W 117 20 Die dem Eigentümer ferner auferlegte Ver- pflichtung, die Farm zu bewirtschaften, habe auch kaum je zu Härten geführt, die Vorschrift sei nötig gewesen, weil es infolge der niedrigen Preise vorgekommen sei, daß Farmen von vorn- herein in der Absicht gekauft wurden, sie un- bewirtschaftet liegen zu lassen, um aus einer späteren allgemeinen Wertsteigerung Gewinn zu erzielen. Auf Ersuchen des Vorsitzenden, sich über die rechtliche Seite der Frage zu äußern, bemerkte sodann Herr Geheimrat Meyer-Gerhard: Er teile die Ansicht des Herrn Vorsitzenden, daß rechtliche Schwierigkeiten nicht entstehen würden. Im übrigen wolle er darauf hinweisen, daß eine dingliche Sicherheit mit Vorrang vor bereits bestehenden Hypotheken für das Melio- rationsdarlehn dadurch geschaffen werden könne, daß man die zu entrichtenden Annuitäten zu öffentlichen Abgaben erkläre. Herr Direktor Dr. Tröltsch wies darauf hin, daß es schwierig sein dürfte, wenn man ein Personalkreditinstitut schaffe, das Geld zur Melio- ration, das doch wohl durch Ausgabe von Schuld- verschreibungen auf den Inhaber beschafft werden solle, zu erhalten. Der Vorsitzende bemerkte, er fasse wohl die Ausführungen der Herren Sachverständigen richtig dahin zusammen, daß Herr Präsident Heiligen- stadt für den allgemeinen Kredit freie Genossen- schaften und nur für den Kredit für große Meliorationen Zwangsgenossenschaften vorschlage, Herr Tröltsch dagegen für den gesamten Melio- rationsbetrieb Zwangsgenossenschaften, für den übrigen Kredit freie Genossenschaften in Vorschlag bringe. Beide Herren bejahten dies. Auf die Bitte des Herrn Dr. Salomonsohn, seinen Standpunkt näher zu präzisieren, führte Herr Heiligenstadt aus: Er halte auf Grund seiner Kenntnisse der hiesigen Verhältnisse und seiner allerdings sehr geringen Kenntnisse der kolonialen Verhältnisse die Gründung eines Real- kreditinstituts nicht für zweckmäßig. Das zu gründende Institut müsse aber in etwa vor- kommenden Fällen auch den Realkredit, der in der reinen Form eines solchen nicht genommen werden könne, mit übernehmen, desgleichen den Kredit für den kleineren Mcliorationskredit, der dann durch die kleinen Genossenschaften ver- mittelt werden könnte, während für jede größere Melioration eine Zwangsgenossenschaft zu gründen wäre. Auf eine Frage des Vorsitzenden: Das Institut, an dessen Gründung er denke, sei im Schutzgebiete, nicht im Mutterlande zu errichten. Herr Geheimrat Zoepfl (auf Anfrage): es sei irreführend, unter dem Ausdruck Personalkredit hier, wo es sich um landwirtschaftlichen Kredit handele, auch den rein kaufmännischen Kredit der Banken zu subsumieren. Dies könne verwirren. Die afrikanischen Banken gäben rein kaufmännischen Kredit, aber keinen landwirtschaftlichen Betriebs- kredit. Für die Befriedigung des Betriebskredits der Farmer sei durchaus nicht durch die Banken gesorgt. Lediglich die Windhuker Genossenschafts- bank befasse sich mit diesem Kreditzweig; die Afrikabank in Ausnahmefällen, die Westafrikanische und Ostafrikanische Bank gar nicht. Auch die neue Handelsbank für Ostafrika werde voraussichtlich nur den rein kaufmännischen Kredit pflegen. Herr Woermann bemerkte dazu, die Kredite der Banken an die Farmer stammten aus der Stundung von Warenkaufgeldforderungen. Herr Freiherr von Oppenheim: Wenn nach dem Vorschlag des Herrn Präsidenten Dr. Heiligenstadt der hohe Zinsfuß beibehalten werde, so würde damit der Zweck des neu zu gründenden Instituts mehr oder weniger para- lysiert werden. Herr Heiligenstadt halte den hohen Zinsfuß für erforderlich, um untüchtige Elemente auszuschalten. Soweit die Farmer bereits jetzt im Lande seien, sei die Gefahr un- tüchtiger Elemente wohl nicht groß. Bei Neu- hinzukommenden habe die Regierung es in der Hand, sich Unterlagen für die Solldität zu schaffen. Herr Woermann: Es sei ihm schwer, dem Herrn Sachverständigen auf dem ihm fernliegenden Gebiete zu folgen; in einem Punkte stehe er jedenfalls zu Herrn Heiligenstadt im Gegensatz: Die Formen, die sich hier sehr gut bewährten, stimmten nicht ohne weiteres für Südwestafrika; dort finde ein reger Wechsel der Bevölkerung statt, da, wie ihm Exzellenz bestätigen werde, jeder das Be- streben habe, wieder nach Europa zurückzukehren. Der Vorsitzende: Er bedauere, Herrn Woer- mann nicht zustimmen zu können. Nach seinen Erfahrungen hinsichtlich Südafrika und Südwest- afrika kehrten wohl vielfach Leute aus Afrika wieder nach Europa zurück, wenn es ihnen aber irgend möglich wäre, suchten sie dann wieder nach Afrika überzusiedeln. Die Anziehungskraft des afrikanischen Bodens sei erstaunlich groß. Nur aus gesundheitlichen und ähnlichen Rücksichten, früher wohl auch wegen der Erziehung der Kinder, pflegten nach Afrika Ausgewanderte dauernd nach Europa zurückzukehren. Herr Präsident Dr. Heiligenstadt: Er habe seinen Ausführungen vorauggeschickt, daß er persönlich die Verhältnisse Südwestafrikas nicht kenne; die Bedenken des Hern Woermann ver-