E 440 20 des Schutzgebiets immer lästiger werdenden Ver- kehrsbeschränkungen, wie Kontrolle und Ein- schränkungen der Bootsfahrten der Eingeborenen, Absperrungen großer Gebiete vom Verkehr usw. wegfallen. Eine weniger absolute aber doch immerhin genügende Sicherheit gegen die Verbreitung der Schlafkrankheit kann dadurch erzielt werden, daß einerseits die Schlafkranken nach Möglichkeit ver- hindert werden, in Gebiete zu gelangen, wo sie mit der Palpalis in Berührung kommen können und daß anderseits die Eingeborenen nach Möglichkeit vor den Stichen der Glosfinen ge- schützt werden. Zum Schutz gegen Einwanderung Schlafkranker in Glossinen-Gebiete werden die in Schirati und im Bukobabezirk bestehenden Einschränkungen der Freizügigkeit noch so lange aufrecht zu erhalten sein, als noch Schlafkranke in diesen Bezirken sind. Eine Kontrolle des Schiffsverkehrs mit Uganda auf etwaige Landung von Schlafkranken ist auch fernerhin notwendig, aber durch die in Uganda selbst ausgeführte Kontrolle über die Farbigen bei Besteigung des Dampfers erleichtert. Um die Eingeborenen vor den Stichen von Glossinen möglichst zu schützen, ist der Grundsatz aufgestellt worden, in Gegenden mit zahlreicher Eingeborenenbevölkerung die Glossina palpalis durch Abholzungen zu vertilgen, in Gegenden mit schwacher Bevölkerung aber, wo Abholzungen zunächst nicht durchführbar sind, die Bevölkerung zu verlegen. Dieser Grundsatz ist auch an den am meisten gefährdeten Punkten wie Ulkerewe, Bumbide bereits durchgeführt, an anderen Punkten in Ausführung. Zur Zeit meiner Anwesenheit waren die Einwohner der beiden großen Inseln Meissome und Luwondo in der Ubersiedelung nach geeigneteren Wohnorten begriffen. Die 180 Familien von Meissome waren nach der Insel Kome, die 400 Familien von Luwondo nach dem Festlande gebracht worden, nur wenige Einwohner waren zur Einbringung der Ernte noch auf den Inseln geblieben. In ähnlicher Weise sollten die Einwohner der Insel Ikussa (60 Familien) und der Matinga-Iuseln (100 Familien) nach dem Festland verlegt werden, da auf allen diesen Inseln die Zahl der Ein- wohner nicht genügt, um die dort vorhandene Glossina palpalis durch Abholzungen zu ver- treiben und dauernd fernzuhalten. Der Leiter der Schlafkrankheitsbekämpfung am Victoriasee Stabsarzt Dr. Kudicke hat einen Plan für die im Laufe der nächsten Jahre aus- zuführenden Arbeiten entworfen. Er geht davon aus, daß es nützlich wäre, möglichst ausgedehnte zusammenhängende Gebiete zu sanieren, damit ein Uberfliegen von Glossinen aus nicht sanierten Teilen möglichst vermieden wird, auch könnte dann innerhalb der sanierten Zone freier Ver- kehr der Eingeborenen ohne Gefahr gestattet werden. Endlich glaubt Stabsarzt Kudicke, daß bei Sanierung großer zusammenhängender Strecken ein Wiedererscheinen der Glossina selbst dann un- wahrscheinlich ist, wenn an einzelnen weniger bewohnten Stellen die Nachholzungen nicht regel- mäßig durchgeführt werden und die Vegetation im Laufe der Zeit wieder nachwachsen sollte. Er will die Bukobaküste zusammenhängend von Norden bis Niamgadjo einschließlich des Insel- gebiets von Bumbide sanieren, dagegen die großen Inselgruppen Meissome, Luwonda, Matinga einschließlich der daran stoßenden menschenleeren Teile des Festlandes im Westen und Süden des Sees als großes Fliegenreservat von Eingeborenen völlig entvölkern und sperren. Der eigentliche Emin-Pascha-Golf und die Südküste des Sees östlich von Kosuntu sollen wieder von der Palpalis gereinigt werden. Im Muanza= Bezirk strebt Kudicke ein ähnliches Vorgehen an. Er glaubt, daß dieser Plan in etwa fünf Jahren durchge- führt werden könnte, vorausgesetzt, daß die zur Bekämpfung der Schlafkrankheit jetzt zur Ver- fügung stehenden Mittel auch für diese Jahre weiter gewährt werden. Ich halte diesen Plan für zweckmäßig. Die Kartenskizze Nr. 2 erläuntert das Nähere. Ein Punkt erscheint mir noch erwähnenswert. Wenn man die ausgedehnten Abholzungen auf Kome mit den beschränkten, die großen Bäume erhaltenden und trotzdem erfolgreichen Abholzungen am Morifluß vergleicht, kann man sich des Ge- dankens nicht erwehren, daß bei den Abholzungs- arbeiten auch des Guten zu viel geschehen kann. Wenn mehr als notwendig abgeholzt wird, geht nicht nur ein Bestand von Bäumen ohne Nutzen zugrunde, sondern die Arbeiten der Abholzungen werden auch verteuert und verlangsamt. Es wird daher zunächst notwendig sein festzustellen, wie breit die Abholzung vom Strande aus sein muß, um der (llossina palpalis die Daseinsbe- dingungen zu nehmen, und in welchen Abständen etwa große Bäume ohne Schaden stehen bleiben können. Vielleicht haben die oben angedeuteten Versuche von Stabsarzt Dr. Kudicke schon jetzt diese Fragen geklärt. Auch die Frage der Ver- wertung des bei den Sanierungsarbeiten gefällten Holzes ist von Wichtigkeit. Stabsarzt Dr. Kudicke hat sich große Mühe gegeben, das gewonnene Holz zu verkaufen, aber erst nach langen Ver- handlungen ist es ihm gelungen, für das in Bumbide am Ufer aufsgestapelte zerkleinerte Brenn- holz ein geringes Angebot zu erhalten. Der Grund dafür ist hauptsächlich darin zu suchen, daß für das Schlagen von Holz außer in Wäldern, welche