W 454 20 Das Gouvernement von Togo beabsichtigt, künftig in Baumwollfragen nach Kalenderjahren zu rechnen. hier mitgeteilt. Es beträgt: Das Ergebnis für das letzte Viertel des Kalenderjahres 1911 sei daher gleichfalls 10 950 kg = 43,8 Ballen (à 250 kg) aus dem Bezirk Anecho. In den übrigen Bezirken wurde Baumwolle während dieser Zeit nicht entkernt. Kus dem Arbeitsbereich des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees.“) Die Arbeiterfrage in den Kolonien. Bei der kürglich stattgehabten Vorstandssitzung des Kolonial-Wirtschaftlichen Komiteces war u. a. auch die Arbeiterfrage in den Rolonien Gegenstand der Verhandlungen. Betreffs Ostafrikas wies Direktor Lange, Vor- sitzender des Verbandes Deutsch-Ostafrikanischer Pflau- zungen, darauf hin, daß die Lage der Pflanzungs- unternehmungen sich dort schwierig gestalte. Schon im Jahre 1909 waren auf den Plantagen etwa 32 000 Neger und bei den Bahnbauten 13 000 beschäftigt; zur Zeit benötigen die Plantagen etwa 50 000 und die CEisenbahnbauten etwa 15 000; in naher Frist dürfte mit einem Arbeiterbedarf von 100 000 Mann für die ostafrikanischen Plautagen zu rechnen sein. Schon seit mehreren Jahren beschäftigt sich der Verband Deutsch- Ostafrikanischer Pflangungen eingehend mit der Arbeiter- frage. Zur Zeit würden in einer besonderen Rommission des Verbandes Vorschläge an die Regierung beraten, dic eine gründliche Ordnung der Arbeiterwerbung unter Beihilfe von Regierungsmasnahmen anstrebten. Es stünden Millionen in Plantagen investierten Na- pitals auf dem Spiel, und es bestehe die Gefahr, daß eine erhebliche Angahl solcher Unternehmungen wegen Arbeitermangels unrentabel werde und verschiedene wohl auch liquidieren müßten. Dies wäre, abgesehen von empfindlichen finanziellen Verlusten, auch aus dem Grunde besonders zu bedauern, weil die Plantagen- wirtschaft einen Kulturträger darstelle, der belehrend und fördernd auf die Arbeit der Eingeborenen wirte, und der in wirtschaftlicher Beziehung für die Rolonie durch Geldumsatz und Werterzeugung in erster Reihe stehe. Bezüglich der westafrikanischen Kolonien führt Direktor Ladewig, Vorsitzender der Vereinigung Kamernner Pflangungen aus, daß in Togo die Arbeiter- frage bei der geringen Zahl der vorhandenen euro- päischen Pflanzungen bisher keine Schwierigkeiten be- reitet habe und daß auch für weitere Plantagen noch genügend Arbeitskräfte in der Kolonie selbst beschafft werden könnten. In Ramerun, wo heute auf einem bepflanzten Arcal von 17000 ha bereits etwa 10 000 Arbeiter beschäftigt werden, liegen die Uerhältnisse ernster. Wenn heute der Bedarf, sei es auch mit Schwierigkeiten. noch immer gedeckt werden konne, so müsse damit gerechnet werden, daß sowohl die: Zunahme der Plantagen, als auch die voraussichtlich in weit stärkerem Masee erforderlich werdende Arbeiterzahl der- selben mit Eintritt der Zapfreife der Hevea- Rautschuk- bäume, binnen kurzem die Arbeiterbeschaffung immer schwieriger gestalten werde. Indessen erscheine diese bei dem Entgegenkommen der Regierung möglich. Als Leitsätze stellt der Referent auf, es müsse angestrebt werden, daß 1. die Anwerbung sowohl für die Pflan- zungen als auch für die kaufmännischen Firmen durch das Gonvernement geschieht, 2. daß die Vertragsdauer auf 18 Monate festgesetzt wird, 3. daß die Saßhaft- machung von Arbeitern, namentlich auf den