G 489 20 einen Mann von Kiwere mit, der in der Steppe Bescheid weiß, um Wasserstellen zu suchen. Aber auch sonst muß Wasser mitgenommen werden, da die Karawane sonst zugrunde geht. Bei dem dreitägigen Marsch ist eine strenge Kontrolle über jeden Tropfen Wasser notwendig. Es kann daher auch zweckmäßig sein, von Kiwere aus diese Durststrecke zugweise marschieren zu lassen oder überhaupt den Umweg über Itumba des Kiromo zu machen. Von Lindiati ab gehen zwei Wege nach Tabora. Der östliche über das Hauptdorf von Ngulu, der westliche über Sikonge. Beide Plätze sind sehr reich an Verpflegung, die Zwischenlager jedoch ärmlich. Man kann also auch von hier die Karawane teilen. Von N gulu über Kiwem- pimbi—Senefu ist nur letzterer Ort reich an Verpflegung. Die westliche Straße über Mana- katwe's bietet keine Schwierigkeiten und ist die bessere. 70 Kamerun. Die OMubi-Sxpedition. Nach einem Bericht des Residenten von Adamana, Hauptmanns Schwartz. (Mit einer Kartenfkizze.) Die Expedition wurde zur Unterwerfung der teilweise unbotmäßigen Heiden im Hinterlande von Meiha, Paka, Gela und Mubi unter- nommen. Ihre Notwendigkeit war schon mehr- fach von verschiedenen Residenten hervorgehoben worden. In jenen Gegenden hatten bereits früher Kämpfe stattgefunden und zwar 1904 unter Haupt- mann Thierry und Leutnant Sandrock, wobei ersterer siel, 1905 unter Hauptmann Zimmer- mann, 1908 unter Hauptmann v. Krogh, 1910 unter Hauptmann Strümpell. Es handelt sich um ein zerklüftetes Gebirgs- land, das infolge seiner Unzugänglichkeit von den mohammedanischen Fulbe nicht hat unterworfen werden können und daher ein reines Heidenland geblieben ist, das nur nominell verschiedenen Fullahherrschern — den Machthabern von Gela, Mubi und Basseo — untersteht, deren Einfluß aber in Wirklichkeit gleich Null ist. Im Lande wohnen Fali-Heiden, die in kleine miteinander in Zwietracht und Hader lebende Unterstämme zerfallen und nur in ihrem gemein- samen Haß gegen die Fulbe und in ihrem Mißtrauen gegen den Europäer, den sie noch für einen Helfer der Fulbe halten, einig sind. Diese Fali-Heiden sind als sehr kriegerisch und raublustig zu bezeichnen. Ihre Bewaffnung be- steht in erster Linie aus Pfeil und Bogen, ferner aus Speer, Dolch und kurzem Schwert sowie bei einigen, den eigentlichen Mubi-Heiden, aus einer streitaxtähnlichen Hiebwaffe. Die Pfeile und Speer- spitzen sind stets mit einem stark wirkenden Gift versehen, so daß Verwundungen in der Regel als tödlich anzusehen, auch wenn sie anscheinend nur leichter Natur sind. Pfeilschußweite kann bis zu 200 m angenommen werden. Führer, die sie beim Kampfe zusammenfassen und unter Anwendung taktischer Regeln im Ge- fecht leiten, haben die Heiden nicht, wohl aber üben einzelne Häuptlinge, besonders im südlicheren Teil des besprochenen Gebiets, einen ziemlich starken politischen Einfluß auf ihre Stammes- genossen aus. Die Kampfweise beim Angriff ist folgende: Der Feind beginnt den Gegner von möglichst er- höhten Punkten aus, die sich im gebirgigen, zer- klüfteten Gelände leicht finden, mit Giftpfeilen zu beschießen, versucht, ihn zu umzingeln und dringt, sobald er seine Pfeile verschossen hat, zum Nah- kampf vor, wobei er dann Speer, Schwert, Dolch und Streitaxt gebraucht. In der Verteidigung schießen die Heiden erst einige ihrer Giftpfeile auf den Angreifer ab, suchen aber, wenn die Pfeile die gewünschte Wir- kung nicht haben, dann schnell ihre zahlreichen Verstecke in den Felsen, Höhlen und Schluchten auf, welche sie, wenn man sie überhaupt findet, natürlich mit Giftpfeilen und Steinblöcken ver- teidigen. Ist der verfolgende Gegner an den Verstecken vorübergeeilt, ohne sie zu bemerken, so folgen sie ihm von rückwärts und versuchen dann besonders, einzelne Gegner zu umzingeln und ab- zutun. Schwächeren Angreifern gegenüber ver- teidigen sie sich auch in ihren gut befestigten Ge- höften. Weiber und Vieh werden immer schon, sobald das Nahen eines Gegners auch nur gerüchtweise verlautet, in schwer zugängliche Verstecke in Sicher- heit gebracht. Diese ganze Kampfesweise sowohl wie das ge- birgige, zerissene Gelände bedingt von seiten der Truppe einen Patrouillenkrieg, bei dem außer- dem landeskundige Führer nicht entbehrt werden können. Die Heiden machten seit langem die Straßen, welche durch ihr Gebiet oder — wie der große Meg Garua—Mubi—Madagali—Dikona — an ihrem Gebiet vorbei führen, durch Straßen= und Sklaven-Raub unsicher. Der Raub wurde viel- fach durch Mittelspersonen — bei ihnen wohn- haftes Gesindel, berufsmäßige Hehler und Sklaven- händler — über die nahe englische Grenze oder in das Funange-Gebiet (Binder-Distrikt) zum Ver- kauf gebracht. Die Räuber zu fassen war den