443 20 dies ein durch tropisch-üppige Vegetation des Unterholzes verwilderter, von einer Anzahl größerer Bäche durchschnittener Olpalmenwald, in welchem Hütten von Eingeborenen stehen. Die feuchte Waldluft scheint der Glossina palpalis, wie ähn- liches auch aus den westafrikanischen Urwäldern berichtet wird, besonders zu behagen, so daß sie hier nicht wie am Victoriasee sich an offenes Wasser bindet. Die Verseuchung der Einwohner des Mtara-Waldesistsehr stark. Stabsarzt Penschke hat darüber folgende Zahlen zusammengestellt. Bewohnt sind noch 400, ausgestorben 204 Hütten. Insgesamt find 550 Personen gestorben; von den noch lebenden sind 890 gesund, 400 krank. Bei meiner Anwesenheit war die Kigali-Straße etwa 150 Meter breit im Mtara-Wald freigeschlagen, die Straße ging in weiten Schlängelungen durch die gerade freigeschlagene Fläche, Unterholz war bereits wieder üppig nachgewachsen (Abb. 8). Auf dem Wege fanden wir keine Fliegen, aus dem nicht freigeschlagenen Walde brachten die Fliegenfänger zwei Palpales. Die Kommission unter Führung von Oberstabsarzt Ollwig, welche kurz vor mir den Wald besichtigt hatte, hat folgende Maß- nahmen vorgeschlagen: 1. Nochmalige Nachholzung mit Verbreiterung auf 200 Meter und Gerade- legung der Straße; 2. Entfernung der Einwohner aus dem Walde. (Es kommen noch etwa 80 Familien in Betracht); 3. Sperrung des Waldes jedoch Freigabe der Kigali-Straße. Dem Besitzer des Waldes werden für die Zeit der Sperrung 100 Rupie jährliche Entschädigung, jeder Familie bei Verlegung 10 Rupie bezahlt. Es ist zu hoffen, daß in einigen Jahren bei strenger Sperrüng des Waldes die darin vorhandenen Glossinen aus Nahrungsmangel wesentlich an Zahl abgenommen und daß die noch vorhandenen an Infektiosität eingebüßt haben. Dann wird man daran gehen können, den Wald zu sanieren, und zwar in der Weise, daß man das Unterholz ent- fernt und den Wald lichtet, aber die besten Palmen stehen läßt. In einem gut gehaltenen Olpalmen- wald werden sich Glossinen nicht halten können, sondern nur in einem verwilderten. Sanierungsarbeiten, wie das Freischlagen der Kigali-Straße im Mtara-Wald, bringen erhöhte gesundheitliche Gefahren für die Arbeiter mit sich, was auch dann nicht ganz unbedenklich ist, wenn diese Arbeiter nur den Anwohnern entnommen find. Ich habe daher Stabsarzt Dr. Penschke den Schutz der Arbeiter durch weiße Kleidung empfohlen, eine Maßregel, für die schon früher Dr. Kandt eingetreten ist. Auch an einer anderen, südlicher am Tanganika gelegenen, ähnlich ge- fährdeten Abholzungsstelle habe ich diesen Vor- schlag wiederholt. Einen absoluten Schutz vor Fliegenstichen wird man durch Bekleidung der werden. Arbeiter allerdings nicht erzielen, aber schon eine Verminderung der Gefahr rechtfertigt den Versuch. Am Tanganikasee habe ich auch den Russissi von seiner Mündung aus mit dem Boot befahren. Die Flußufer sind nahe der Mündung mit Schilf bewachsen, Glossinen in nicht sehr großer Zahl verfolgten das Boot, ich konnte dreier habhaft Bei der untersten Fähre hört das Schilf auf und es beginnt eine bis ans Flußufer reichende Grasweide. Auf Abbildung 9 ist bei den Bäumen die unterste Fähre über den Russissi zu sehen. Ich glaube, daß die Reinigung der Russissi-Mündung möglich ist und durchgeführt werden sollte, zumal da am Nordufer des Tan- ganikasees stets sehr viele Fischerboote verkehren und eine Kontrolle, daß diese Boote nicht in die zahlreichen Mündungen einfahren, kaum möglich sein dürfte. Auf der Fahrt von Usumbura nach Udjidji besuchte ich zunächst die am nördlichsten gelegene Schlafkrankenbehandlungsstelle Migera, wo ein Sanitätsunteroffizier stationiert war. Er hatte etwa 150 Kranke an vier Tagen im Monat mit Atoxyl einzuspritzen; seine Hauptaufgabe bestand aber in Abholzungen im Bereich seines bis Usumbura reichenden Wirkungskreises. Das See- ufer war überall schon früher saniert, dagegen mußte die Palpalis noch in den zahlreichen Fluß- tälern vertilgt werden. Die beiden Usumbura benachbarten Flußläufe waren noch nicht abge- holzt, sie sollten aber noch vor Beginn der Regen- zeit fertiggestellt werden; dagegen war von da südwärts schon eine Reihe von Bächen und Flüssen mit durchschnittlich etwa 300 Arbeitern durch Abholzungen von der Glossina palpalis befreit. In dem sdüdlich sich anschließenden Schlaf- krankenlager Urambi (Oberarzt Eckard) besich- tigte ich einen abgeholzten Flußlauf (Abb. 10). Die Abholzungen der Flüsse werden, nach gründlichem Absuchen nach Glossinen, etwa eine halbe Stunde oberhalb der obersten Stelle, an welcher Glossinen noch gefunden worden sind, begonnen und von da nach unten bis zur Mündung in den Tan- ganika durchgeführt. Abgeholzt wird hauptsäch- lich das niedrige Gebüsch, große Bäume bleiben stehen, von Olpalmen werden nur die unteren herabhängenden verdorrten Wedel entfernt, ebenso werden Bananenpflanzungen nur durch Ent- fernung der abgedorrten Blätter gelichtet. Die abgeschnittenen Pflanzenteile werden zu Haufen gestapelt und wenn sie durch die Sonne getrocknet sind, in Brand gesteckt. Sehr wichtig ist, daß bei diesen Abholzungen die Anpflanzungen der Ein- geborenen in der Regel nicht beschädigt zu werden brauchen; nur einmal hat Oberarzt Eckard beob- achtet, daß in einer sehr hoch und üppig ge-