W 435 20 sein. Die Abholzungen am Mori und Mulali waren dadurch erleichtert, daß sich nur ein ganz schmaler Waldsaum den Flußufern entlang zieht, während in dem dahinter gelegenen trockenen Steppenbusch die Glossina palpalis ihre Daseins- bedingungen nicht findet. Bemerkenswert ist, daß die Abholzungen zum Ziele geführt haben, ob- gleich die großen am Ufer stehenden Bäume ge- schont wurden; nur die tiefen die Ufer direkt be- schattenden Zweige wurden ihnen genommen, das niedrige Buschwerk aber wurde gründlich beseitigt. Weiterhin ist wichtig, daß auch an Flußstellen, an welchen seit der letzten Abholzung schon mehr als ein Jahr verflossen und der Busch bereits dicht nachgewachsen war, die Glossina palpalis sich nicht wieder eingestellt hatte. Es scheint, daß die schwerfällige Vermehrungsart der Glossinen diese Tiere wenig befähigt, einmal verlorene Positionen rasch wieder zu gewinnen. Man wird trotzdem zur Sicherung des erreichten Erfolges die Flußufer des Mori zeitweise wieder säubern müssen, zum mindesten so lange, als noch Kranke in der Umgebung sind, welche zur sofortigen In- fektion der etwa wiederkehrenden Glossinen Krank- heitsstoff liefern kömmen. Zur Zeit meiner An- wesenheit war die erste Nachholzung begonnen. Die nachfolgenden Säuberungen der Flußufer bedeuten eine weit geringere Arbeitsaufwendung als die erste Abholzung. Die Abbildung Nr. 2 zeigt eine erneut abgeholzte Stelle am Morifluß. Das geschlagene Holz ist noch nicht entfernt. Über die Abholzungen im Bezirk Schirati hat mir Stabs- arzt Dr. Breuer die beigedruckte übersichtliche Skizze gegeben (s. Skizze 1). In der südlich von der Mori-Mündung ge- legenen Marabucht besuchte ich die Insel Lukuba, auf welcher viele Glossinen (palpalis) sich fanden. Die Insel ist von Nilpferden und Krokodilen be- wohnt, wir fanden ein Nest mit 18 Krokodileiern. Die Palpales waren nicht stechlustig, sie setzten sich wohl an Menschen, besonders an die Eingeborenen und an das Boot, es wurde aber niemand ge- stochen (s. Abb. 3). Stabsarzt Dr. Kudicke sprach seine Ansicht dahin aus, daß am Viktoriasee die Glossina palpalis häufig an eine bestimmte Nah- rung (Krokodil, Nilpferd) gewöhnt ist und dann den Menschen im allgemeinen nicht sticht. Freilich kann die Palpalis ihre Lebensgewohnheiten auch ändern; jedenfalls muß man bei den großen Krankheitsherden im Norden des Sees, auf den Sese-Inseln und ebenso am Morifluß annehmen, daß hier zahlreiche Menschen stechende Palpales vorhanden waren. Die jetzt noch im deutschen Viktoriasee-Gebiet vorhandenen Brutplätze der Palpalis widersprechen aber, soweit ich beobachten konnte, nicht der Annahme Dr. Kudickes. Von allen jetzt bei den Abholzungen am Biktoriasee beteiligten Europäern, die ich befragte, war kein einziger von einer Glossina palpalis gestochen worden, während umgekehrt am Tanganikasee mir sämtliche bei den Abholzungen beschäftigten Europäer antworteten, daß sie einmal oder häufiger schon von Palpalis gestochen worden seien. Ich selbst bin, obgleich ich sehr häufig in Palpalis= gebiete kam, nur einmal, und zwar am Mala- garasi, also im Gebiet des Tanganika, von einer Palpalis am kleinen Finger gestochen worden; ich bemerkte das Tier erst infolge des Stich- schmerzes; von Morsitans wurde ich häufiger gestochen. Am Festlande waren in der Marabucht zur Zeit meiner Anwesenheit Abholzungen zur Ver- treibung der Palpalis im Gange; sie hatten ge- ringen Umfang, da ein großer Teil der Mara- bucht von Papyrus umsäumt ist, in welchem keine Glossinen vorkommen; diese Teile bedürfen daher keiner Sanierung (s. Abb. 4). Die Krokodilinsel in der Marabucht sollte vorläufig, da sie von Menschen nicht bewohnt ist, nicht in Angriff ge- nommen werden. Auf der Insel Kome habe ich die aus- gedehnten Abholzungen gesehen, welche 450 Kome- leute und 200 Wakara, also insgesamt 650 Ein- geborene, unter der Leitung eines früheren Zahl- meisteraspiranten, der auf der Insel angesiedelt ist, an der Süd= und Ostseite der Insel in zwei Monaten vorgenommen hatten. Die Kosten dafür betrugen etwa 2000 Rupie. Die gleiche Strecke war schon früher 10 m breit abgeholzt und war nun auf 100 bis 120 m vom Ufer ab verbreitert worden. Zum großen Teil lag das Holz, worunter sich viele große Bäume befanden, wüst umher; es sollte, wenn es ganz trocken war, abgebrannt werden. An einem Teil der Küste war damit begonnen, die stehengebliebenen Wurzel- stümpfe der Bäume noch nachträglich auszuroden. Die Abholzungen auf Kome machten mir, ver- glichen mit den Abholzungen am Morifluß, den Eindruck, daß sie allzu gründlich waren, zumal sie in einer nicht infizierten Gegend, also pro- phylaktisch ausgeführt wurden. Mancher schöne Baum hätte, ohne den Erfolg zu gefährden, er- halten bleiben können; an umfangreichen Stellen, wo Papyrus das Ufer umsäumte oder wo lichte Buschsteppe bis zum Ufer reichte, hätte Arbeit gespart werden können. Ob 100 bis 120 m Abstand vom Ufersaum frei geschlagen werden müssen, um die Palpalis zu vertreiben, erscheint mir ebenfalls zweifelhaft. Palpalis konnten wir bei unserer Wanderung in dem neu abgeholzten Uferstreifen auf Kome nicht mehr finden. Ahnlich radikale Abholzungen sind auch auf dem Kome gegenüberliegenden Festland bei Nia- kaliro ausgeführt.