986 war zwei Drittel der gesamten Ausstellung; an deutsche Firmen fielen die meisten Prämiierungen. Deutschland bekundete sein Interesse an der Sache durch die Entsendung des Privatdozenten der Botanik Dr. Bruck (Universität Gicßen), der vom Kolonial= rtschaftlichen Komitee belegiert worden war, ferner durch die Teilnahme des Verwesers des Kaiserlichen Generalkonsulats für Niederländisch-Indien und des Kaiserlichen Konsuls in Soerabaja an den Verhand- lungen des Kongresses. Von anderen Staaten waren delegiert: seitens der heimischen holländischen Regierung: Professor van Iterson, seitens der Vereinigten Staaten: Professor Dewey, seitens der Philippinen: M.M. Saleeby, seitens Frankreichs bzw. Französisch-Hinterindiens: Mr. Hautefeuille, seitens Gelgien: Dr. Miny, seitens Siams: mehrere hohe Beamte des Ackerbauministeriums. Eugland! tund seine Kolonien hatten keinen Ver- treter entsandt. über die umfangreichen Verhandlungen des Kon- gresses wird demnächst ein amtlicher Bericht erscheinen, der die sämtlichen Vorträge, Diskussionen, die Re- solutionen und Ergehwisse hes Kongresses ausführlich wiedergeben wird. Wenn auch die Verhandlungen des Kongresses vielfach nicht das gewünschte, klare End- resultat brachten, so ist doch eine Fülle von Wissenschaft, Erfahrungen und Keuntnissen durch den Kongreß all- gemein zugänglich gemacht worden und durch die Aus- stellung und den damit verbundenen kleinen botanischen Garten ein großartiger Anschauungsunterricht erteilt worden, so daß ein bedenutendes Material der Bericht- erstattung harrt. Das deutsche Interesse an der ganzen Ver- anstaltung war im wesentlichen ein dreifache: I. Die Faserpflanzen, die in Niederländisch-Indien mehr oder weniger vorzüglich gedeihen, sind auch für. unsere, zum großen Teil unter ähnlichen klimatischen Verhältnissen gelegenen Kolonien von größter Bedeutung. Die Kultur der einzelnen Sorten erscheint auf Grund Fuar rlt Erfahrungen bald vorteilhaft, bald aus- enur Gewinnung von Fasern notwendigen Neichen sn en ihre Herstellung, wenn man nach der Ausstellung schließen darf, nirgen in so umfangreicher und vollkommener Weise als in Deutschland. Immerhin steht aber dem Erfindungsgeiste und der energischen Arbeit auf dem Gebiete der Produltion von Pflanzen- faserbereitungsmaschinen noch ein gewinnbringendes Feld offen. . III. Die Verarbeitung der Fasern zeigt unserer Textilindustrie neue Ersatzmittel für Baumwolle, wenigstens in heniste,errlah auchandere Industrien sind an der Be= und Verarbeitung der Fasern interessiert. Bei der Produktion der Fasern sind in der Haupt- sache drei Kateporien von Pflanzen zu unterscheiden, die die Fasern bald im Stamm oder Stengel, * im Blatt, bald in den Früchten enthalten. Die — der Faser ist sehr verschieden, bald primitiv, bal mechanisch, bald chemisch, bald biologisch. Die letztere Produktionsart, die sich der Zersetzungsart der Bakterien bedient, ist seltene Eine primieive- Gewinnung von Fasern bzw. Faser- bündeln und Streifen findet bei Bambus und Rotang in den Gewerbszweigen der Eingeborenen statt. Hier handelt es sich Wan. nur um Flechtwerke. Auf der Aus- stellung war eine besondere Abteilung (Campong tukang) diesen Produkten gewidmet und zeigte die interessantesten Verwendungen, die von Bambus und Rotang möglich sind. Die Eingeborenen haben in manchen Teilen des Landes in der Verarbeitung und Verwendung dieser Fasern bzw. Faserbündel und Baste ein Gewerbe ent- wickelt, das