W 544 20 touren besucht werden. Sobald sich dann Ge- legenheit, nach Neumecklenburg zu kommen, bieten würde, sollten wir, d. h. der landwirt- schaftliche Sachverständige beim Gouvernement Dr. Gehrmann und ich, nach Namatanai hin- überfahren und von dort zu Fuß bis Käwieng marschieren. Die Reise nach Kaiser Wilhelms- land sollten wir dann nach unserer Rückkehr in Gemeinschaft mit dem Gouverneur ausführen. Gleich nach meiner Ankunft im Schutzgebiet setzte aber ein derartig heftiger Nordwest-Passat, verbunden mit heftigem und anhaltendem Regen, ein, daß es nicht möglich war, in die Pflanzungen zu gehen. Ich benutzte daher die Zeit des Auf- enthaltes in Rabaul zur Durchsicht der einschläg- lichen Akten des Gouvernements und zu einer Bestandsaufnahme des botanischen Gartens. Eine in Gemeinschaft mit Bezirksamtmann Stübel nach der Südküste von Neupommern geplante Reise mußte aufgegeben werden, weil der be- treffende Dampfer, der uns dorthin bringen sollte, des schlechten Wetters wegen nicht aus- laufen konnte. Am 26. bot sich durch den Dampfer „Sumatra" vom Norddeutschen Lloyd, der die Küstenfahrt im Bismarckarchipel versieht, Gelegenheit, nach Neumecklenburg zu gelangen. Bei Tages- grauen trafen wir am 27. vor Namatanai ein und konnten Kaisers-Geburtstag auf der dortigen Regierungsstation feiern. Leider verregnete das für die Eingeborenen hergerichtete große Fest. Der folgende Tag erlaubte infolge dauernden Regens den Abmarsch nicht. Wir marschierten dann am 29. Januar zusammen mit Stations- leiter Wostrak und dem dort seit kurzem statio- nierten Regierungsarzte Dr. Kröning nach Labur an der Westküste der Insel ab. Neumecklenburg ist ein schmales, sehr langgestrecktes Land, durch das sich in der Länge mehr oder weniger hohe Gebirgszüge hindurchziehen. Die Küste hat einen teils schmalen, teils breiteren Gürtel niedrigen Vorlandes. Diese Beschaffenheit des Landes bringt es mit sich, daß sich die Pflanzungen an der Küste befinden und auch die noch wenig aus- gebauten Verkehrswege sich an dieser entlang- ziehen. Menn unsere Reise programmäßig ver- lief, so mußten wir auf unserem Wege alle be- deutenderen Pflanzungen der Insel kennen lernen. Wir marschierten auf der Westseite der Insel bis in die Landschaft Messi. Auf diesem Wege sahen wir die beiden im letzten Jahre begonnenen Pflanzungen von Hornung und von der Kalili- gesellschaft, wir machten ferner einen Abstecher nach der Pflanzung von Hansen in Karu und durchquerten hierbei die Insel zweimal an ihrer schmalsten Stelle. Durch die Veröffentlichung der Ergebnisse der Reise von Professor Sapper nach Neu-Mecklen- burg in den „Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten“ ist man in weiteren Kreisen auf das sogenannte Läletplateau aufmerksam ge- worden. Sapper spricht sich hier zuversichtlich bezüglich der wirtschaftlichen Möglichkeiten dieses etwa 800 m hoch gelegenen Gebiets aus. Es war daher dem Gouverneur daran gelegen, ge- nauere Unterlagen über die wirtschaftlichen Mög- lichkeiten dieses Gebiets zu erhalten, und so hatten wir den Besuch des Plateaus in unseren Reise- plan ausgenommen. Von der Landschaft Messi aus stiegen wir auf einem sehr beschwerlichen Wege, der aber nach Angabe der Eingeborenen der beste sein sollte, bei schwerem Regen in einem Tage auf das Plateau hinauf. Wir blieben bei gutem Wetter zwei Tage oben. Aus folgenden Gründen kamen wir zu der Ansicht, daß das Plateau vorläufig ohne jeden wirtschaftlichen Wert ist: 1. Die Zerrissenheit des Geländes erlaubt den Plantagenbau nicht. 2. Es herrscht hier während eines großen Teiles des Jahres Wassermangel. 3. Das Gelände ist für die dortigen Verhält- nisse mit Eingeborenen stark besiedelt. Der Plantagenbau derselben nimmt bei dem ge- ringen Ertrage der Felder fast die ganze bebaufähige Fläche in Anspruch. 4. Das Plateau, dessen Größe nach oberfläch- licher Schätzung etwa 6000 bis 8000 ha betragen mag, ist nicht groß genug, um die bei etwaigem Plautagenbau — Sapper denkt an Kaffeebau — für notwendige Wegebauten entstehenden Kosten zu lohnen. Wie auch Sapper schreibt, haben wir hier oine karstähnliche Landschaft vor uns. Der ganze Gebirgsstock besteht aus gehobener Koralle. Durch die auslangende Tätigkeit des Wassers und die nachfolgenden Zusammenstürze der Hohlräume ist die ganze Landschaft mit Trichterbildungen durch- setzt, deren Wände meist einen Neigungswinkel von 35 bis 50 Grad und eine Tiefe von oft 10 und mehr Metern haben. An den Wänden dieser Trichter kann man sich von der einen Seite des Plateaus in der Horizontalen nach der anderen Seite hin bewegen. Interessant sind die am Fuße dieses Gebirgsstocks entspringenden Quellen, sie kommen in einer ungewöhnlichen Stärke aus den Kalkwänden oder aus weiten Grotten heraus. Den Abstieg nahmen wir nach der Landschaft Lassigi. Dieser Abstieg war bisher ebenso wie der von uus genommene Aufstieg noch von keinem Europäer begangen worden. Mir nahmen des- halb eine Ronte auf. Der Absltieg wurde uns von einem in der Landschaft heimischen Soldaten als der bei weitem beste bezeichnet. In der Tat