— 413 20 Redner hält es für erforderlich, zuerst durch ausgebil- dete Flieger in den geplanten Verwendungsgebieten Beobachtungen und Erfahrungen zu sammeln, ehe man im größeren Maße Mittel für koloniale Flugzwecke auf- wendet. Marokko und Tripolis, wo Flugzeuge schon vielsach verwendet werden, können zum Vergleiche mit unseren Kolonien wegen der sehr verschiedenartigen Verhältnisse und Umstände nicht wohl herangezogen werden. Die Tatsache aber, daß in Tripolis noch kein teilnehmender Flieger in feindliche Hände geraten ist, ist ein Beweis einer immerhin schon großen Zu- verlässigkeit der Flugzeuge. In London hat sich das African Aviation IFndicate zum Zweck der Studien und des Betriebs von Flugzeugen in Afrika gebildet. Der Redner empfiehlt die Verwendung von Flugzengen in den Kolonien in erster Linie für gerophotogram- metrische Zwecke und gibt eine Reihe von Vergleichs- zahlen auf Grund der Berechnungen des Hauptmanns Scheimpflug für die Kartographierung von Deursch- Südwestafrika. An Stelle von 200 bis 250 Mil- lionen Mark und 150 bis 170 Jahren Arbeitszeit, würden sich bei Verwendung von Fesselballond die Kosten auf 75 bis 80 Millionen Mark und die Arbeits- zeit auf 16 Jahre verringern, unter Verwendung von Luftschiffen auf 13 Millionen Mark und drei bis vier Jahre Arbeitsgeit. Scheimpflug hat die Zeit nicht mehr erlebt, in der das Flugzeng so weit entwickelt war, daß es mit Vorteil an Stelle des Luftschiffes treten kann, wodurch sicherlich die Rosten noch erheblich verringert werden. Wenn die Fluggeng-Industrie durch die koloniale Verwendung von Flugzeugen eine wesent- liche Förderung erhalten haben wird, so wird dies im bedeutenden Maße dem Flugsport und dadurch auch der militärischen und wirtschaftlichen Verwendung zu- gute kommen. An Hand von aerophotogrammetrischen Aufnahmen und einem Apparat referieren die Herren Dr. Weidert und Dr. Günther über den heutigen Stand der Photogrammetric. Auf Antrag des Kommandos der Schutztruppen faßte die Technische Kommission den Beschluß, dem Kommando der Schutztruppen 4000 Mark zu dem Zweck zur Verfügung zu stellen: den Oberleutnant der Kaiser- lichen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika Freiherrn v. Hammerstein-Gesmold als Fluggeugführer anszubilden. Kongo—Sangha—llbangi-Erpedition. Über die Vorbereitung der Kongo — Sangha —llbangi-Expedition des Kolonial-Wirtschaft- lichen Komitees berichtet der Vorsitzende: Der Erwerb von Neu-Kamerun hat uns vor die wassertechnische Aufgabe gestellt, die Flüsse Sangha, Kadei-Dume, Dscha, Njong und seine Nebenflüsse sowie den Ubangi und Lobaje teils als Zubringer zur Kamerun-Mittelbahn, die in drei Jahren ihren vorlänfigen Endpunkt M'Balmajo erreichen wird, teils als Zufahrtsstraßen zum großen Kongo- strom nutzbar zu machen. Das weitere Ziel ist die Einführung einer deutschen Schiffahrt mit Roh- ölmotoren auf den großen afrikanischen Stromgebieten und Binnenseen. Zur Lösung dieser großen Aufgabe soll die Kongo — Sangha — Ubangi-Expedition beitragen. Das Reichs-Kolonialamt und das Kaeiserliche Gonvernement von Kamerun haben weitgehende Förderung der Erpedition zugesichert. Die drüben tätigen Gesellschaften, wie die Gesellschaft Süd-Kamerun, die Westafrikanische Pflanzungs-Gesellschaft „Viktoria“, In Sociéctc CommercicllIle Belgo-Allemande du Congo, La Compagnie Forestière Sangha-Oubangui, die Deutsche Kolonial-Eisenbahn-Bau= und Betrioebsgesellschaft und ebenso die heimische Eisen-, Metall-- und Maschinen- Industrie sind für das Unternehmen interessiert. Als günstigste Zeit für die Schiffahrterkundung ist die Periode der abnehmenden Wasser bis Niedrigst- wasserstand, etwa Jannuar bis April, und eine kürzere Periode im Herbst festgestellt. Dementsprechend soll die Cxpedition die Ausreise im Degember antreten. Für die Führung ist ein hervorragender Fachmann gewonnen. Inzwischen werden alle bisher von deutschen Forschern und Offizieren vorliegenden Erfahrungen ge- sammelt und gründlich bearbeitet werden, insbesondere die Berichte über die Ergebnisse der französischen Kongo—Sangha—lbangi-Expedition vom Jahre 1911, die nach erfolgter Ratifikation des deutsch-frangösischen Vertrages nunmehr zu erwirken sein dürften. In Deutschland sind Versuche eingeleitet, um Sicherheit zu gewinnen über eine rationelle Verwendung von kolonialen Pflanzenölen für den Betrieb von Schiffsmotoren: in Kamernn wie in Deutsch-Ost- afrika sind Erhebungen im Gange über eventuell an Ort und Stelle vorhandenc oder zu gewinnende Mengen von Pflangenölen und deren Gestehungskosten bei maschineller Gewinnung. Im Hinblick auf die Wichtigkeit regelmäßiger Witterungs= und Wasserstandsbeobachtungen für die Sicherstellung der Ergebnisse der Schiffahrterkundung hat das Komitee beim Reichs-Rolonialamt beantragt, das Gouvernement von Kamerun zu veranlassen, auf allen in Alt= und Neu-Kamerun für die Sangha— Ubangi-Erxpedition in Betracht kommenden Regierungs- und Militärstationen meteorologische Beobachtungen und Pegelmessungen einzurichten. .— —— — — — — — — — Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. Andau ägyptischer Baumwolle in Tezras. Mit ägyptischer Baumwolle, die wegen ihres Glanzes, der Länge ihres Stapels und der Festig- keit ihrer Faser geschätzt ist, sind im Jahre 1911 Anbauversuche in Teras angestellt worden. Die Pflanzen, die Mitte Mai auf der dem Anschauungs- unterrichte dienenden Farm (demonstration farm) der Imperial Irrigation Company in Buenavista, Texas, unter normalen Kulturbedingungen aus- gepflanzt wurden, gediehen vorzüglich; sie trugen volles Laub und blühten so reichlich, daß jede Pflanze 40 bis 80 Knollen aufwies. Das Wachs- tum war gleichmäßig und unnnterbrochen; die Stauden wurden 4½ bis reichlich 5 Fuß hoch. Es ließ sich kein Unterschied zwischen der Ernte von dem oberen Teile der Pflanzen (top crop) und von dem unteren Teile (bottom erop) fest- stellen. Die Baumwolle ließ sich gut pflücken und