W 492 20 Der farbige Feldwebel Bala und der farbige Gefreite Batinga wurden mit je einer Patrouille zur Verfolgung rechts und links um die Klippe herum gesandt. Die Patrouillenführer hatten den Befehl, ihre Leute unter allen Umständen ge- schlossen zu halten, möglichst viele Gefangene zu machen und, wenn irgend möglich, Beutevieh ein- zubringen; bei Einbruch der Dunkelheit sollten die Patronillen wieder im Lager sein. Der farbige Gefreite David sicherte durch einen Patrouillen- gang in südlicher Richtung. Der Rest der Truppe suchte unter der Leitung des Expeditionsführers und des Leutnants v. der Planitz die Höhlen der nördlichen Klippe ab, in denen ein Teil der Heiden verschwunden war. Dies war ein sehr schwieriges Unternehmen, da die Heiden aus dem Dunkel der engen Höhlen heraus jede Annäherung mit Gift- pfeilschüssen abwehrten. Die Annäherung gelang erst mit Hilfe von Schilden. Durch Anlegen von Rauchfeuern wurden die Heiden zum Verlassen der Höhlen gezwungen. Hierbei Gefangene zu machen, erschien aber unmöglich, da die Leute, aus der Höhle herausfahrend, sofort wieder von ihren gefährlichen Giftwaffen Gebrauch machten, so daß eine Schonung ganz ausgeschlossen war. Es mußte vielmehr zum Selbstschutz sofort gefeuert werden. Bei diesen Höhlenkämpfen wurde einer unserer Führer durch Pfeilschuß in den Arm scheinbar nur leicht verwundet, er starb aber bald infolge von Blutvergiftung. Nachmittags waren alle auffindbaren Höhlen abgesucht. Gegen Abend kamen die Patrouillen zurück. Sie waren noch mehrfach auf Widerstand gestoßen. Die Nacht verlief ruhig. Um den Heiden einen wirklich empfindlichen Verlust beizubringen, der sie veranlaßt, sich zu stellen, ist es notwendig, ihnen, wenn irgend mög- lich, Bieh wegzunehmen. Deshalb wurde noch vor Tagesanbruch eine starke Patrouille unter Feldwebel Bala in näördlicher Richtung, wohin die Spuren des abgetriebenen Viehes führten, aus- geschickt. Mit dem Rest der Truppe wurde die weitere Umgebung nochmals nach etwaigen Ver- stecken der Heiden abgesucht. Hierbei gelang es, noch eine Anzahl Gefangene zu machen. Die Patrouille kehrte nachmittags zurück. Ihr war von seiten der Viehwächter in einem schwer zugänglichen Teil des Gebirgsstocks anfangs heftiger Widerstand entgegengesetzt worden, wobei 13 Heiden fielen, während unsererseits keine Verluste zu ver- zeichnen waren. Dann aber war auch die Mider- standskraft der Heiden gebrochen. Erbeutet wurden 16 Rinder. Gefangene konnten nicht gemacht werden. Vom Geguer war sonst nichts zu sehen gewesen. Da die Widerstandskraft der Heiden nunmehr endgültig gebrochen schien, beschloß der Expeditions- führer, am 21. Oktober unter Mitnahme der Ge- fangenen und des Viehs weiter zu marschieren in der (später als richtig erwiesenen) Annahme, daß die Heiden schneller um Frieden bitten würden, wenn die Expedition das Dorf verlassen würde. Der gefangene erste Ratgeber des Arnado wurde mit dem Auftrage freigelassen, seinen Herrn auf- zusuchen und ihm zu sagen, daß er sich in Mukta, wohin die Expedition sich jetzt wandte, mit Sühne- geschenken stellen solle. Über Mukta und Mudi wurde nach Schua marschiert. Schon in Mukta wurde die Erpedition vom Arnado Sinkoi von Szja eingeholt, der mit Rindern als Sühnegeschenken um Frieden bat und seine Unterwerfung anzeigte. Nach seiner Angabe soll der größere Teil der waffenfähigen jungen Männer gefallen oder gefangen sein, was aber sicher eine Ubertreibung ist. Die gefangenen Weiber und Kinder wurden ihm zurückgegeben; die Männer aber zur Strafarbeit und die Rinder zum Ver- kauf zwecks Deckung der Expeditionskosten mitge- nommen. Nachdem die Sja-Heiden auch die von ihnen in letzter Zeit geraubten Sklaven ausge- liefert hatten, wurde ihnen Frieden zugesagt, so- fern sie sich von nun an friedlich zeigen und jeg- licher Räubereien enthalten wollten. Im Verlauf des weiteren Marsches über Gili, Burha, Ba, Bagira, Mudsola, Gude, Musjara, Dirbisi nach Bugela wurden überall Versamm- lungen und Gerichtssitzungen abgehalten, wobei eine Anzahl geraubter Sklaven zur Auslieferung gelangte und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen wurden. Der Eindruck, den die Be- strafung der Sja-Heiden auf die weitere Um- gebung gemacht hat, war nicht zu verkennen. Da die Musulwa= und Buri-Heiden, die nominell zu Gela gehören, sich geweigert hatten, vor dem Residenten zu Gerichtsversammlungen zu erscheinen, beschloß der Expeditionsführer, auch noch dorthin zu marschieren und die Leute zu zwingen, sich zu stellen. Das Musulwa-Gebiet wurde völlig leer gefunden. Im befestigten Ge- höft des Arnado Ilinga von Musulwa wurde Lager bezogen und sofort wurden Patrouillen zum Einbringen von Gefangenen und von Vieh aus- gesandt. Eine starke Patronuille unter Feldwebel Bala erhielt den Befehl, die östlich an Musulwa grenzenden Dörfer, in welchen die Musulwa-Heiden sich versteckt halten sollten, abzusuchen, während eine andere Patrouille unter dem Gefreiten Ba- tinga nach Buri ging, um dort möglichst viele Gefangene zu machen. Die Patronille Bala stieß in den mit Musulwa stammverwandten Dörfern Milipa, Kundulanga und Gungurunga auf Widerstand, der jedoch nicht allzu züäh war und brachte 68 Gefangene ein. Des Arnado Ilinga selbst habhaft zu werden ge- lang jedoch nicht.