W 539 20 außerdem noch 3 bis 4 wagerechte Striche auf den Wangen. Diese Verschiedenheit innerhalb der einzelnen Werften gibt doch zu Zweifeln Anlaß, ob wirklich bestimmte Stammesmarken bestehen. Ich sah auch eine ganze Menge Männer, die gar keine Tätowierung hatten. Als ich einen danach fragte, warum er keine Abzeichen trüge, sagte er: „Er fände es nicht schön.“ Die beiden Buschleute, die ich von Gautscha als Führer nach Nama mitgenommen hatte, malten sich unterwegs mit Hilfe von Fett und Ruß ein großes schwarzes Kreuz auf die Stirn. Sie behaupteten, dadurch gegen Krankheit und Gefahr geschützt zu sein, wenn sie fremdes Land (einen anderen Familienbezirk) betreten. Daß auch manchmal der ganze Körper mit Salbe, die mit Farbe (rotem Eisenoxyd) vermischt ist, eingerieben wird, konnte ich in einem Falle feststellen. Unter den Leuten, die uns vor Kauara empfingen, glänzte einer vom Kopf bis zu Fuß im wundervollsten Kupferbraun. Er sah mehr einer Rothaut ähnlich als einem Buschmann. Steatopygie wurde nicht beobachtet. In der Bekleidung sind mir zwischen Nord und Süd keine wesentlichen Unterschiede auf- gefallen. Schmuckgegenstände waren aber bei den Kung nicht so reichlich vertreten wie bei den Auin. Den Haupischmuck, die moletsa-Ketten, fand ich nur in einigen recht minderwertigen Exem- plaren. Wahrscheinlich weil die Strauße oben seltener sind. Ketten und Haarschmuck aus Tsamakernen habe ich gar nicht gesehen, wohl darum, weil im Kaukau-Veld keine Tsama vorkommen. Kauri- muscheln kamen vor. Glasperlen, Eisenperlen und Kupferringe waren häufiger. Von den überall so bekannten Tanzrasseln aus Schmetterlingskokons konnte kaum ein brauchbares Stück aufgetrieben werden. Von Waffen findet sich hauptsächlich Pfeil und Bogen. Als Pfeilspitzen überwiegen die aus Knochen, mit bräunlichem oder schwärzlichem Pfeilgift bestrichenen. Auch Ovambomesser waren häufig. Köcher aus Holz oder Baumrinde waren fast gar nicht im Gebrauch. Meist wurden Leder— täschchen in Köcherform zur Aufbewahrung der Pfeile benutzt. Die vergifteten Spitzen steckten in einem kleinen Köcher, der aus dem Gehörn der großen Antilopen hergestellt wird. Zum Gesicht— glätten wird ein messerähnliches glattes Stück Blech verwendet, auf dem meist primitive Ver— zierungen eingeritzt sind. Die bekannten Miniatur-Bogenausrüstungen waren überaus hänfig, dagegen habe ich nur einen einzigen Assagai gesehen. Auffallend reich waren die Werften mit Holz= gefäßen aller Art versehen. Hier gab es Mörser, Schalen, Schüsseln und Töpfe in verschiedenster Größe und Form. Alles war solide und sauber gearbeitet. Kleine Holzarbeiten, wie z. B. Löffel, fertigen die Buschleute selber an. Alles andere wird vom Okawango bezogen. Daher beziehen sie auch alle Eisenteile, die sie zur Herstellung von Waffen und Handwerkszeug gebrauchen. Seit Jahren hat sich schon ein regelrechter Handelsverkehr mit den Betschuanen vom Ngami- See herausgebildet. Streitwolf schreibt in seinem Buch „Der Caprivizipfel“: „Um die gute Weide des Sandfeldes aus- zunutzen, senden die Eingeborenen des Ngami- landes ihre Viehposten für die Zeit, wo das Regenwasser der Vleys im Sandfelde vorhält, fort aus den Flußgebieten, und wir finden dann viele Betschuanenposten westlich des Ngami nach unserer Grenze zu. Zum Teil auch sicher in unserem Gebiet.“ Dies kann ich jetzt bestätigen. Es handelt sich aber nicht allein um das Vorschieben von Viehposten, sondern hauptsächlich auch um Jagd- expeditionen. Die Betschuanen sollen im Ngamiland sehr unter dem Großwild aufgeräumt haben und die englische Verwaltung hat versucht, dieser Aas- jägerei allmählich zu steuern. Da nun das Schießen von Giraffen, Elens und Straußen dort verboten ist, kommen sie zu uns und schießen ab, was ihnen vor die Flinte kommt. In jedem Jahr, bald nach der Regenzeit, erscheinen sie mit Pferden, Reitochsen und Wagen und beginnen eine systematische Absuchung des Kaukau-Veldes. Nach Norden drangen sie bis Kauara, nach Westen bis Debra vor. In Tsumkui, Gautscha, Garu und Namg zeugten frischer Kraal und frischer Ochsenmist von ihrer Anwesenheit. Hauptsächlich versuchen sie, Giraffen zur Strecke zu bringen, sonst nehmen sie aber auch mit Elens, Straußen und anderen Antilopen fürlieb. Was sie nicht selbst schießen, erhandeln sie von Buschleuten. Diese sind ganz darauf ein- gerichtet und legen die Hörner und Felle zurück, bis die Händler wiederkommen. In einem Wind- schirm der Werft Kauara fiel mir ein Bündel auf, welches in Form einer Korbreuse aus langen Grashalmen kunstvoll zusammengeflochten war. Ich ließ es öffnen und fand darin: Straußen- feder n, fertig zum Versand! Noch sorgsamer bewahren die Lente von Geitza die geoßen Straußenfedern auf: Es wird eine Rute in Länge der Straußenfedern von einem Strauch (Grewia spec. Herero Omuhe) abge- 3