G5 531 ꝛ Stellenweise ist der Boden mit „!Dsacha“ be— wachsen, einer dem Blaubeerkraut ähnlichen Pflanze, die eine nußgroße eßbare Frucht haben soll. Im weiteren Verlauf unseres Marsches kommen wir an eine Lichtung. Wie von einem Forstmann im großen Kreise niedergeschlagen, hört der Wald plötzlich auf. Die Pfanne ist mit Gras bewachsen und bietet dem Auge keine be— sonderen Reize. Jedoch für den Jäger ist sie von Interesse, da hier das Wild gern heraustritt. Solcher Blößen überschreiten wir noch mehrere, bis wir nach 32 km Achatzchüa erreichen. Der floristische Charakter der verschiedenen Pfannen wechselt nicht. Hier haben wir aber zum ersten- mal wieder Wasser. Und dort drüben am Rande des Waldes, wo der Rauch aufwirbelt, liegt auch eine Werst. Aber die Bewohner sind ausge- flogen, sei es aus Furcht oder sei es, um Feld- kost zu sammeln. Nur gering ist die Ergiebigkeit des Wasser- loches. Zwei Futterbeutel voll Wasser werden aus der 3 m tiefen, ganz engen Sandpütz, zu der einige Stufen herunterführen, an das Tages- licht befördert. Das Wasser ist gut und schmack- haft, wenn auch etwas erdig. Gewiß ist es ausreichend für die anspruchs- losen Bewohner der nahen Werft, die sich schwerlich herbeilassen werden, ihren Brunnen zu vergrößern, wenn die Not sie nicht dazu zwingt. Die gleichen Wasserverhältnisse finden wir 6 km weiter in Nurücha. Die Schönheit des Waldes nimmt immer mehr zu. Die Mopanebäume werden noch häufiger, und im herrlichsten Schatten reiten wir weiter. Bei Maügära treten die ersten Fächer- palmen auf, wie wir sie zuletzt in Otjituo ge- sehen haben. Diese schlanken Hyphaenen, welche über die Kronen der Laubbäume weit hinausragen oder in jungen Exemplaren boskettartig die Landschaft beleben, geben ein prächtiges Bild der tropischen Vegetation. Eine etwas reichere Wasserstelle finden wir in Gugüssen und unmittelbar daneben eine stark bewohnte Werft. In Bogara haben die Bewohner der Werft die ganze Pfanne abgebrannt, um das Wild heranzulocken. Bei dem hohen Stande des Grundwassers ist das Gras schnell nachgewachsen und wir haben hier im Abendsonnenglanz den erfrischenden Anblick einer saftigen deutschen Wald- wiese. Leider beschränken sich die Buschleute nicht auf das Abbrennen der Pfannen, sondern es werden meist noch große Grasstrecken im Walde niedergebrannt. Auch dieser Anblick soll uns nicht erspart bleiben. Mit Bedauern sehen wir, wie die kleinen Flammen am Fuße der mächtigen Baumriesen lecken, um sie nach Jahr und Tag zu Fall zu bringen. An manchen Stellen glaubt man Holzfäller hätten hier ihr Werk getrieben, so stark ist der Niederbruch infolge der regel- mäßigen Waldbrände. Wieviel kostbares Nutzholz geht hier verloren! Als wir am Abend des 5. September kurz vor Sonnennntergang wieder auf eine große Lichtung heraustreten, machen uns die Buschleute auf eine einzelne Palme aufmerksam, die abseits auf der Fläche stand. Hier ist Wasser! „Kawachadang", so heißt das metertiefe enge Loch, aus dem uns eine schmutzige Flüssigkeit entgegenstarrt. Zwar hätten wir nicht nötig gehabt, nach Wasser zu graben, aber es scheint doch interessant, mal ein solches Buschmannsloch auf seine Ergiebigkeit zu prüfen. Der Erfolg ist überraschend. Schon nach einer halben Stunde haben wir mit unserem kleinen Spaten so viel Wasser aufgemacht, daß alle Leute ihren Bedarf decken können. Die Wasserstelle ist nach der einsamen Palme (Kawacha = Palme?) benannt. Daß man sich aber nicht immer darauf verlassen kann, einen solchen markanten Punkt wiederzufinden, sollte ich erst später erfahren: Eines Tages ist der Baum spurlos ver- schwunden. Er ist nicht dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, sondern dem Zahn des Busch- manns, der nicht nur die Früchte, sondern auch den Stamm der Palme durch seinen »armoed penze wandern läßt. Am nächsten Morgen durchreiten wir die Magoro-Vley. Ein gänzlich verändertes Bild bietet sich hier unseren Augen. Wir sehen eine herrliche Parklandschaft, wie sie in der Kalahari südöstlich Arahoab so wunderbar zu finden ist. In dem großen Laubmeer plötzlich wieder Dornen! Hier ist Acacia horrida und detinens, der Kamelbaum und Zizyphus mucronatus, jener Laubbusch mit bösartigen Dornen, von denen einer nach unten, einer nach oben gerichtet ist. Von dem Laubwald ist nichts mehr zu sehen. Weit ist er in den Hintergrund getreten. Schöne große Flächen wechseln mit Buschgruppen ab, aus denen schlanke Palmen siegreich hervorragen. Perlhühner beleben in großen Mengen die Land- schaft. Allmählich werden die Flächen kleiner, die Dornengruppen schließen sich immer mehr zu- sammen und schließlich reiten wir in einem aus- gesprochenen Omuramba. Die Erkundung ergibt, daß er nach kurzer Zeit sackartig nach Südosten verläuft. Zweifellos hat hier mal ein Omuramba bestanden, der im Laufe der Zeit verweht ist. 0