G 263 20 Die Qualität der geernteten Baumwolle ist nicht gut. Namentlich hat sich die besonders wichtige Mittelsorte „Mitafift“ in Klasse und Fein- heit der Faser verschlechtert. Die Sorte degene- riert und bildet jetzt nur noch die Hälfte der Ernte. Die Regierung will, um ihre weitere Verschlechterung zu verhindern, eine Kontrolle über die Verteilung des zur Aussaat bestimmten Samens an die Pflanzer einrichten und vor allem die Vermischung dieses Samens mit oberägyptischem verbieten. Die Qualität der Sorten „Joannovich, Nubari, Sakelarides und Abassi“ ist gut aus- gefallen. Die Sorte Nubari wird mehr von den Spinnern verlangt, weil ihre Faser regelmäßiger geworden ist. Eine zum ersten Male in kleinerem Umfang angepflanzte Sorte „Assil““), die „Mitafifi“ ersetzen soll, ist zufriedenstellend aus- gefallen. Das Ergebnis in den Entkernungs- fabriken war 3½ v. H. und etwa dasselbe wie im Vorjahr. Die Preise waren bis in den Oktober hinein fest und ziemlich hoch und betrugen noch Ende September 19 Tallari (1 Tallari —= 4,15 .6) den Kantar für Lieferung im November. Dann fielen sie wegen des reichlichen Ergebnisses der amerikanischen Ernte und der ungünstigen Einwirkung des italienisch-türkischen Krieges auf den Handel im östlichen Mittelmeer Mitte Oktober auf 16 3¾/4 Tallari und gingen, als sich heraus- stellte, daß die Ernte normal sein werde, im De- zember bis auf 14¾ Tallari für Lieferung im November 1912 herunter. Seit Jannar d. Js. sind sie infolge der großen Nachfrage der Spinner langsam wieder gestiegen und betrugen Anfang Februar 16½ Tallari für Lieferung im No- vember d. Is. Eine weitere Steigerung ist nicht ausgeschlossen. Der Unterschied der Preise der ägyptischen gegen die der amerikanischen Baum- wolle ist zur Zeit nur 6½ Cents, so daß ägyp- tische im Verhältnis zur amerikanischen billig ist. Das Geschäft hat sich normal abgewickelt. Die Nachfrage der Spinner war sehr bedeutend, weil sie die billigen Preise benutzten, um sich mit großen Mengen Baumwolle zu versehen. Manche Spinner haben schon Käufe in Baumwolle nener, sogar schon in Baumwolle der Ernte von 1913 abgeschlossen. Die Exporteure haben gute Geschäfte gemacht, während die Zwischenhändler im Innern schlecht abgeschnitten haben. Die Bauern haben, verwöhnt durch die hohen Preise des Vorjahrs, nicht zu Anfang der Ernte, als die Preise 18 Tallari betrugen, verkaufen wollen, sondern in der Hoff- nung auf Steigerung dieser Preise so lange ge- wartet, bis sie auf der Basis von 15½ Tallari abschließen mußten. Der Ausfall, den sie gegen das vorige, allerdings günstige Jahr erlitten *) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 174. haben, kann auf etwa 4 Millionen L#E. berechnet werden. Bis zum 9. Februar d. Is. waren 6 026 197 Kantar oder 2707 449 dz in Alexandrien an- gekommen. Die Vorräte beliefen sich auf 2064260 Kantar oder 927 430 dz. Vom 1. September ab bis zum genannten Tage sind 559 789 Ballen zu 7½ Kantar oder 1921777 dz ausgeführt worden. Davon gingen 295 182 Ballen nach Großbritannien, 216929 Ballen nach dem euro- päischen Festland und 47 678 Ballen nach den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Aussaat für die diesjährige Ernte beginnt Mitte März. Die Anbaufläche wird keinesfalls kleiner sein als im Vorjahr. Die Sorten Joannovich und Abassi dürften im gleichen Umfang, die Sorte Nubari etwas mehr als im Vorjahr angebaut werden. Der Anbau der sich durch lange und feste seidige Faser auszeichnenden Sorte Sakelarides, von der etwa 269 000 dr: geerntet worden sind, wird voraussichtlich ein- geschränkt werden, weil die Pflanzer mit den dafür erzielten Preisen nicht zufrieden sind. Ob die neue Sorte Assil auf größeren Flächen an- gebaut werden wird, ist fraglich, da die Pflanzer schwer dazu zu bewegen sind. Versuche mit dem Anbau werden jedoch in allen Gegenden gemacht werden. Die Meinungen der Spinner über Assil- Baumwolle sind verschieden. Während englische Spinner sie als sehr brauchbar und als geeigneten Ersatz für Mitafisi gefunden haben, sind Spinner in Nordfrankreich und in der Schweiz nicht damit zufrieden gewesen. (Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alerandrien.) Baumwollanbau in Britisch- Indien."“) Bekanntlich wird in Indien zur Zeit fast aus- schließlich die kurzschürige Baumwolle gebaut, die außer nach England hauptsächlich nach Deutsch- land und Japan ausgeführt wird. Nun ist im Jahre 1910 eine Deputation englischer Baumwoll- interessenten bei Lord Morley, dem damaligen Staatssekretär für Indien, dahin vorstellig ge- worden, daß es erforderlich sei, im Anbanu von indischer Baumwolle, insbesondere langschüriger, sortan größere Anstrengungen zu machen. Bei der kürzlich in Pusa abgehaltenen landwirtschaftlichen Konferenz wurde in Verbindung hiermit aus- geführt, daß vom hiesigen Landwirtschafts- ministerium alles Mögliche getan worden sei, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn diese Schritte bisher keinen größeren Erfolg gehabt hätten, so sei dies insbesondere darauf zurückzuführen, daß *) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 54f.