441 2 als Reservate erklärt sind, vom Gouvernement keinerlei Gebühren erhoben werden. Der Wald- bestand am Victoriasee ist auch im deutschen Teile kein übermäßig großer, im englischen Teil besteht bereits empfindlicher Holzmangel. Ich glaube deshalb, daß eine möglichste Erhaltung und günstige Verwertung des Holzes im Interesse des Schutzgebiets gelegen ist. Dazu würde aber die Mitarbeit eines höheren Forstbeamten, der seine Tätigkeit auf das ganze deutsche Gebiet des Victoriasees zu erstrecken hätte, unerläßlich sein. Wenn er den Auftrag bekommen würde, die Holzgewinnung so zu organisieren, daß dabei die Interessen der Schlafkrankheitsverhütung berück- sichtigt werden, so könnten sehr wahrscheinlich die Kosten der Sanierung durch die Verwertung des gewonnenen Brennholzes wesentlich vermindert und durch Erhaltung der besten Nutzholzbäume anderseits Werte dem Schutzgebiete gerettet werden. Die Durchforstung der Waldbestände könnte so vorgenommen werden, daß dabei ein Glossinenherd nach dem anderen im Laufe der Zeit verschwindet. Eine Beaufsichtigung der Ab- holzungsarbeiten durch gut informierte Unter- beamte ist unerläßlich, da die Eingeborenen ohne Aufsicht häufig über das Maß des Notwendigen hinausgehen, noch häufiger aber hinter den er- forderlichen Grenzen zurückbleiben. Die Schlafkrankheit am Russissi= und am Tanganikasee. Die Sanierung des reich bevölkerten Russissi- Tales, welches in seinem südlichen Teile schon mit endemischer Schlafkrankheit behaftet ist, ver- ursacht deshalb besondere Schwierigkeiten, weil der die deutsch-kongolesische Grenze bildende Fluß so schmal ist, daß die Glossina palpalis leicht vom rechtsseitigen belgischen nach dem linksseitigen dentschen Ufer herüberfliegen kann. Durch die großen Windungen, welche der Fluß macht (s. Abb. 7), werden die Verhältnisse von manchen Stellen noch besonders erschwert. Ein guter Erfolg ist daher nur dann zu erhoffen, wenn auf beiden Seiten gleichmäßig vorgegangen wird. Dank der im Schutzgebiet geführten Verhandlungen ist in letzter Zeit ein Einvernehmen mit den belgischen Nachbarn darüber erzielt worden, daß auf beiden Ufern ein 80 m breiter Uferstreifen von Norden nach Süden frei geschlagen wird. Auf deutscher Seite ist der tüchtige Sanitätsfeldwebel Sacher unter Leitung des Stationsarztes von Usumbura Stabsarzt Dr. Penschke mit diesen Arbeiten be- traut. Die Arbeiten haben bei Bugarama, wo der Russissi aus einem engen Felsental her- austritt, begonnen. Nach Süden gehend waren die Abholzungen zur Zeit meiner Durchreise bis zum Kaganga-Bach auf beiden Ufern vorge- schritten. Auf deutscher Seite waren zugleich die kleinen Nebenflüsse Ruwiro, Luha und Kaganga mit abgeholzt worden. Gerade an der oder in der Nähe der Mündung dieser Nebenflüsse in den Russissi waren kleine Palpalis-Herde gefunden worden, während der Russissi sonst in diesem nördlichen Teil frei von Fliegen war. Feldwebel Sacher glaubt, daß der starke Kalkgehalt des Russissi der Glossina palpalis nicht zusage und daß sie deshalb gerade am Einfluß kalkarmen Bachwassers zu finden sei; weiter unten sei der Kalkgehalt des Russissi infolge der zahlreichen einströmenden Nebenflüsse so gesunken, daß die Fliege sich dann auch am Hauptfluß halte. Möglich ist auch, daß die Palpalis infolge der zwei Jahre früher bereits einmal in Breite von 50 Metern auf deutscher Seite ausgeführten Ab- holzung des Russissi-Tales sich nur noch so spärlich erhalten hat. Über die örtlichen Verhältnisse und die aufgefundenen vier kleinen bei meiner An- wesenheit durch Abholzen bereits getilgten Fliegen- herde gibt die beigedruckte Skizze Nr. 3, die ich von Feldwebel Sacher erhalten habe, näheren Aufschluß. Sacher geht so vor, daß er zunächst Bäume und Strauchwerk abschlagen und, wenn das Holz genügend trocken ist, abbrennen läßt. Einige Monate später läßt er dann die Wurzel- stöcke, soweit sie wieder ausgeschlagen haben, aus- roden; er hofft dadurch eine freie Weidefläche für das Vieh zu bekommen, welche für die Palpalis dann auf die Dauer keine Daseinsmöglichkeit mehr bietet. — Auf belgischer Seite wird nach Angabe von Sacher nur abgeschlagen und dann abgebrannt. Bei dem radikalen Vorgehen von Sacher, das ich am Russissi für gerechtfertigt halte, weil es hier besonders wichtig ist, einen festen Wall gegen das weitere Vordringen der Schlafkrankheit zu setzen, und weil hier keine Gefahr von Holzwz- mangel besteht, kann man hoffen, daß es gelingt, wenn in der jetzt begonnenen Weise die Arbeiten auf beiden Seiten des Flusses bis zur Mündung fortgeführt werden. Vom Kaganga-Bach aus folgte ich der großen Tanganika-Kiwusee-Straße welche sich nur stellenweise dem Russissi nähert. An den Über- gängen der zahlreichen Nebenflüsse fanden sich früher Glossinen, weshalb die Straße zur Zeit meiner Reise für Karawanen noch gesperrt war. Es waren aber in den letzten Jahren ausgedehnte Abholzungen ausgeführt worden, und wir konnten daher an der Straße nirgends mehr Glossinen finden, obgleich wir an allen Flußübergängen Fliegenfänger flußauf= und abwärts geschickt hatten. Eine kurz vor meiner Durchreise diese Straße näher untersuchende Kommission hat das