W 174 20 Um jedoch einen allen Anforderungen der Fein- papierfabrikation genügenden rein weißen Halb- stoff zu erzeugen, müßte die Menge der anzu- wendenden Chemikalien so beträchtlich vergrößert werden, daß die Verarbeitung wohl an der Preisfrage scheitern dürfte, zumal durch die Ver- mehrung der Chemikalien auch gleichzeitig eine Verminderung der Ausbente bedingt ist. Sehr hindernd wirken ferner die ziemlich zahlreich vor- handenen kleinen Knoten, die wegen ihrer schweren Bleichbarkeit nur durch eine Vorsortierung vor dem Kochen entfernt werden könnten, was aber mit großen technischen Schwierigkeiten ver- bunden ist. Aus den im obigen angeführten Gründen erscheint die Verwendung weder des Andropogou-= noch des Elefantengrases mit den bis jetzt be- fannten Mitteln zur Herstellung von Papier wirt- schaftlich möglich zu sein, solange der Preis dieser Materialien sich nicht wesentlich billiger als der jetzt verwandten Faserarten, Stroh und Esparto stellt. Hierzu ist indessen noch zu bemerken, daß die betreffenden Versuche mit Proben von nahezu ausgewachsenen Gräsern angestellt worden sind. Ob sich die Verarbeitung von jüngeren Gräsern etwas rentabler gestaltet, wozu, wenigstens bei dem Elefantengras, einige Hoffnung vorhanden ist, müßte einer späteren Untersuchung vorbehalten bleiben. Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. A#ndau einer neuen Baumwollart in figypten. Das Kaiserl. Kousulat in Alerxandrien berichtet: Die hiesige Baumwoll-Exportfirma J. Planta & Co. hat eine neue Baumwollart, „Assil“ ge- nannt, angepflanzt, die bestimmt ist, die in starker Entartung befindliche Mittelart Mitafifi zu ersetzen. Nach der Beschreibung gleicht die „Assil“-Pflanze im äußeren Habitus den schönsten Mitafifi-Exem- plaren, hat aber größere Kapseln. Der Ertrag pro Feddan (4200 am) belief sich in guten Län- dereien auf 5 bis 8 Kantars und in mittelmäßigen auf 3 bis 5 Kantars.“) Ausgenommen sind die Fälle, in denen Beschädigungen eintraten, sei es durch Raupen, Kapselwürmer oder Witterungs- einflüsse. Der Prozentsatz an Faser (ginning yield) ist beim „Assil“ größer als bei allen andern ägyptischen Baumwollarten. Er übersteigt im Mittel um wenigstens 6 v. H. denjenigen der „Mitafifi“ und „Nubari“ und um 10 v. H. den- jenigen der „Joanovich" und „Sakellarides“. Die Assilfaser unterscheidet sich in vorteilhafter Weise von der heutigen „Mitafifi“ durch ihre Länge und Feinheit, wie auch durch ihre Kraft und Gleichmäßigkeit. Die „Assil“ hat eine gleichmäßigere gelbliche Farbe als die „Mitafifi“ und zeigt nicht die ständig wachsende Beimengung von „Hindi“ (weiße, kurzstaplige Baumwolle), die seit mehreren Jahren schon das auffallendste Symptom der Degeneration der „Mitafifi“ bildet. Die Firma J. Planta verkauft jetzt den Samen an Pflanzer und rechnet darauf, daß in der näch- sten Ernte 40000 bis 50000 Ballen zu 337 kg gewonnen werden. Zwei Mitglieder der British *) 1 KNantar — 44,5 kg. Cotton Growing Asscciation haben die Assilbaum- wolle geprüft und erklärt, daß sie die geeignete Sorte für die englischen Spinnereien sei. Diese seien mit der Mitafifi-Sorte sehr unzufrieden und manche von ihnen hätten schon im vorigen Jahre anstatt Mitafifi mittlere und bessere amerikanische Sorten bezogen. Die Qualität der in der letzten Ernte erzielten Mitafifi-Baumwolle ist noch ge- ringer als in früheren Jahren. Auch die Sorten Joanovich und Nubari fangen schon an, schlechter zu werden. Die Regierung beschäftigt sich damit, Maßregeln zur Verbesserung des an die Pflanzer zur Verteilung kommenden Samens und zur Ver- hinderung der betrügerischen Mischung ober- ägyptischer Baumwolle mit Mitafifi-Baumwolle zu ergreifen. Die Baumwollindustrie Großbritanniens 1911.) In der ersten Hälfte des Jahres 1911 schien es, als würde trotz der am Schlusse des Vorjahres gehegten besseren Hoffnungen die Ungunst der Verhältnisse ferner andauern. Die Baumwollernte der Vereinigten Staaten von Amerika, die für die das Erntejahr 1909/10 ganz ungenügend gewesen war, brachte auch für 1910/11 nur einen knapp mittelmäßigen Ertrag. Die Preise für Rohbaum- wolle zogen wieder an und kamen im Mai und Juni dem abnorm hohen Stand von Ende 1909 nahe. Es wurde befürchtet, daß unter diesen Verhältnissen die Webereien für die Erzeugung der Spinnereien nicht mehr volle Verwendung haben könnten, und es machte sich unter den Spinnereien eine auf planmäßige Verkürzung der *) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, S. 440 f.