W 534 20 Mannshöhe gemessen einen Umfang von 25 m ergibt. Gursé ist eine Kalkpfanne mit einem 100 qcm großen Kalkeinbruch, der mit schwarzem Moor- boden angefüllt und mit Schilf reich bewachsen ist. Obwohl es sich in dem fetten, von Wurzeln durchwachsenen Boden schwer graben läßt, be- kommen wir doch bereits nach zweistündiger Arbeit in einer Tiese von 1 m so viel Wasser, daß wir sämtliche Tiere tränken können. Noch an demselben Abend erreichen wir bei sinkender Sonne Gautscha. Schon von weitem leuchtet uns die blendend weiße Fläche der Salz- pfanne entgegen. Wie bei allen Pfannen der Kalahari bildet auch hier den Rand ein harter toniger Sinter- kalkstein: das Leitgestein der Kalaharidepression. Auf der Süd= und Ostseite finden wir die typische wallartige Erhebung, welche die Pfanne sichel- artig umgibt und in flacher Böschung nach dieser aus dem umgebenden Buschfelde zu abfällt. Der Wall besteht aber hier nicht aus dem roten Quarzsande der Kalahari, sondern aus Kalksinter mit schwach aufgelagerter grauer Sanddecke, die guten Busch= und Baumbestand zeigt. Man glaubt auf der Düne von Ankam (nördlich Arahoab) zu stehen, genau so sieht es hier aus. Am Ostrande der Pfanne befinden sich zwei größere Wassertümpel, die mit Schilf bewachsen sind: der letzte Rest des einst so großen Sees. Eine Herde Bastardgemsböcke, welche gerade im Begriff ist, sich hier zu tränken, jagt in hohen Fluchten davon, als wir uns nähern. Regel- mäßig ziehen hier die Tiere zur Tränke, denn es ist das einzige offene Wasser in der weiteren Umgebung, das mit Brack verbunden ist. In dem hohen Schilf versteckt oder hinter kunstgerecht angelegten Ansitzen lauern die Buschleute den „Wasserböcken“, wie sie sie auch nennen, auf, um ihnen den Tod bringenden Pfeil in die Flanke zu jagen. So geht diese kleine Herde, welche hier Standwild ist, solange sie nicht ein kräftiger Regen von der Gefahr drohenden Wasserstelle befreit, sicher ihrem Untergang entgegen. Welche Vorstellung habe ich mir von dem Wildreichtum des Kaukau-Veldes gemacht und wie enttäuscht bin ich! Dieser kümmerliche Rest der Bastardgemsböcke war das einzige Hochwild, das ich während der ganzen Erxpedition zu Gesicht bekommen habe. Gautscha heißt Büffelwasser. Gewiß hat es seinen Namen nach den gewaltigen Büffelherden, welche vor Jahrzehnten den Boden der Pfanne zerstampft und zerwühlt haben mögen. Jetzt ist alles wie ausgestorben. es in diesem trockenen Jahre anders Doch kann sein? Mußte nicht das Wild weit im Gelände umher- ziehen, um sich kümmerlich seine Nahrung zu suchen? Wie kärglich es mit der Asung bestellt ist, können wir am besten an unseren Kamelen be- urteilen. Schon seit Otjituo haben die Tiere nichts weiter gehabt als Trockenweide. Die saftigen Blätter des Laubwaldes rühren sie nicht an, die Kameldornbäume sind meist zu hoch, und der übrige Dornbusch hat in der kalten Zeit stets die Blätter abgeworfen. Also bleibt nichts weiter übrig als Gras. Unter diesen Umständen tritt jetzt die Frage an mich heran, soll ich überhaupt die geplante Durchquerung nach Otjituo wagen? Eine Strecke von 240 km durch unwegsames Gelände, vielleicht sogar durch dichten Dornbusch ohne Wasser zurückzulegen, erscheint mir bei der schlechten Weide und dem doch immerhin schlechten Kamelmaterial nicht ratsam. Die Kamele haben schon seit achtzehn Tagen kein Kraftfutter gehabt; das Gras ist völlig aus- gedörrt und hat auch nicht mehr viel Nährwert und die grünen Büsche, aus denen die Tiere einen Teil ihrer verbrauchten Säfte ergänzen können, fehlen ganz. Ferner ist noch zu berücksichtigen, daß in dieser Zeit schon vom frühen Morgen ab eine tropische Hitze herrscht, und Nachtmärsche der Dornen wegen so gut wie ausgeschlossen sind. (Durch die enorme Hitze sind über 100 Films mit wichtigen Aufnahmen verdorben.) Da ich Otjituo unter diesen Umständen in sechs Tagen kaum erreicht hätte, gebe ich mein Vorhaben auf und treffe für den Weitermarsch folgende Anordnung: Der 2. Zug marschiert nach Debra und nimmt das Gelände bis Tsumkni auf. Der 1. Zug, den ich selbst begleite, erkundet das Gelände südlich Gautscha bis Garu und Nama, und von dort nach Norden über Lewis- fontein bis Tsumkui. Bis zum 18. September treffen beide Züge- wieder in Kauara ein. Am 12. ist Ruhetag. Am 13. früh treten die beiden Züge ihren Er- kundungsritt an. Das Gelände südlich Gautscha. Von Gautscha führt ein alter Weg über Otjikarema nach Nausche, der häufig von Buschleuten benutzt wird und daher ganz gut zu sehen ist. Westlich dieses Weges befindet sich ein großes mit Busch bedecktes Kalkfeld, das sich nach Süden bis Nausche hinzieht. Die Weide ist hier spärlich und schlecht, und die ganze Gegend macht einen überaus traurigen Eindruck.