W 120 20 damit der Farmer von der dauernden Besorgnis, es könne ihm plötzlich gekündigt werden, befreit würde und wahrscheinlich auch das Geld billiger bekommen würde. Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Siller erklärt, lediglich in seiner privaten Eigenschaft als Mitglied der Genossenschaftsbank in Windhuk das Wort ergreifen zu können. Er kenne die Verhältnisse dieser Bank aus eigener Anschauung. Er sei der Bank zuerst mit Mißtrauen gegen die Aussichten ihrer Wirksamkeit entgegengetreten, habe aber an Ort und Stelle die Überzeugung erlangt, daß sich für das genossenschaftliche Leben dort ein sehr weites Feld bicte. Die Bank habe außerordentlich günstige Erfolge erzielt. Sie ver- danke das einmal ihrer guten Leitung, sodann dem Umstande, daß sie mit der Wirtschafts- genossenschaft der Farmer in Personalunion stehe. Dadurch sei ihr eine ständige, eingehende Kon- trolle möglich. In den anderen Bezirken des Schutzgebietes fänden sich nur teilweise bescheidene Ansätze zu gleichen Instituten. In erster Linie sei wohl darauf Bedacht zu nehmen, die genossenschaftliche Organisation auf die anderen Bezirke des Schutzgebietes zu er- strecken und sie etwa durch Schaffung einer Zentralstelle im Lande auszubauen. Es mache sich auch bereits im Lande selbst ein gewisser Ausgleich geltend; im vorigen Jahre seien verhältnismäßig ganz beträchtliche Beträge bei der Bank eingezahlt worden. Hinsichtlich der 3 200 000.% wolle er be- merken: nach seinen Informationen handle es sich überwiegend um einen ursprünglich zur Vieh- bestockung und ähnlichen Zwecken ausgenommenen Kredit, der dann in einen hypothekarischen Kredit übergegangen sei. Die kaufmännischen Kreise strebten danach, diesen Kredit frei zu bekommen, um ihn zu Handelszwecken zur Verfügung zu haben. Ein Teil der Kaufleute sei geneigt, die hohe Preishaltung im Lande in erster Linie auf den durch den hypothekarischen Kredit veranlaßten Mangel von freiem Kapital zurückzuführen. Herr Präsident Dr. Heiligenstadt: Er wende sich zunächst der Frage zu, welche Jnstitute für die Pflege des Meliorationskredits zu schaffen seien. Dabei nehme er, wie er wiederholt her- vorheben wolle, die hiesigen Verhältnisse zum Muster. Für Meliorationen, die lediglich im Interesse des einzelnen liegen, käme die freie Genossenschaft in Frage. Seien die Meliorationen für weitere Kreise von Nutzen, so sei zur Bildung einer Zwangsgenossenschaft mit den Adjazenten zu schreiten. Die Genossenschaften im Deutschen Reiche ließen sich in ganz beträchtlichem Umfange, ohne Rücksicht auf die Art des gewährten Kredits, Sicherungshypotheken hinter den Hypotheken der Landschaft eintragen. Auch für Südwestafrika dürfte es sich empfehlen, wenn die Genossen- schaften, soweit angängig, darauf hielten, wenn es nicht anders ginge, wenigstens hinter den Rest- kaufgeldern und Siedlungsbeihilfen Sicherungs- hypotheken zu erlangen. Nach den Ausführungen des Herrn Geheim- rats Siller halte er es für eine wichtige Aufgabe, daß außer der Förderung des genossenschaftlichen Kredits die genossenschaftlichen Bestrebungen auch auf den anderen Gebieten, auf denen sich die Genossenschaften betätigen könnten, gepflegt werden. Die Farmer müßten aufgeklärt werden, für welche Zwecke der Zusammenschluß zu einer Genossen- schaft möglich sei und welche Kraft einem solchen Zusammenschluß innewohne. Aus ihm häufig zugehenden Berichten über Java habe er er- sehen, daß dort mit gutem Erfolge mit der Grün- dung von Genossenschaften begonnen sei. In reichsdeutschen Verhältnissen seien die ländlichen Genossenschaften zur Unterbringung ihrer überflüssigen Gelder auf provinzielle Ver- bandskassen geradezu angewiesen. Diese Verbands- kassen bildeten den Mittelpunkt des genossenschaft- lichen Lebens, erteilten Instruktionen und übten eine ständige Kontrolle aus. In Südwestafrika die Zentralstelle in genossen- schaftlicher Form zu errichten, halte er nicht für zweckmäßig, weil die Verhältnisse noch zu extensiv seien; er halte daran fest, daß dies Institut am richtigsten auf öffentlich-rechtlicher Basis errichtet werde. Was die 3200 000. “ betreffe, so habe er Herrn Dr. Salomonsohn wohl richtig dahin ver- standen, daß dieser Kredit, der der Niederschloag nicht bezahlter Warenschulden sei, jetzt inkorporiert werden solle. Ein Urteil, ob das richtig sei, könne nur abgeben, wer die Verhältnisse des Schutzgebiets kenne. Seine Ausführungen hätten deshalb insoweit theoretischen Charak er. Auf Grund seiner Kenntnis der hiesigen Verhältnisse müsse er sich aber ganz entschieden gegen eine solche Maßnahme aussprechen. Gerade die In- korporierung rein persönlichen Kredits habe zum erheblichsten Teil die Verschuldung der deutschen Landwirtschaft herbeigeführt; sie habe früher er- solgen müssen, weil keine Organisation für Ge- währung von ländlichem Personalkredit vorhanden gewesen sei. Erst durch das Eintreten der Ge- nossenschaften hätten dann diese Schulden wieder beseitigt werden können. Die Umwandlung von Schulden, die nicht den Charakter der Besitzschuld trügen, in Hypotheken lasse sich nicht rechtfertigen. Auch die Wissenschaft vertrete diese Auffassung; insbesondere habe der Verein für Sozialpolitik