W 311 25 Hereinbringung der Ernte ihre Ware offe- rierten, so fänden sie den Bedarf bereits allseitig gedeckt und könnten nichts absetzen. Da das heiße Klima eine längere Lagerung des Kakaos nicht gestatte, so müßten sie schließlich, um die Ernte überhaupt zu Geld machen zu können, auf die von den Spekulanten gebotenen niedrigen Preise eingehen. Diesem Mißstand müßte entgegengetreten und der Kakaohandel wieder zu einem gesunden Ge- schäft gemacht werden; den Pflanzern selbst komme es zu, den Preis zu bestimmen. Hierzu bedürfe es natürlich einer festen Organisation, die über gehörige Mittel verfüge. Diese würden, da sich der Gedanke einer freiwilligen Beitragsleistung als undurchführbar erwiesen habe, durch einen von den Produzenten zu erhebenden besonderen Ausfuhrzoll von 1 Sucre (2 .%/0),“) der an den Pflanzerbund selbst unmittelbar abgeführt werden müßte, zu beschaffen sein. Da die Durchschnitts- ernte in Ecuador sich auf rund 700 000 Zentner belaufe, so wäre dann jährlich ein Fonds von 700 000 Sueres verfügbar. Mit einer solchen Summe könne der Bund, im Vereine mit den auf ähnliche Mittel gestützten Organisationen in Portugal und Brasilien, seine Operationen be- ginnen, nämlich die Preise festsetzen, unter denen den Exporteuren kein Kakao geliefert werden dürfe. Selbstverständlich müsse man sich für den Anfang auf einen energischen Widerstand gefaßt machen, so daß man möglicherweise zunächst die Ernte nicht los werden würde; dann müßte der Bund den Produzenten die Ware abkaufen und in Europa, dessen Klima eine längere Einlagerung ohne Schaden zulasse, ins Depot geben; falls die vorhandenen Gelder für die Abfindung der Pro- duzenten nicht ausreichten, würden sich gewiß Banken zur Bevorschussung des wertvollen Artikels bereit finden. Schließlich müßten ja die Fabri- kanten, wenn ihr Vorrat zu Ende sei, doch ent- gegenkommen und auf die festgesetzten Preise eingehen.“ Der Kongreß verlangte zunächst den Nachweis, daß dem Projekt von der großen Mehrheit der Hazienderos zugestimmt werde. Als es endlich gelungen war, die genügende Anzahl von Unter— schriften vorzulegen, war die Session schon so weit vorgeschritten, daß die Vorlage nicht mehr im Plenum beraten werden konnte. Allerdings sprach sich der Kommissionsbericht befürwortend aus. Da ohne den Ausfuhrzoll, der den Kampf— fonds schaffen soll, in die praktische Betätigung der Valorisationsbestrebungen nicht eingetreten werden kann, so müssen sich die Leiter der Be— wegung bis zum nächsten Kongreß in Geduld *! Für den spanischen Zentner (16 kr). fassen. Man glaubt, daß im Frühjahr eine außer- ordentliche Tagung stattfinden wird, und Saenz hofft, daß es dann gelingen wird, den erwähnten Zoll durchzusetzen. Unterdessen beginnt man sich hier nach und nach der großen Schwierigkeiten, die sich der Durchführung des Unternehmens entgegensetzen, bewußt zu werden. Die interessierten Kreise sind sich darüber klar, daß das Projekt überhaupt nur dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn es glückt, die drei Hauptproduktionsländer zu einem gemein- samen Vorgehen zusammenzuschließen; Ecuador allein würde natürlich durch die Annahme der Saenzschen Vorschläge nichts erreichen. Allem Anschein nach wird deshalb in Ecuador eine Wiederaufnahme der Propaganda nur dann er- folgen, wenn bis zum nächsten Kongreß wenig- stens einigermaßen günstige Berichte aus Portugal und Brasilien eintreffen. · Selbst wenn aber diese beiden Länder ein ermutigendes Beispiel geben sollten, so würde hier noch manche Schwierigkeit zu überwinden sein. Bei näherer Prüfung des Projekts sind im Kreise der Pflanzer selbst Bedenken aufgetaucht; sie be— fürchten zunächst, die Leitung des zu gründenden Bundes werde sich nicht auf eine vorsichtige, auf die Verteidigung vernünftiger Preise gerichtete Politik beschränken, sondern gegebenenfalls durch spekulative Operationen die Preise zu treiben suchen, ein Vorgehen, das nicht im Sinne der Produzenten liegen würde. Außerdem hegt man die Besorgnis, daß der erwähnte Ausfuhrzoll, der doch den Pflanzern zugute kommen soll, später von der Regierung für andere Zwecke verwendet werden würde. Für den Fall des Scheiterns des Valorisations= projekts haben sich die Interessenten bereits nach anderen Mitteln, die den Kakaobau gewinnbrin- gender gestalten könnten, umgesehen und machen für eine Herabsetzung des auf dem Artikel lasten- den Ansfuhrzolles (1 Sucres — 8 . für den spanischen Zentner) Stimmung. Als Ersatz schlagen sie eine stärkere Besteuerung des Branntweins und Tabaks und die Erhöhung der Einfuhrzölle auf Spirituosen und Lurusgegenstände vor. (Bericht des KNaiserl. Konsulats in QJuito vom 28. Dezember 1911.) Der Lissaboner Kahaomarkt im Februar 1912.7) Seit dem letzten Berichte ist der Kakaopreis stetig zurückgegangen, trotzdem größere Abschlüsse gemacht worden sein sollen. Der Preis ist von 3600 auf 3400 Reis gesunken. “) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912. . 220.