255 i6 Verbesserung ihrer Weideverhältnisse anzuhalten und sie so allmählich zu Viehzüchtern zu erziehen. Auch in den Bakossi= und sonstigen Land- schaften, in denen Waldlandrinder von Ein- geborenen gehalten werden, ist die Bevölkerung noch nicht soweit fortgeschritten, daß man sich von einer Landesviehzucht Erfolg versprechen könnte. Die Sennerei in Buea ist daher vorläufig in dieser Richtung ohne Bedeutung. Die Ab- gabe von Zuchtbullen erfolgt zur Zeit, wie aus dem Folgenden zu ersehen ist, nur an die Re- gierungs-Viehzuchtstationen. Dagegen hat der weitere Zweck der Sennerei, die Abgabe von Molkereiprodukten an die hier und in der Um- gebung angesessenen Europäer, einen großen Um- fang angenommen. Es ist zu hoffen, daß hier- durch vielleicht in Kürze sogar eine gowisse Rentabilität des Betriebes wird erzielt werden können. Um hier klar zu sehen, ist eine genaue Buch- führung eingeführt worden. Der Jahresbericht der Sennerei über das Rechnungsjahr 1912/13 wird hierüber genaueres bringen. Eine große Schwierigkeit für den Betrieb der Sennerei besteht darin, daß infolge der gebirgigen Lage und des zum Teil sehr steinigen Bodens nur wenig Kraftfutter gewonnen werden kann. Die Grasflächen stehen, soweit sie regelmäßige Düngung mit Stallmist erhalten, das ganze Jahr hindurch sehr gut. In der Regenzeit aber, wo das Vieh ebenfalls dauernd auf der Weide gehen muß, ist es schwierig, Durchfall und Erkältungs- krankheiten zu verhindern. Infolge der häufigen Nebelbildung ist es sehr erschwert, Hen und Körnerfrüchte in der Regenzeit zu konservieren. Es erscheint aber unbedingt notwendig, die Leistungen des Viehs in bezug auf Milch durch Fütterung mit Kraftfutter zu erhöhen. Es soll deshalb in der nächsten Trockenzeit der Versuch in größerem Maßstabe ausgeführt werden, brauch- bares Heu zu gewinnen. Ein im letzten Jahre ausgeführter Versuch mit dem Anbau von „Makabo“ (Colocasia esculenta) hat sehr gute Erfolge ge- zeitigt, und augenblicklich erhält das Vieh neben Maisschrot eine tägliche Beigabe von gekochten Knollen. Mais kann die Sennerei selbst nicht anbauen, doch wird, wenn das Vorwerk, wie beabsichtigt, ausgebaut ist, von dort eine größere Menge als bisher geliefert werden können. Diezüchterischen Aufgaben der Sennerei sind aus der anliegenden Instruktion") ersichtlich. Hierbei sei auf folgendes hingewiesen: Die hier befindliche Allgäuer Herde ist, wie schon erwähnt, aus zwei Transporten heran- *) Siehe Anlage 1. gezüchtet, deren Ankauf der ehemalige Gouverneur, jetzige Kabinettschef Seiner Majestät des Königs von Württemberg, Staatsminister Frhr. v. Soden, seinerzeit persönlich ausgeführt hatte. Die Tiere stammten aus dem bayrischen Allgäu, vornehmlich aus Höfen in der Nähe von Immenstadt, und gehörten zum Teil auch der sogen. Montafuner Rasse an, und zwar einem minder verfeinerten und minder empfindlichen Schlage. Die Herde besteht jetzt 13 Jahre und ist hier akklimatisiert in einem Lande, das für die Vieh- zucht die extremsten Bedingungen bietet. Es. wäre daher von großem wissenschaftlichen und praktischen Interesse, wenn einmal vergleichende Messungen im Allgäu und hier an den Rindern vorgenommen und die etwaigen Veränderungen wissonschaftlich festgelegt würden. Es hat nämlich den Anschein, als ob die Durchschnittsgröße der Rinder hier abgenommen habe, und als ob sich diese auch sonst verändert hätten. II. Vorwerk Buca. Schwieriger als bei der Sennerei liegen die Verhältnisse beim Vorwerk Buca. In der an- liegenden Instruktion") ist der Zweck dieses Be- triebes folgendermaßen bezeichnet: Das Vorwerk Buca züchtet Kreuzungen zwischen Allgäuer Bullen und Waldlandrindern. Das Vor- werk hat den Zweck, den Schlachtviehbedarf von Buca, Soppo und Victoria zu decken, soviel Zugvieh heranzuziehen, als für die eigenen Zwecke und den Betrieb des Gonvernements in Buca und Victoria notwendig ist. Es fällt ihm ferner die Maisversorgung von Buca und Soppo zu. Auch auf dem Vorwerk macht der Viehbestand auf den Laien einen guten Eindruck. Aber auch hier wie auf der Sennerei fehlen besonders in der Regenzeit genügende Mengen von Kraftfutter. Man hat, da auch die europäische Bevölkerung von Buca mancherlei Bedürfnisse (Kartoffeln, Mais usw.) hat, schon frühzeitig versucht, hier einen geschlossenen landwirtschaftlichen Betrieb ein- zurichten, und hat in der Hauptsache Mais und Kartoffeln angebaut. · Um diesen Arbeiten eine feste betriebstechnische Grundlage zu geben, ist das ganze, dem Vorwerk zur Verfügung stehende Gelände durch Kompaß— Meßbandzüge aufgenommen und das Ackerland vorläufig in vier Schläge eingeteilt worden. Es ist ferner ebenso wie auf der Sennerei eine land— wirtschaftliche Buchführung eingerichtet worden. Sie wird in den nächsten Jahren zeigen, ob der landwirtschaftliche Betrieb als solcher Aussicht auf Rentabilität hat. Die Einführung der Pflugkultur, wie sie auf dem Vorwerk betrieben wird, hat *) Siehe Anlage 2.