W 261 20 Baumwollstationen in Togo. Zum Zwecke der Baumwoll-Saatzucht und Saatvermehrung hat das Kaiserliche Gouverne- ment zwei Baumwollstationen eingerichtet. Die eine, für die Bezirke Atakpame und Lome- Land bestimmt, befindet sich in Nuatjä, die zweite, für die Hinterlandbezirke, ist am Kamaa, 14 km ostnordöstlich von Bassari, gelegen. Die der Ackerbauschule angegliederte Baum- wollstation Nuatjä steht bereits in vollem Be- triebe. Diese Station hat in erster Linie die Verbesserung der Togo-Sea-Island-Baumwolle, die durch Verbastardierung in den letzten Jahren sehr an Güte eingebüßt hatte, in Angriff ge- nommen. Schon bei der letzten Ernte wurde die Saatauslese für die weiteren Züchtungsarbeiten mit größter Sorgfalt durchgeführt. Außerdem werden große Vermehrungsfelder angelegt, aus denen später der Bezirk Atakpame mit Saat versorgt werden soll. Um den an die Station Nuatjä zu stellenden erhöhten Ansprüchen betreffs Saatgewinnung ge- recht werden zu können, soll das Anbaugelände der Ackerbauschule um 100 ha vergrößert werden. Die Station am Kamaa hat den eigentlichen Zuchtbetrieb noch nicht aufnehmen können. Nach- dem nämlich die diesjährigen Anbauversuche von neuem das vollständige Versagen der Ne- glectum-Sorte ergeben haben, wird es vorerst Aufgabe der neuen Station sein, durch weitere vergleichende Anbauversuche die beste Sorte aus- findig zu machen. Dazu werden in der kommen- den Pflanzperiode folgende Arten und Sorten herangezogen werden: . Sokode-Sea-Island, . Togo-Sea-JIsland, . Küstenbaumwolle, u. Neglectum (alte Saat), . - (neue Saat), . Hinghanghat (neue Saat). Eine dritte Baumwollstation ist bekanntlich für den Bezirk Misahöhe geplant. Bevor jedoch der Platz für diese Station endgültig festgelegt werden kann, sollen nochmals an mehreren Orten des Bezirks größere Versuchsfelder angelegt wer- den. Dafür kommen zunächst in Betracht: die Orte Towe (in der gleichnamigen Landschaft) und Glikophe (in der Landschaft Atigbe). An beiden Plätzen werden je 10 ha mit aus- gesuchter Togo-Sea-Island bestellt werden. Endlich soll in Kpandu, um die teuren Saattransporte über das Agome-Gebirge zu vermeiden, eine Saatvermehrungsstelle ge- schaffen werden. ————————2 Die auf den Versuchsfeldern der drei letzt- genannten Plätze zu gewinnende Saat wird im Jahre 1913 zur Versorgung der Landschaft Adaklu dienen. Nachdem schon die letzte Baumwollernte im Schutzgebiet nach Urteilen heimischer Sachverstän- diger aus Handel und Industrie eine erfreuliche Verbesserung in der Qualität der Togo-Baumwolle hat erkennen lassen, ist zu erwarten, daß die neuesten Maßnahmen zu weiteren Fortschritten in dieser Richtung führen werden. 1 Über die Milchwirtschaft in Deutsch-Südwestakrika berichtet der Kaiserliche Gouverneur folgendes: Wesentliche Anderungen in der Lage und dem Umfange der Milchwirtschaft im Schutzgebiete sind im letzten Jahre nicht eingetreten. Die beschränkte Absatzmöglichkeit verhindert eine erhebliche Vergrößerung der Produktion, so daß nur in den von Bahnen durchschnittenen Bezirken sich eine erheblichere Milch= und Butter- erzeugung zu Verkaufszwecken entwickeln konnte. Der Ausdehnung der Milchwirtschaft im Schutzgebiet wirken auch die hohen VWiehpreise entgegen, welche die Farmer vielfach veranlaßt haben, die Milch zu verfuttern, um schwereres Schlachtvieh zu erhalten; ferner die in diesem Jahre ungewöhnliche Trockenheit, die häufig dazu zwang, die-Milch den Kälbern zu lassen. Molkereien befinden sich nur in der Stadt Swakopmund. Sie beziehen die Milch teils aus dem Innern, teils haben sie eigene Milch= kühe in Swakopmund stehen. Butter und Käse wird dort nicht bereitet. In den übrigen Teilen des Schutzgebiets haben sich Molkereien nicht entwickeln können, weil bei den großen Ent- fernungen der Farmen ein weiter Transport der Milch auf Wagen unvermeidlich wäre, den diese nicht verträgt. Das Hauptgebiet für die Milchwirtschaft ist nach wie wie vor die Mitte des Schutzgebiets. Von dort wurde frische Milch in größerer Menge versandt, vornehmlich aus den Bezirken Karibib (77 500 Liter) und Omaruru und dem Distrikt Okahandja. In letzterem Bezirke versendet seit Januar d. J. ein Farmer täglich 300 Liter Milch nach Swakopmund. Mit Hilfe einer Kühl- anlage (Kohlensäurekältemaschine) kühlt er die Milch bis auf etwa 0 Grad ab und bringt sie dann in viereckigen mit einer trockenen Korkschicht umgebenen Kannen, die in starke Kisten verpackt werden, zum Versand. Die Milch übersteht auf diese Weise den Transport vorzüglich, kommt nach 24 stündiger Eisenbahnfahrt etwa mit 6 Grad Wärme in Swakopmund an und hält sich dort