536 ähnliche Landschaft zeigt, daß hier überall Wasser aufzumachen ist. Der Busch wird dichter und der Graswuchs stärker. Bald sind wir in !ang!ana angelangt. Es ist ein Kalkeinbruch von etwa 70 m Durch- messer mit zahlreichen flachen Kalklöchern, auf deren zugeschwemmtem Grund sich zumeist noch Wasser befindet. Nachdem wir aus einem Loch in der Mitte etwa 1 m schwarzer Erde gehoben haben, erhalten wir für Mensch und Tier ge- nügend Wasser. Es läuft sehr reichlich nach. In der ganzen Gegend scheinen viel Busch- leute zu hausen. Als von uns in der Nähe der Wasserstelle ein Wildebeest geschossen ist, stellen sich im Nu eine Menge der gelben Kerle ein. Ganz in der Nähe von langlana in west- licher Richtung liegt noch die Wasserstelle Deniko, ein Kalkeinbruch mit offenem Wasser von etwa 10 m Durchmesser. Nördlich von langlana wird die Landschaft freier. Der schwarze Boden verschwindet all- mählich, dafür tritt roter Sand zutage. Es ist der Charakter des Sandfeldes. Frische Giraffen- spuren werden häufiger. Ein Marsch von knapp einer Stunde führt uns nach Dausi, einem Kalkeinbruch, von hohen Kameldornbäumen malerisch umkränzt. Auch hier findet sich reichlich Wasser, in der Mitte ein kleiner Teich, durch Wild stark zerstampft. Mit stark sinkender Sonne gelangen wir nach Tsäruwe. Auch hier ist viel Wasser in etwa 1½ m tiefen Kalklöchern. In der Richtung auf gganlmui wird das Gelände wieder klippig. Das Süßgras wird wieder vom Sauergras verdrängt. Vleys und Omuramben wechseln mit Kalkhügeln. Der Baobab tritt sehr zahlreich auf, sowohl alte wie jüngere Exemplare. Kaum 100 m von uns steht eine Giraffe mit einem Saugkalb, das die possierlichsten Sprünge vollführt. Anscheinend weiß es nicht, wo es mit seinen langen Läufen hin soll. Die Giraffe ist von gewaltiger Größe, sie könnte bequem aus dem ersten Stock einer Berliner Mietskaserne fressen. Die Tiere des Berliner Zoo sind Zwerge dagegen. Auch das sehr junge Kalb hat bereits die Größe eines stattlichen Kamels erreicht. Auffällig ist, daß die Farbe des Kalbes graubraun ist, im Gegensatz zu der prächtigen Decke der Mutter. Es gelingt uns auf etwa 65 m heranzureiten. Es ist ein Jammer, daß dieses Prachtwerk der Natur wahr- scheinlich auch bald einer räuberischen Betschuanen- kugel zum Opfer fallen wird. Ganz in der Nähe finden wir ein reichlich Wasser haltendes Kalkloch, von den Buschleuten uns als Iguilgan bezeichnet. Unweit davon zeigen sich einige mächtige frische Löwenspuren. Die schnell hereinbrechende Ddämmerung mahnt uns zur Rast, wir lagern am Rand einer lang- gestreckten omuramba-ähnlichen Kalkpfanne, die sich in der Ferne nach Nordost umbiegend ver- liert. Zum Schutz gegen einen nächtlichen Löwen- besuch werden gewaltige Feuer entzündet. Am andern Morgen passieren wir frühzeitig [Lgankmui, einen Kalkeinbruch mit einem flachen Wasserloch am Rand. Zweifellos ist es leicht, reichliches Wasser aufzumachen. Hier hatte im Frühjahr 1906 die Patronille Gräff ein Gefecht mit Herero, die nach endloser durstiger Flucht endlich geglaubt hatten, mit ihrem halb verdursteten Vieh hier eine Ruhestätte gefunden zu haben. [lgankmui und Umgegend hat völlig Sand- feldcharakter, Kameldornsteppe mit leichtem Kamel- dornbestand auf rotem Sandboden. In der Richtung auf Tsumkui wird das Gelände wieder stark klippig, der Boden zeigt ganz spärlichen Graswuchs, der Dornbusch nimmt überhand. Frühzeitig um Nachmittag treffen wir wioder in Tsumkui ein. Es hat sich auf unserem Wege herausgestellt, daß die Entfernungen Gautscha — Debra — Tsäruwe —Tsumkui wesentlich kürzer sind, als die auf den früheren Karten angegebenen. Westlich der Linie Debra — Tsumkui soll nach Angabe unserer Führer kein Wasser mehr sein. Dieser Behauptung ist jedoch mit Miß- trauen zu begegnen, weil die Buschleute ungern zu Stämmen führen, die ihnen nicht gut bekannt sind; persönlich wissen sie nur in dem Jagdbezirk ihrer Sippe Bescheid. Es ist jedenfalls kaum denkbar, daß das ganze nördliche Sandfeld völlig wasserlos ist. Gerade die fast unpassierbaren Hackiesdornstreifen verbergen hier häufig die Wasserstellen. Hier muß eben eine systematische Erforschung einsetzen. Die Buschleute. Für den Ethnologen ist das Kaukau-Veld noch eine reiche Fundgrube. Hier fristen die Busch- leute, noch unberührt von aller Zivilisation, in alter Ursprünglichkeit ihr Leben im Kampf um das Dasein. Doch wie lange wird es dauern, dann ist auch die Kultur dieser Kulturlosen ver- schwunden und der moderne Verkehr hastet über die letzten Trümmer dieses unglücklichen Volkes hinweg. Die Vorboten der neuen Kultur sind bereits da. Wenn man die Bewohner von Karakuwisa mit denen von Kauara und Gautscha vergleicht, wird man zweifellos einen Unterschied merken. Erstere haben schon im Dienste des weißen Mannes gestanden; ihnen sind manche Annehmlich= keiten des menschlichen Lebens kein Geheimnis mehr. Im Innern ist aber noch vieles anders. Die einfachsten Sachen sind hier noch unbekannt. Gibt man dem Buschmann eine Schachtel Streich-