vielfach beinahe als Kunstgewerbe anzu- sehen ist. Hierher gehört die Herstellung verschieden- zaier Matten und insbesondere von unechten Panama- hüten, die teilweise schöner, besser und teurer als die echten sind. Die Philippinen hatten in diesem Artikel eine prachtvolle Ausstellung geschickt. Aber auch auf Java bildet diese Hutfabrikation einen bedeutenden Exportartikel, der, unter europäischer Leitung in der Nähe von Batavia engros produziert, im Jahre 1910 bereits in dem stattlichen Verte abon über einer halben Million Mark außer Landes Bei den meisten übrigen sahrsstoffen erfordert die Hewinnung der Faser konwlizierte Verfahren oder Apparate oder Maschinen. Bei der Besprechung beeser Sorten, der eigentlichen Faserpflanzen, soll obige Ein- teilung in Stengel-, Blatt= und Fruchtfasern eine ge- wisse Gruppierung abgeben Aus Stamm — ager wen die Fasern ge- wonnen bei der ie r der Ramie zeigt ein prachtvolles Aussehen, hat ale dich die zum Ves- spinnen erforderliche Elastigität und muß hinter der Baumwolle stets zurücktreten. Der Berichterstatter des Kongresses, der auf Mittelsumatra eine größere Ramie- Unternehmung leitet, ließ sich über die verschiedenen öorten, ihre W. Rentabilität uisw. aus. Da die sämtlichen Verhand- lungen des Kongresses demnächst im Drucke veröffent- licht werden, kann hier, wie später bei den meisten anderen Faserbstanzen, we en der Einzelheiten auf den Vortrag über d egenstand (gehalten von H. C. Bluntschli) dee Nie anschließende Diskussion verwiesen werden. 2P aptprodukt, der Klasse von Stammfasern bildet die Jute, die als eine Bastfaser gewonnen wird. Die Java Aute (bibiscus cannabinus) ist nicht identisch mit der itischeindischen Jute, die auf Java- nicht gedeihen will; aber man erhofft von der „jute substitutc- ein ebenbürtiges Produkt. Auf der Aus- stellung waren interessante Einsendungen zu bemerken, die diese Hoffnungen zu bekräftigen scheinen. Vielleicht ist diese Pflanze auch für unsere Kolonien von Be- bentung. Ihre Rentabilität usw. wurde in einem Vortrag des Herrn W. A. Zegers Riiser behandelt un in längerer Diskussion erörtert. Das zur Be- urteilung des vorgebrachten Materials eingesetzte Komitee kam zu folgendem Ergebnisse: „Es wird nicht als zweckmäßig erachtet, die bis jetzt noch sehr diver- gierenden Produktionsziffern ginem vergleichenden Ur- teile zu unterwerfen, da die uche sich auf ein sehr kleines Maß beschränken. Der gute Stand und kräftige uchs der Anpflanzungen und die günstige Benrteiluc der produzierten Faser durch den Wr Markt lassen es jedoch wünf terscheinen, aus Versuche vorzunehmen.“ Den Übergang von diesen Faserpflanzen zu der Kategorie der Blattfaserpflanzen bildet der Manila- hanf oder Sisalhanf (abaca — musa textilis), der in cben den Stamm umschließenden Blättern eine wert- lle Faser von beträchtlicher Länge liefert. Die Kultur daser Pflauze ist auf den Philippinen sehr ausgedehnt und auch fü dad bereits von großer Wichtigkeit ge- worden. Die Ausführungen über diese Kultur nehmen daher auf dem Kongreß einen breiten Raum ein. Zu verweisen ist auf die noch zu publizierenden Vorträge von ee Kruijff und Schrieke und die sich an beide anschliehend bnsgrpehmie Diskussion. Während man es mit dieser Bananenart den Philippinen gleichtun will, versucht man bezüglich einer Agavenart von den glänzenden Erfahrungen Mexikos zu profitieren. Mit der Agave von rcatan sind wie in Deutsch-Ostafrika so auch hier umfangreiche Ver-