W 504 20 anwuchsen, behelfen, und ein steter Preisrückgang setzte ein, als der Spekulationskonzern die weiteren großen Ankünfte aufzukaufen verweigerte. Ein Teil des Syndikatsgummis ist zwar inzwischen in den Konsum gelangt, der größere Rest (etwa 2200 Tons) liegt jedoch seit Jahresfrist hier und bildet weiter ein beunruhigendes Moment für die Stabilität des Marktes; denn noch immer läßt die Banco do Brazil, die nach der Insolvenz des Syndikats die Besitzerin des Vorrats geworden ist, nichts über ihre Absichten verlauten. Eine Realisation zu heutigen Preisen, die sich wohl — wenn vor- sichtig geleitet — durchführen ließe, ohne den Markt zu brechen, würde immerhin für die Bank einen Verlust lassen, der mit zehntausend Contos de Reis nicht unterschätzt wird. Infolge des großen weiteren Aufschwunges, den die Gummi-Industrie allgemein genommen hat, konnte der niedrige Preisstand vom Mai- Juni langsam überwunden werden, und die in- zwischen erreichten Preise sind derartige, daß die Gesundung dieses Platzes erhofft werden kann. Allerdings wird es noch längerer Zeit bedürfen, ehe alle Schäden, welche die letzte Krisis ver- ursacht hat, beseitigt sind, und die Anforderungen, die an die hiesigen Kreditanstalten gestellt werden, bleiben hoch, zumal da sich die Banco do Brazil nach andern verlustreichen Geschäften sehr vom Kreditmarkt zurückgezogen hat. Die Valorisationsideen, die namentlich im letzten Jahre blühten, finden jetzt wenig Erwäh- nung; sie bieten auch keine Garantie für irgend- welchen Erfolg, solange sie nicht in den natür- lichen Gesetzen von Angebot und Nachfrage Unter- stützung finden, es sei denn, daß man an leitender Stelle auf den näher liegenden Gedanken kommt, eine Valorisation, d. h. eine Protektion des Ama- zonas-Gummis gegen den billiger hergestellten Ceylon-Gummi, in der Herabsetzung der sehr hohen Ausfuhrzölle, sonstigen Abgaben, Erleichterung der Verkehrsverbindungen und Verbilligung der Lebens- mittel durch Herabsetzung der Einfuhrzölle zu er- blicken. Die in Angriff genommene Errichtung von Stationen der drahtlosen Telegraphie in den oberen Flüssen ist ein Schritt in dieser Richtung, da dadurch die Verbindung auch in der Zeit, in der die Schiffahrt durch die Wasserarmut der be- treffenden Flüsse unterbrochen ist, gesichert werden kann. Von den fremden Gesellschaften, die wäh- rend der Hausse im Jahre 1910 meist mit engli- schem Kapitale gegründet wurden, um angekaufte Gummiwaldungen auszubenten, haben die wenig- sten mit Erfolg gearbeitet. Verschiedene sind unter Verlusten ganz eingegangen, und es herrscht die allgemeine Ansicht, daß solche Gesellschaften mit weit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben, als die Aviadorfirmen, die in den Händen von Brasilianern und Portugiesen sind, was zum größten Teil aber auch auf die Unkenntnis der hiesigen Verhältnisse zurückzuführen ist. Die Ernte wird sich auch im laufenden Jahre wenig verändern; die Schwankungen in dem Ertrage nach oben oder unten werden kaum 5 v. H. übersteigen. Kautschunzgewinnung und handel in den Ver- einigten Malayvenstaaten.“) Der Kautschutanbau in Britisch-Malaua hatte im Jahre 1911 unter der Rückwirkung des „Booms“ zu leiden, so daß die Kautschukgewinnung etwa 15 v. H. hinter der veranschlagten Menge zurückgeblieben ist. Von der Dürre haben sich die Pflangzungen schnell wieder erholt, dagegen wird wohl noch mehr als ein Jahr vergehen, ehe die Kautschukindustrie den schäd- lichen Einfluß des „Booms“ überwunden und eine dauernd gesunde finanzielle Grundlage gefunden haben wird. Die zahl der während des „Boomeo“ gegründe- ten Pflanzungsgesellschaften, die — infolge Uberkapitali= sierung, minderwertiger oder gänzlich unpassender Bodenverhälmisse, unsachgemäßer Anpflanzung und schlechter Bewirtschaftung. ungugänglicher Lage der Pflanzung oder Arbeiterschwierigkeiten — von vorn- herein als nicht lebensfähig angusehen sind, dürfte HOundert bei weitem überschreiten. Aber auch bei einer Angahl alter Gesellschaften ist ein Stillstand oder Rückgang in der Entwicklung zu verzeichnen, und zwar meistens infolge Uberzapfung der Bäume oder wegen Mangel an Betriebskapital. Aus letzterem Grunde sind schon verschiedene Pflanzungsgesellschaften zur Liquidation gezwungen worden. Die Anpflanzung von Kautschuk in Britisch- Malaya ist zu einem Stillstande gekommen. Es sind nur noch verhältnismäßig wenige große Unter- nehmungen zur Weiteranpflan zung bereit: den andern sehlen die Geldmittel dazu. Die Gesamtausbente wird natürlich mit dem Ertragfähigwerden der jüngeren Pflan zungen schuell steigen und gut geleitete Unter- nehmungen werden jedenfalls eine stetige Vermehrung ihrer Kautschukerträge, wenn auch nicht ihrer Divi- denden, verzeichnen können. Genaue statistische Angaben über Zunahme der Anbaufläche, Produktion und Ausfuhr im Jahre 1911 werden hier erst gegen Mitte des laufenden Jahres bekannt werden. Einen Uberblick darüber ermöglichen jedoch schon jetzt die folgenden Zahlen: a) Nuch der Auosfuhr zollstatistik der Vereinigten Malayvenstaaten wurden ausgeführt: Zunahme Von: 1910 1911 1911 Ibs Ibs L Perak 2541 756 5450 644 2 908 S88 Selangor 8211 388 11 737386“")3 495 998 Negri Sembilan 1 423 453 2492 939 1 069 486 Pahang 5929 11 361 8 432 Zusammen . . 12212526 19695 330 7 482 804 *) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 86f. *.) Davon stammten 102 633 lbsS aus Perak., 1 122 235 IDs aus Negri Sembilan und 24 602 lis aus Pahang, die in den Angaben für diese Staaten nicht eingeschlossen sind.