533 20 welche mit Dornbüschen und niedrigen Palmen= gruppen umstanden ist, finden wir eine Buschmann- Pütz, welche uns alle Viertelstunden einen Futter- beutel voll Wasser liefert. Die Wünschelrute schlägt an den verschiedensten Stellen, besonders auf dem östlichen Teil der Vley so stark aus, das man hier wohl auf einen größeren Wasserreichtum hoffen kann. Frühzeitig brechen wir am Nachmittag auf, um noch bei Tageslicht ein gutes Stück vorwärts zu kommen. Aber schon nach 6 km haben wir einen unfreiwilligen Aufenthalt in Geitza. Hier in dieser Weltabgeschiedenheit ahnt man nichts von unserem Kommen. Um so größer ist die Bestürzung in der Werft, als wir plötzlich hoch zu Kamel zwischen den dürftigen Laubhütten erscheinen. Entsetzen malt sich in den Zügen der Ein- geborenen, als sie die seltsamen Tiere vor sich sehen; voller Angst reißen die Weiber ihre Kinder an sich, um sich mit ihnen seitwärts in die Büsche zu schlagen. Durch den Zuruf des Dolmetschers gelingt es aber, sie davon zurückzuhalten und schließlich alle Bewohner der Werft zu beruhigen. Doch wie es nun weiter gehen soll, streiken unsere Führer und behaupten: sie wüßten nicht weiter. Mir bleibt daher nichts anderes übrig, als abzusatteln und neue Führer zu dingen. So ganz einfach ist dies nicht. Nur zögernd erklären sich einige Kerle bereit, bis zur nächsten Wasser- stelle Tsumkui (Tsumkwe) zu führen. Weiter wollen sie auch nicht Bescheid wissen. Während dieser Verhandlungen kommt der Kapitän „Garu“, ein alter Mann mit grauen Haaren mit einem großen Packen Kost aus dem Felde zurück. Er hatte den Stamm einer Palme gefällt und schleppt große Stücke davon herbei. Ich erwerbe zunächst seine Gunst durch Händedruck und eine Platte Tabak. Dann unter- halten wir uns eingehend über die Zubereitung seiner eigenartigen Kost; schließlich bringe ich meinen Wunsch wegen der Führer vor. Da ich seinen Versprechungen aber nicht traue, stelle ich ihm den unteren Teil meines Schlaf- anzuges — mit dem oberen Teil hatte ich bereits den Buschmannskapitän von Karakuwisa beglückt — als Präsent in Aussicht, wenn die Führer ihren Auftrag zur Zufriedenheit gelöst hätten. Nun kennen die Leute mit einem Male das Land bis Nama herunter und ich brauche in dieser Beziehung keine Befürchtung mehr zu haben. Zwei stramme Burschen, die Söhne des Kapitäns, traben am nächsten Morgen als Führer vor unserer Kolonne. Meist geht es querfeldein, denn von der alten Wagenspur ist nichts mehr zu sehen. Dann und wann steigt einer der Buschleute auf einen Termitenhaufen, um Ausschau in das Gelände zu halten. Ich entdeckte bald in weiter Ferne einen auffallenden Baum, den sie gesucht haben und der ihnen nun als Richtungspunkt dient. Die Landschaft ist immer noch schön und abwechslungs- reich durch die prächtigen Palmengruppen, welche hin und wieder zwischen den Dornenbüschen auf- tauchen. Etwa 10 km südlich Geitza überschreiten wir die erste Kalkpfanne. Kurz darauf noch mehrere. Das Gelände zeigt von jetzt ab den Charakter der Gegend von Okatjongeama (Barbarossahof südöstlich Grootfontein): Dornbusch und Gras- savanne; dazwischen zahlreiche große und kleine Vleys, die ihres Kalkuntergrundes wegen nach der Regenzeit noch lange Wasser führen mögen. Der Buschmann kennt sie gewiß sämtlich und hat auch seine Bezeichnung dafür. Für uns hat es aber vorläufig keinen praktischen Wert, alle diese Namen festzustellen oder womöglich noch neue hinzuzufügen. Es wird hierdurch nur die Übersicht der Karte erschwert, und zurechtfinden kann sich schließlich doch niemand danach. In Tsumkui treffen wir eine vereinzelte Buschmannsfamilie, die gerade im Begriff ist, mit ihrem Hab und Gut nach Geitza überzu- siedeln, angeblich weil das Wasser alle ge- worden ist. Hier haben wir wieder mal einen Beweis von der Faulheit und Eigenart der Buschleute, die lieber tagelang durch das Gelände bis zum nächsten Wasser pilgern, als daß sie eine Stunde daran wenden, ihr altes Wasserloch zu ver- größern. In diesem Falle ist es wirklich nicht schwierig. Schon äußerlich ist an dem Kalkeinbruch zu er- kennen, daß hier viel Wasser sein muß. Wir vertiefen das Loch um einige Spatenstiche und haben schon nach einer halben Stunde Wasser im Überfluß. Die Kallpfannen im südlichen Kaukau-Veld sind wahrscheinlich zuerst von den Ovambandjern (Ostherero) aufgemacht, die zum größten Teil durchs Kaukau-Veld in die Gegend von Gobabis eingewandert sind. Darauf deuten auch ver- schiedene Namen hin, z. B. Otjikarema. Der Buschmann würde wohl gar nicht so viel Kalk- löcher eröffnet haben. Der einsame Affenbrotbaum (Baobab), welcher unweit der Pfanne sein gigantisches Haupt in die Lüfte erhebt, macht einen gewaltigen Ein- druck auf uns und unsere Eingeborenen. Noch mehr aber stannen wir, als wir am nächsten Vormittag in Gurä neun solcher Baum- riesen sohen, von denen der stärkste Stamm auf