach- mittag nach dem 33 km entfernten Ukualukasi (Ongorongasi) weiterziehen, aber Muala war darüber sehr beleidigt: „Ob er uns etwas getan hätte. Bei allen anderen Häuptlingen wären wir wenigstens eine Nacht gewesen. Wenn sie hörten, daß wir es nicht bei ihm auch getan hätten, würden sie ihn verachten.“" So mußten wir die Nacht in Ukualuisi bleiben. Um aber nicht einen ganzen Tag dadurch zu verlieren, ritten wir am frühesten Morgen nach Ukualukafi, das wir nach dreieinhalbstündigem Ritt durch Busch und Wald erreichten. Die Ovakualukasi haben keinen Häuptling und sind daher wie die Ovambaranten, die auch ohne Häuptling find, ein häufiges Ziel der Raubzüge Ipumbos. Ukualukasi ist nur sehr klein, aber dafür sehr dicht besiedelt. Gleich an dieses Stammes- gebiet schließt sich das von Olusuati und Eunda, durch schmale Buschstreifen voneinander getrennt. Alle drei Stämme durchreitet man in einer guten Stunde. Auch diese Stammesgebiete sind wie Ondonga, Ukuambi, Ongandiera und Ukualuisi ganz offen. Während aber bei letzteren die Palme dem Lande das Gepräge gibt, ist es hier der Affenbrotbaum, der unendlich zahlreich und in Riesenexemplaren auftritt, so daß man glaubt, durch eine ganz andere Welt zu reiten. Viele Affenbrotbäume waren mit Palisaden- zäunen, die zur Sicherheit gegen Schüsse mit Lehm verstrichen waren, umgeben. In diese Festen flüchten die Eingeborenen bei Raubzügen Ipumbos. Auch die Bäume selbst dienen zum Schutz. Da sie stets hohl sind, ist der sehr weiche Stamm durchgeschlagen, um im Innern die Flüchtlinge aufzunehmen. Wie wenig kriegerisch dieser Stamm ist, sieht man daraus, daß in den Palisaden oder Bäumen nicht einmal Schieß- scharten sind. Im Gebiete von Olusuadi wurde etwas ab- gesattelt. Da Tönjes sich krank fühlte, kehrte er zum Wagen nach Ukualuisi um, während ich