257 20 Der Viehbestand auf den Zuchtstationen Dschang und Djuttitsa (Bambutoberge) betrug am 1. April 1911: 2 Allgäuer Bullen und 419 Buckelrinder. Der in Dschang stationierte Landwirt hat den Auftrag erhalten, genauere Aufnahmen über die Viehbestände der Eingeborenen und die Weide- verhältnisse in den einzelnen Landschaften zu machen, die kartographisch festzulegen sind. Diese Aufnahmen sollen die Kontrolle über die ein- zelnen Häuptlinge erleichtern und die Unterlage für den Austausch und die Stationierung von Zuchtbullen bilden. Der Landwirt Klimowitz, der das Vorwerk Dschang leitet und dem Bezirkschef Oberleutnant Rausch als Sachverständiger beigegeben ist, hat sich an dieser Organisation in hervorragendem Maße beteiligt. Für die Viehzucht von Europäern steht, wie überhaupt für landwirtschaftliche Niederlassungen von Europäern im en- geren Dschangbezirk nur wenig Land zur Verfügung. Vorläufig könnte eine Ansiedlung von Viehzüchtern und Ackerbauern nur am Bam- butogebirge in der Nähe der BWiehzuchtstation Diuttitsa erfolgen. Nach einer früheren Angabe des Oberleutnants Rausch ist dort für etwa vier Niederlassungen Platz vorhanden. Neuerdings hat sich dort ein früherer Schutztruppenangehöriger Moerstedt angesiedelt. Er beabsichtigt, in Ada- maua einen Viehbestand aufzukaufen. Ansiedler, die sich in dieser Gegend niederlassen wollen, müßten allerdings über ein Kapital von 50 000 bis 60 000 .7 verfügen. Hand in Hand mit den erwähnten Bestre- bungen gehen auf den Biehzuchtstationen im Dschangbezirk züchterische Versuche. Bezüg- lich dieser Versuche sind dem dort tätigen Land- wirt die anliegenden Instruktionen") erteilt worden; danach hat der Stammhof Dschang neben dem rein landwirtschaftlichen Betriebe und der Land- wirtschaftsschule die Aufgabe, Kreuzungsver- suche zwischen Allgäuer Bullen und Buczkel- vieh vorzunehmen. Auf dem Haupthof Djuttitsa und seinen Vorwerken werden erstens Reinzüchtungen mit ausgesuchten männlichen und weiblichen Buckelrindern, zweitens Kreuzungen zwischen Allgäuer Bullen und Buckelrindern in ge- trennten Herden ausgeführt; Kreuzungen zwischen dem von Hagenbeck geschenkten in dischen Zebu- bullen, der wegen Mangel von erstklassigem Buckelvieh auf dem Vorwerk Buea der Station Dschang überwiesen wurde, und Buckelrindern werden auf dem Posten Bana angestellt. Bei *) Siehe Aulage 3 bis 5. der kleinen geschlossenen Herde des Postens (26 Stück) steht der Zebubulle gut isoliert, so daß die Zuchtergebnisse genau festgestellt werden können. Die Versuche der Kreuzung von Buckelbullen und Waldlandrindern werden bei den im Besitz der Eingeborenen befindlichen Herden von Wald- landrindern unter Aufsicht der Station aus- geführt. Gelingt die oben ausgeführte Organisation des Viehzuchtwesens im Dschangbezirk auch weiterhin so gut, wie sie angefangen hat, so gedenke ich in den Gebieten mit ähnlichen Boden= und Wirt- schaftsverhältnissen des Bamendabezirkes, in gleicher Weise, wie dies im Dschangbezirk ge- schehen ist, vorzugehen. Besonders im Bamumgebiet, in dem die Einführung der Baumwollkultur geplant ist, ist es geboten, mit diesen Versuchen bald zu be- ginnen. Soll die Baumwollkultur hier heimisch werden, so ist möglichst von vornherein anzu- streben, sie bei den Eingeborenen als Pflugkultur einzuführen. Es erscheint daher angebracht, Vieh- zuchtstationen kleineren Stils an die ge- planten Baumwollversuchsstationen an- zuschließen. Da das Zuchtmaterial in nächster Nähe billig gekauft werden kann, so werden hier- durch erhebliche Kosten nicht entstehen. Alle diese Bestrebungen beziehen sich auf Ge- biete, in denen von den Eingeborenen Viehzucht in größerem Maßstabe bisher nicht betrieben wurde. In den eigentlichen Viehzuchtgebieten der Kolonie, in den Residenturbezirken von Adamaug und den ITschadseeländern und dem Bezirke Banjo, in denen zusammen etwa 400 000 Buckelrinder vorhanden sind, ist dagegen noch nichts in dieser Richtung geschehen. Betreffs der Organisation der Viehzuchts- bestrebungen des Gouvernements in den genannten Gebieten werden der in Adamaua stationierte Tierarzt sowie der dort tätige landwirtschaftliche Sachverständige Erkundungen vorzunehmen haben. Ich bin jedoch schon jetzt der Auffassung, daß es notwendig sein wicd, einen in der Viehzucht speziell bewanderten Landwirt mit dieser Aufgabe zu betrauen, wenn die Sache gleichmäßig und dauernd gefördert werden soll. Es ist eine große Arbeit, die uns auf dem Gebiete der Viehzucht bevorsteht. 1* Im Süden der Kolonie, den Bezirken Ebolowa, Kribi, Edea und Jannde, wird so lange von einer Förderung der Großviehzucht abzusehen sein, bis die Tsetsefrage eine ge- nauere Beurteilung erfahren hat. Es stehen dort