Pflangungen, gefördert wird durch weitgehende Erlaubnis der Ab- wanderung von Frauen aus den einzelnen Bezirken auf die Pflanzungen, 4. daß jede Anwerbung nach anderen Gebieten unbedingt untersagt bleibt. Südwestafrikas stellt Gou- verneur z. D. v. Beunigsen, Vorstand der Deutschen Kolonial-Gesellschaft für Südwestafrika. fest, daß die Arbeiterverhältnisse auch dort sich immer schwieriger gestalten. Am intensivsten und wegen der Kapital- beteiligung in der Heimat am fühlbarsten treie der Arbeitermangel bei den bergbaulichen Betrieben hervor. Die im wesentlichen jent mit ihren Arbeiten fertigen Eisenbahngesellschaften haben, da die aucoreichende Arbeiterbeschaffung in der Kolonie für sie von vorn- bherein unmöglich war, sich vieler kapländischer Vertrags- arbeiter bedient. Diese Arbeiter kehrten nun in ihre Heimat zurück, so daß auch der Abschluß der Eisenbahn- bauten den Bewohnern der Kolonie die Arbeiter- beschaffung nicht erheblich erleichtere. Es sei klar, daß die menschenarme Kolonie für dus dortige, rasch auf- strebende Wirtschaftsleben die nötigen Arbeiter allein nicht stellen könne. Die Regierung habe sich daher eingehend mit der Arbeiterfrage beschäftigt und durch Verordnung vom 16. Dezember 1911 den Bezug von Arbeitern aus dem Ambolande geregelt. Der Absicht der Otavi-(Gesellschaft, versuchsweise chinesische Arbeiter ein zuführen, habe sich die Kolonialverwaltung bisher nicht geneigt gezeigt. Die naheliegendste Abhilfe sieht der Referent in der weiteren, aber vorsichtigen Er- schließung der im Ambolande liegenden Arbeiterquelle und die Hege und Pflege der im Norden des Schutn- gebietes noch vorhandenen Herero und Bergdamara. die viel bessere Arbeiter als die Ovambo seien. Sodann käme die Auwerbung von Arbeitern aus dem Belhgischen Kongo in Frage. Ferner sollte man sich gegenüber dem Bezug von chinesischen Arbeitern nicht grundsätzlich ablehnend verhalten. Herr v. Beck, Direktor der Neu Guinca Compagnic. berichtet über die Arbeiterverhältnisse in Neuguinca. Der Gesamtbestand der unter RKontrakt stehenden Ar- beiter in ganz Neuguinea betrug am 1. Jannar 1911 — 10 984 bei einem bepflanzten Gesamtareal von 23 834 hn. In diesem Bestand seien aber auch die in den kaufmännischen BVetrieben, auf den Schiiffen, als Diener und im OHandel beschäftigten Leute ent- halten, so daß für die reinen Pflangungosarbeiten nur etwa 7000 bis 8000 übrig blieben. Daraus er- helle, daß schon jetzt die vorhandenc bepflan zte Boden- flüche nicht ausreichend bedient werden könne. Es müßten neue Gebiete erschlossen werden, insbesondere von Kaiser-Wilhelmsland, um Arbeiter für die Neu- anlage von Pflangungen zu gewinnen. Gegenüber dem Versuch, aus dem alten Schuygebiet Deutsch- Neuguinea Arbeiter für andere Kolonien anzuwerben, macht der Referent geltend, daß dies einen Niedergang der ganzen Plantagenkultur zur Folge haben würde. Neuanlagen würden ausgeschlossen bleiben und damit die Entwicklung des Landes gehemmt werden. Zur Arbeiterfrage in Samva berichtet Dr. Oin- dorf, Direktor der Safata-Samoa-Gesellschaft und der Samoa-Kautschuk-Compagnie A.-G., daß die Ein- geborenen von Samoa wenig leistungsfähig und auch wenig geneigt seien, für Lohn in Cnropäerbetrieben zu arbeiten. Zur: zeit sei man in Samoa durchaus auf Hinsichtlich Deutsch- *) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 408ff.