W 493 20 Die Patrouille Batinga stieß in Buri auf heftigeren Widerstand, wobei der farbige Gefreite Sandi durch einen Dolchstoß ins Gesicht im Handgemenge verwundet wurde. Es wurden 47 Gefangene eingebracht. Da der Arnado Ilinga sich vermutlich in allernächster Nähe versteckt hielt, wurde vom Rest der Truppe das ganze außerordentlich unübersicht- liche, von tiefen Schluchten zerissene Gelände systematisch abgesucht, IJlinga wurde jedoch nicht gefunden. Auch am anderen Tage blieb das Suchen nach dem Arnado ohne Ergebnis. Seine Festnahme wurde auf spätere Zeit verschoben und dem zu errichtenden Offizier-Wanderposten überlassen. Ein augenblickliches weiteres Suchen würde einen großen Zeitverlust bedeutet haben. Die Arnados von Milipa, Gungurunga und Kundulanga stellten sich mit Rindern als Sühne- geschenken. Die gefangenen Weiber und Kinder wurden ihnen zurückgegeben, die Männer jedoch als Strafarbeiter zu vorübergehendem Aufenthalt nach Garua mitgenommen. Der Expeditionsführer beschloß, um die ihm zur Verfügung stehende Zeit voll ausnutzen zu können, weiter nach Bala ins Gebiet der Basseo- Heiden zu marschieren. Die männlichen Ge- fangenen aus Musulwa, Milipa, Kundulanga, Gungurunga und Buri wurden mitgenommen, die weiblichen Gefangenen aus Buri dem Macht- haber von Gela übergeben, der sie in Schutzhaft nehmen sollte, bis der Arnado von Buri sich ge- stellt haben würde. Das Unternehmen bedeutete einen militärischen und politischen Erfolg, der jedoch erst vollständig ist, wenn die Gefangennahme des Arnado Ilinga von Musulwa gelungen sein wird. Uber Bala wurde der Marsch nach Ndili fortgesetzt, um die Ndili-Heiden, die sich umfang- reiche und fortgesetzte Räubereien hatten zuschulden kommen lassen, am Morgengrauen des nächsten Tages zu überraschen. Es wurde geplant, die Nacht über zu marschieren, in der Nähe der auf einer schwer zugänglichen Berggruppe gelegenen Ndili-Dörfer ein Versteck zu suchen, bei Morgen- grauen die Einwohner zu überraschen und mög- lichst viele Gefangene und Rinder einzubringen. Die Überraschung der Ndili-Heiden in der Morgendämmerung des 31. Oktober war voll- ständig. Trotzdem sie in den Dörfern hartnäckigen Widerstand leisteten, wurden ihnen 54 Rinder und über 100 Stück Kleinvieh abgenommen; außer- dem wurden 20 männliche Gefangene gemacht. Die Heiden wehrten sich sehr tapfer; es gelang ihnen sogar, vorübergehend einen der Soldaten gefangen zu nehmen, der aber gleich wieder be- freit wurde. Unsererseits fielen 2 eingeborene Führer durch Giftpfeilschüsse, ferner wurde der Soldat Rjama durch einen Speerstoß in das Ge- sicht schwer verwundet. Es gelang jedoch, ihn durch sofort angewandte Gegengifte nach wochen- langer Behandlung zu retten. Am Mittag war der Widerstand der Heiden gebrochen. Am anderen Tage kam der Arnado Oba von Ndili mit seinen Großleuten und mit Sühne- geschenken und bot seine Unterwerfung an. Aus dem Beutevieh wurden ihm eine Anzahl Stücke zurückgegeben. Der Rest wird zur Deckung der Expeditionskosten verkauft, bzw. den beraubten früheren Eigentümern überlassen. Die Gefangenen wurden zur Strafarbeit nach Garua gebracht. Der Expeditionsführer begab sich, da die Aktion im wesentlichen als beendet anzusehen war, nunmehr mit den Kriegsgefangenen über Ngomna, Basseo und Gasiga nach Garua zurück. Leut- nant v. der Planitz mit 20 Mann soll zur Unter- suchung und Erledigung einer Anzahl von gering- fügigeren Klagesachen im Expeditionsgebiet ver- bleiben, von Dorf zu Dorf ziehen, das Vertrauen der Heiden zu gewinnen suchen, Streitfälle er- ledigen, die Heiden zu Arbeiten (Wegebau und Trägerdienst) sowie zur Zahlung von Tribut (Korn) heranziehen und so die gänzliche Befriedung des Gebiets allmählich herbeiführen. Als Basis hat er in dem an der Straße Marua— Mubi gelegenen großen Ort Ba ein Standlager errichtet. In militärischer Hinsicht kann die Erx- pedition als durchaus gelungen betrachtet werden. Man hatte es mit einem Gegner zu tun, der nicht nur hartnäckigen Widerstand leistete, sondern auch, wie am ersten und vierten Gefechtstage, an- griffsweise vorging und es zum Handgemenge kommen ließ. Das zerklüftete, überall Schlupf- winkel und Verteidigungsmöglichkeiten gewährende Bergland und die befestigten Dörfer gaben den im eigenen Lande kämpfenden Gegner einen nicht zu unterschätzenden Vorteil über unsere Truppe. Die Bewaffnung des Gegners mit den unheim- lichen Giftwaffen stellte an den Mut der Soldaten hohe Anforderungen. Der politische Erfolg ist ebenfalls ganz un- verkennbar. Die friedlichen Elemente in und bei dem Expeditionsgebiet haben die Bestrafung der räuberischen Stämme als eine ihnen von der Residentur gewährte Hilfe sehr wohl empfunden. Dem Recht ist durch Befreiung einer großen An- zahl geraubter Leute und Rückgabe gestohlener Herden sowie durch die Bestrafung der Schuldigen Genüge geschehen. Die Sicherheit in jenem Ge- biet hat zugenommen. Die noch vorhandenen zweifelhaften und schlechten Elemente sind durch die Bestrafung ihrer Nachbarn eingeschüchtert.