W 173 20 Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen. Versuche über die Eignung von Steppengräsern aus Togo zur Daplerfabrikation. Wiederholt ist in den letzten Jahren die Frage erörtert worden, ob nicht dem fühlbaren Mangel an Rohmaterial für gewisse Zweige der Papier- industrie durch Erschließung neuer Hilfsquellen in den Schutzgebieten abzuhelfen sei. Es hat in dieser Richtung nicht nur ein regerer Meinungs- austlausch zwischen Vertretern der deutschen Papier- industrie und der Kolonialverwaltung stattgefunden, sondern es sind auch mehrfach Vorprüfungen kolonialer Rohstoffe ausgeführt worden, die in- dessen ein greifbares Ergebnis bisber nicht ge- zeitigt haben. Es lag nun nahe, eine ein- gehendere Untersuchung darüber anzustellen, ob die in den westafrikanischen Steppen in seltener ÜUopigkeit und in dichten ausgedehnten Beständen vorhandenen Gräser zur Lieferung von Roh- material für Strohstoffpapiere würden heran- gezogen werden können. Für eine eventuelle Ausbeutung kamen zunächst die Grassteppen im südlichen Togo in Frage. Vor weiterem mußte jedoch festgestellt werden, ob die Bestockung der Steppen in der Nähe der Eisenbahnen und der Zufuhrwege zu diesen dicht genug ist, um an cine Ausbeutung der Grasbestände und an einen Transport zur Küste in größerem Umfange denken zu können, und ferner, wie hoch sich die Ge- stehungskosten belaufen würden. Die nach diesen Richtungen hin angestellten Ermittlungen ergaben, daß zwar die Bestockung der Steppen in der nächsten Nähe der Verkehrs- wege vollkommen ausreicht, daß jedoch die Ge- stehungskosten einschließlich des Transports bis zur Küste sich verhältnismäßig hoch beliefen. Und zwar ergab die Berechnung, daß an eine in- dustrielle Verwendung der Gräser nur dann zu denken war, wenn die Fasern besonders hervor- ragende Eigenschaften aufwiesen. Es kam also nunmehr darauf an, das Material auf seine technischen Qualitäten einer genauen Prüfung unterziehen zu lassen. Hierzu wurden aus- reichende Proben der in den Steppen Togos vornehmlich vertretenen und in geschiedenen Be- ständen vorkommenden Grasarten, nämlich des sogenannten „Elefantengrases“ (Pennisetum Benthami) und der zur Gattung Andropogon gehörigen, miteinander vermischt auftretenden Arten aus Togo, beschafft. Herr Kommerzienrat Hans Zanders in Bergisch-Gladbach hatte sich seinerzeit in dankens- werter Weise erboten, die fraglichen Untersuchungen ausführen zu lassen. Da die Ergebnisse dieser Versuche Anspruch auf Interesse erheben dürfen, wird der Bericht des Herrn Zanders mit Ge- nehmigung des Verfassers nachstehend auszugs- weise zum Abdruck gebracht.“) Versuche über die Anwendbarkeit von Elefantengras und Andropogongras zur Herstellung von Papier. Die vom Kaiserlichen Gouverneur von Togo zur Begutachtung zugesandten beiden Grasproben, nämlich etwa 5 kg Elefantengras und etwa 10 kg Andropogongras, wurden zur Prüfung auf Brauch- barkeit für die Papierfabrikation nach dem bei Roggenstroh und Espartogras im Großbetrieb gebräuchlichen Verfahren aufgeschlossen und ge- bleicht. Zum Vergleich wurden die beiden letzt- genaunten Rohstoffe, deren papiertechnische Eigen- schaften infolge jahrelanger Verarbeitung in allen Einzelheiten bekannt sind, genau ebenso be- handelt. Beurteilung. A. Elefantengras. Es ergab sich, daß man das Elefantengras zur Herstellung von Papier wegen der viel zu geringen Ausbeute nicht vorteilhaft verwenden kann. Ein weiteres Hindernis bilden die überaus zahlreich vor- kommenden großen Knoten. Um letztere voll- ständig aufzuschließen, ist eine sehr große Menge Lauge von hoher Konzentration erforderlich. Bei Anwendung einer solchen könnte man zwar die in den Knoten vorhandenen Fasern gewinnen, würde dann jedoch gleichzeitig die leichter auf- schließbaren, viel wertvolleren Fasern der Inter- nodien zerstören („tot kochen“), wodurch die Aus- beute noch ungünstiger ausfallen müßte. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als entweder die Knoten vor dem Kochen auf mechanischem Wege zu entfernen, ein Verfahren, welches tech- nisch schwer ausführbar ist, oder aber die nach dem Kochen mit Lauge von normaler Konzen- tration noch hartgebliebenen Knoten durch ein geeignetes Sieb von dem Stoff zu treunen. Bei Anwendung letzterer Methode gelang indessen ein großer Teil der schwer bleichbaren Knotenfasern in den Stoff, wodurch derselbe zur Feinpapier= fabrikation unbrauchbar wird. B. Andropogongras. Die Aussichten für die Verwendung des Andropogongrases zur Her- stellung von Papier sind nur wenig günstiger als bei Elefantengras. Die Ausbente ist zwar an- nähernd die gleiche wie bei Stroh und Esparto. *) Die Beschreibung der angewandten analntischen Methoden sowie eine Tabelle mit den Analysenergeb-= nissen konnten wegen Raummangels nicht wiedergegeben werden.