WV 114 20 müssen, nicht erwarten. Für die Gegenwart ist das große Risiko einer Hypothekenbank in den Schutzgebieten nicht am Platze, und solange ein Entgegenkommen der Regierung nicht zu erwarten ist, müssen alle Handels= und Industrielreise sich grundsätzlich ablehnend verhalten.“ Wegen der etwas schroffen Ausdrücke bine er um Entschuldigung; der Bericht sei nicht für diese Sitzung bestimmt gewesen. Es könne nach allem zunächst nur durch Meliorationen etwas geschehen. Vor allem müsse mit der Wassererschließung fort- gefahren werden. Er habe nur gehört, daß es falsch sei, die Bohrungen fortzusetzen, weil dadurch das Grundwasser immer tiefer gesenkt werde. Zweckmäßiger seien Staudämme, die das ober- irdische Wasser festhielten. Wenn mit der Er- richtung kleiner Dämme durch Private vorgegangen würde, so ergäbe sich die Schwierigkeit, daß der Höhergelegene dem Tiefergelegenen das Wasser wegnähme. Die Regierung mühsse deshalb die Arbeiten mehr und mehr selbst in die Hand nehmen. Betreffs der Genossenschaften müsse er sagen, daß sie sich nach seinen Erfahrungen bis jetzt in Südwestafrika nicht bewährt hätten, da keine ge- eigneten Leute zur Verwaltung da wären. So sei die Ein= und Verkaufsgenossenschaft Omaruru sogar in Konkurs geraten. Man solle deshalb vor allem andern zunächst prüfen, ob nicht durch die Lösung der Wasserfrage den Farmern in der Hauptsache geholfen würde. Herr Kommerzienrat Langen erklärte: auch er sei der Meinung, daß an erster Stelle der Meliorationskredit zu regeln sei. Als Baumwoll- interessent bitte er aber, diese Frage auch für Ostafrika und Togo ins Auge fassen zu wollen. Der Vorsitzende bemerkte darauf, die Ver- hältnisse Ostafrikas würden speziell besprochen werden; für Togo läge die Sache etwas anders, weil dort die Kulturen überwiegend in der Hand der Eingeborenen sich befänden, und fuhr fort: Es dürfe wohl von Interesse sein, von Herrn Geheimen Oberregierungsrat Meyer-Gerhard, dem damaligen Vorsitzenden der Kommission zur Entschädigung der durch den Aufstand geschädigten Farmer, näheres über die Mittel der Farmer, die vor dem Feldzug sich niedergelassen hatten, zu ersahren. Mit verhältnismäßig kleinen Mitteln könnten mitunter in Neuländern große Erfolge erzielt werden, und es würde sich deshalb emp- fehlen, nochmals die Frage zu prüfen, ob der Personalkredit nicht mehr in den Vordergrund zu stellen sei, da ja der Grund und Boden im Schutzgebiet noch verhältnismäßig geringen Wert habe. Geheimrat Meyer-Gerhard: Vor dem Aufstand hätten sich nur selten bemittelte Farmer in Südwestafrika niedergelassen. Als nach dem Aufstand Mittel zur Entschädigung der geschädigten Farmer beim Reichstag angefordert werden sollten und es sich darum gehandelt habe, festzustellen, welcher Schaden entstanden sei, sei man allgemein überrascht gewesen, wie hohe Werte verloren ge- gangen waren. Dabei sei man bei der Schadens- feststellung sehr scharf und genau vorgegangen. Es habe sich herausgestellt, daß etwa 15 Millionen Werte zerstört waren, wobei noch zu beachten sei, daß nicht alle Teile des Landes an den Schäden beteiligt waren. Da Leute, die fast nichts ins Land gebracht hatten, so hohe Werte zu schaffen vermocht hätten, habe er die Uberzeugung erlangt, daß in so primitiven Verhältnissen alles auf die Person an- komme und Personalkredit daher der wichtigste Kreditzweig sei. Herr Kommerzienrat Seiler: Er komme auf die Wasserfrage als das Hauptmoment für die Melioration zurück. Es sei zweifellos richtig, daß jeder Farmer zunächst auf seiner Farm für Wasser zu sorgen habe, aber man solle große Anlagen nicht außer acht lassen. Er habe sich viel mit der Wasser- frage beschäftigt und habe stets gesunden, daß der Wohlstand eines Landes mit einer guten Wasser- wirtschaft Hand in Hand gehe. Die Geschichte lehre auch, daß alle alten Völker zur Zeit ihrer Blüte die Regenperioden dank ihrer großen Be- wässerungsanlagen ausnutzten und mit dem Ver- falle ihrer Wasserwirtschaft selbst verfielen. Es müsse deshalb der Wasserwirtschaft im großen das höchste Interesse entgegengebracht werden. Er stütze sich in seiner Anschauung auch auf den Geheimen Baurat v. Schmick und dessen Vortrag auf dem letzten Kolonialkongreß; zudem seien Stauanlagen nicht zu teuer. In Deutschland koste 1 chm gestautes Wasser etwa 60 Pf., in den Schutzgebietren würde es wohl billiger zu stehen kommen, da man Hand= und Spanndienste fodern und dadurch viel an baren Aufwendungen sparen könne. Erfolg sei hier aber nur auf dem Wege der Zwangswirtschaft zu erzielen, und zwar sei die Errichtung von Zwangsgenossenschaften das rich- tige; denn wenn ein bestimmter Teil der Be- teiligten für ein Projekt sei, so müßten die übrigen gezwungen werden können, sich an der Errichtung der Anlage zu beteiligen. Wenn Herr Woermann sage, daß sich keine geeigneten Leute zur Leitung der Genossenschaften fänden, so könne er dem hier nicht beipflichten. An die Spitze des Unternehmens müsse ein Fach-