W 8538 20C obachten, wie die Weiber mit Schlägel und Mörser beschäftigt sind, um die Kost zuzubereiten. Das Stampfen und Klopfen hört man weit durch die Büsche schallen. Im Dezember, wenn die wilden Apfelsinen reif sind, gibt es eine angenehme Abwechslung in der Beköstigung. Aus den vielen alten Schalen zu schließen, die in den Werften umherliegen, muß die Ernte in jedem Jahr recht beträcht- lich sein. Mutter Natur ist auch sonst noch freigebig mit vielen anderen Früchten, die dem Buschmann sozusagen in den Mund wachsen, so daß er sich nicht sehr zu bemühen braucht, um seinen Hunger zu stillen. Die Bewohner des südlichen Kankau-Veldes leben nicht unter so günstigen Bedingungen. Aber auch hier habe ich keinen Menschen gesehen, der schlecht genährt war. Der Buschmann ist ja kein Kostverächter, und es gibt in seinem Gebiet wenige Gewächse, denen er nicht Geschmack abzugewinnen vermag. Als wir in Gurä“ die Wasserstelle reinigten und die Wurzeln des Schilfs daraus entfernten, griffen die Buschleute sofort danach und ver- zehrten sie an Ort und Stelle. Wie schon früher erwähnt, werden auch die Stämme der Palmen gegessen. Wenn der Baum gefällt ist, wird der Stamm säuberlich von der Bastrinde entfernt und dann in Stücke von etwa 30 cm Länge zerlegt. So kommt die Kost in die Werft. Hier werden die einzelnen Stücke noch weiter zubereitet und dann am Feuer geröstet und verzehrt. Natürlich kann es nicht wundernehmen, daß bei dieser unverdaulichen Nahrung, die die Leute in großer Menge zu sich nehmen, die Auftreibung des Unterleibes einen ganz furchtbaren Umfang erreicht. Diesen Sarmoed penz“ findet man bei allen Buschleuten. Ich habe ihn aber noch nie- mals so entsetzlich groß gesehen wie bei den Palmenessern von Geitza. Ganz besonders tritt er aber bei Weibern und Kindern hervor. Eine besonders beliebte Kost ist die melonen- ähnliche Frucht des Affenbrotbaumes. Um zu den Früchten zu gelangen, schlagen die Buschleute spitze Holzpflöcke stufenweise übereinander in den weichen Stamm und klettern mit Hilfe dieser primitiven Leiter bis in die höchsten Spitzen des Baumes. Diese Art der Ernte ist aber mit steter Gefahr verbunden. Es ist schon mehrmals vorgekommen, daß sich ein solcher Holzpflock gelöst hat und der arme Kerl aus der schwindeluden Höhe herab- gestürzt ist. Trotz der größten Versprechungen waren hier die beiden Buschleute nicht zu bewegen, noch etwas höher auf den Baum hinaufzuklettern. Sie zeigten immer bedeutungsvoll auf die großen Wurzeln und machten dabei die Geste des Schlafens, indem sie den Kopf neigten und in die rechte Hand legten. Hier also ruht einer jener Unglücklichen! Zwischen den beiden mächtigen Wurzeln, welche sich über dem Erdboden entlang ziehen, hat man ihm die letzte Ruhestätte bereitet. Außerlich war von dem Grabe nichts zu erkennen. Obenauf aber lagen fein säuberlich die Waffen und Geräte des Toten. Auch die Früchte, für die er sein Leben gelassen hat, hatte man ihm mitgegeben zu der großen Reise in das Zenseits. Niemand wagt hier etwas zu entwenden. Der Geist des Toten würde über ihn kommen. Passarge gibt an, daß dem Toten sein Hab und Gut mit in das Grab hineingelegt wird. Trotz des zeitig schlechten Wildstandes hatten die einzelnen Werften doch immerhin eine ganz gute Strecke zu verzeichnen. Sie haben eben mit Schlinge und Pfeil mehr Weidmannsheil gehabt wie wir mit unseren modernen Waffen. Aber als höchster erstrebenswerter Besitz gilt ihnen doch ein Gewehr. Bei unserem unerwarteten Besuch in Geitza fand ich ein solches in der Werft vor. Die er- schreckten Bewohner hatten nicht mehr Zeit ge- habt, es zu verbergen. Uber den Ursprung dieser Waffe wollte niemand Auskunft geben können. „Cs ist schon lange da“ erhielt ich immer zur Antwort. Da mir Garu keine Führer gegeben hätte, wenn ich ihm das Gewehr fortgenommen hätte, so mußte ich es wohl oder übel dort lassen. Ubrigens kann er kein großes Unheil damit an- richten, denn es ist ein alter klappriger Vorder- lader, zu dem jegliche Munition fehlt. Von Anßerlichkeiten ist mir besonders auf- gefallen, daß viele Leute die Haare vom Hinter- haupt ab lang trugen, also einen Schopf hatten, der sehr oft übermäßig mit Fett eingesalbt war. In der südlichen Kalahari habe ich dies niemals beobachtet. Andere wieder trugen das Haar kurz geschoren und ließen einzelne Teile lang stehen, je nach persönlichem Geschmack. Eine besondere Frijur schien nicht vorgeschrieben zu sein. Die meisten trngen das Haar halblang, den so- genannten Wollkopf. Jedenfalls scheint das Haar dichter zu stehen als bei den Buschleuten der süd- lichen Kalahari. Tätowierung sah ich hauptsächlich in Karaku- wisa, aber doch recht verschieden. Einige Männer begnügten sich mit einem senkrechten Strich mitten auf der Stirn. Andere wieder fanden es schön, über jedem Auge noch einen solchen hinzuzufügen. Die Weiber trugen