W 978 20 uns immer noch Sorge.“ Man kann sich des Gedankens noch nicht entschlagen, daß diese beiden eines Tages zurückkehren, die Herrschaft an sich reißen und den augenublicklichen Regenten ver- treiben. Wir gaben die Versicherung, daß die Regierung schon dafür sorgen werde, daß jenen eine Rückkehr nach Ondonga unmöglich gemacht werde, und sie dieser Sache wegen ohne Sorge sein könnten. Kambonde mag vielleicht zwanzig Jahre alt sein. Den Nutzen einer guten Schulbildung hat er längst erkannt und es im Lesen und Schreiben zu einer großen Fertigkeit gebracht. Alle Ange- legenheiten mit den verschiedenen Stationen im Lande erledigt er brieflich. Größeren Verkehr scheint er nicht zu lieben. In seinem Gehöft trifft man ihn meist nur in Gegenwart eines seiner Diener. Auch auf den verschiedenen Touren im Stammesgebiete ist er meist nur von einem Mann begleitet. Die Freigebigkeit scheint nicht zu seinen Tugenden zu gehören. Die in seinem Gehöft lebenden Menschen erhalten nur den aller- nötigsten Proviant, oft müssen sie auch tagelang hungern. Aus diesem Grunde sind in letzter Zeit viele seiner Frauen entlaufen, die er aber aus den verschiedenen Stammesgebieten, wo sie sich versteckt hielten, wieder zurückholen ließ. Kambondes jüngerer Bruder, also der nächste Tronfolger in Ondonga, ist in jeder Beziehung das gerade Gegenteil von seinem Bruder. Ist er auch im Anfang gegen Fremde scheu und zurück- haltend, so zeigt er sich doch bald bei näherer Bekanntschaft als äußerst freundlich und zuvor- kommend. Auch er hat den Nutzen einer guten Schulbildung erkannt. Augenblicklich ist er noch ein fleißiger Besucher der Schule, zugleich ein großer Freund der Mission und der eingeborenen Christen. Beim Volk erfreut er sich großer Be- liebtheit. Bis heute hält er sich noch im Gehöft seiner Mutter auf, doch wird er in nächster Zeit seine eigene Werft erhalten, und dürfte dadurch auch größeren Einfluß auf die ganze Verwaltung des Landes gewinnen. Der ganze Verwaltungsapparat ist höchst ein- fach. An der Spitze des Landes steht der Häupt- ling (Omukuanilua), umgeben von dem Stabe seiner Großleute, mit deren Hilfe er das Land regiert. Das ganze Stammesgebiet ist in Bezirke eingeteilt, welche von den Bezirksvorstehern ver- waltet werden. Die verschiedenen Bezirke vergibt der Häuptling, welchem ein ziemlich hoher Kauf- preis dafür zu entrichten ist. In den meisten Fällen verfügt er auch über die einzelnen Gärten, für welche ebenfalls bezahlt werden muß. Als Kaufpreis kommt meistens nur Vieh in Betracht, neuerdings auch bares Geld. Grund und Boden des ganzen Stammesgebiets ist Eigentum des Häuptlings. Er ist auch die letzte Instanz bei jeder Art von Rechtsprechung. » Die Einwohnerzahl von Ondonga scheint bisher unterschätzt zu sein. Eine genaue Zählung der Stammesbevölkerung dürfte nicht so einfach sein; vielleicht ließe sie sich auf folgende Weise ermög- lichen: Ein dort stationierter Beamter, der natür- lich die Landessprache kennen müßte, hätte sich zunächst einen Uberblick über die verschiedenen Bezirke des Landes zu verschaffen. Nachdem dieses geschehen, müßte er nähere Fühlung mit den einzelnen Bezirksvorstehern suchen, um dann von diesen die Zahl der in jedem Bezirk gelegenen Gehöfte und der darin lebenden Menschen zu erhalten. Auf diese Weise wäre vielleicht eine ungefähre Feststellung der Einwohnerzahl möglich. Die im Amboland vor einiger Zeit herrschende Viehseuche, von den Eingeborenen „Okawenjo“ genannt, kann wohl als erloschen betrachtet werden. Als wir in Ukuanjama bei dem Höäuptling Mandume ankamen, traute ich kaum meinen Augen. War Mandume früher ein Bild aus- gesuchter Häßlichkeit, so ist er jetzt eine wirklich imponierende Erscheinung geworden. Er meinte, ich sei sehr lange weggewesen und werde doch hoffentlich jetzt wieder bei ihm bleiben. Über die Grüße des Großen Omuhona in Windhrk schien er sich sehr zu freuen. „Ja,“ sagte er, „ich will sein Freund sein und bleiben. Ich habe ihm doch auch damals, gleich als Nande starb, Botschaft gesandt, daß ich wie jener ein Freund der Deutschen sein werde."“ Was die Art und Weise der Regierung Man- dumes betrifft, so scheint für Ukuanjama in mancher Beziehung eine andere Zeit angebrochen zu sein. Er fühlt sich ganz als Ohamba (Häuptling) und will nun auch als solcher regieren. Räubereien jedweder Art sind streng untersagt. Kein Schuß darf im Lande fallen, und wenn es doch einmal, auch aus Versehen geschieht, muß der Betreffende Buße zahlen. Eines Tages gab ein Mann aus einem eben reparierten Gewehr, jedenfalls um dies zu erproben, zwei Schüsse ab. Es kostete ihm dies eine Kuh mit Kalb. Einer der im Lande lebenden Missionare tötete ein zum Schlachten bestimmtes Schwein durch einen Schuß. Sofort erschienen Mandumes Leute. Als man erfuhr, daß der Missionar persönlich den Schuß abgegeben habe, wurde auf die übliche Bezahlung verzichtet. In jedem Stamm des Ambolandes spielt neben dem regierenden Häuptling auch dessen Mutter eine große Rolle. Wir haben es darum nicht versäumt, auch in Ukuanjama diese aufzu- suchen. Mandumes Mutter Ndapona empfing uns freundlich. War sie anfangs auch sehr scheu und wortkarg, so schwand doch bald, besonders als wir ihr die mitgebrachten Geschenke über-