G 546 20 Zeit einen sehr hohen Wasserstand und über- schwemmte an vielen Stellen die Ufer weithin. Das Landschaftsbild bietet auf der ganzen Fluß- fahrt wenig Abwechslung. Weite Grasebenen wechseln mit Buschstreifen, größeren Waldpartien und Sagosümpfen ab. Das Wetter war regne- risch, so daß wir nur selten einen Durchblick auf die die weiten Ebenen einsäumenden Berge und Hügelketten hatten. Wir legten unterwegs noch mehrmals an, um weitere Dolmetscher für den oberen Fluß zu gewinnen. An einigen Stellen hatte das Hochwasser die auf starken Pfählen am Ufer des Flusses erbauten teils sehr kunstvollen Hütten der Eingeborenen unterspült. Wenn man auf einem schnellen Fahrzeuge, wie es der „Komet“ ist, vorbeifährt, erscheint die Bevölke- rung für die Verhältnisse Neuguineas recht zahl- reich. Ein zahlenmäßiger überschlag läßt sich aber nicht geben. Die Expedition beschloß ihr Hauptlager in der Nähe des Hunsteingebirges beim Dorfe Malu zu errichten. Das erste Herrichten des Lagerplatzes, das Ausladen der vielen der Expedition gehörigen Güter nahm die Zeit vom 3. bis 8. März in Anspruch. Erst am 9. März konnten wir die Tal- fahrt antreten. Auf dieser Fahrt nahm ich in Gemeinschaft mit Dr. Gehrmann die Sagobestände an beiden Ufern des Flusses, soweit sie von der Brücke des Dampfers aus sichtbar waren, auf, und zwar in der Weise, daß die Bestände nach der Position des Dampfers in die von der Ham- burgischen wissenschaftlichen Expedition aufsgenom- mene Karte eingetragen wurden. Die Bestände sind ganz gewaltig. Beim Wiederabsetzen der Dol- metscher sahen wir uns in dem Dorfe Kopar die Art der Sagogewinnung der Eingeborenen an. Mittags liefen wir am 10. März wieder aus der Flußmündung aus und warfen zwei Stunden später in der Hansabucht gegenüber der Pflan- zung Awar Anker. Unter Führung des Besitzers Gramms machten wir dann am Nachmittag noch einen Rundgang durch die Pflanzung. Diese verdient besonderes Interesse, weil dort ein um- fangreiches Dränagesystem durchgeführt worden ist, dessen augenscheinlich großer Erfolg auch für manche andere Kokospflanzung der Kolonie vor- bildlich sein sollte. Da es an dieser Küstenstrecke noch eine Reihe anderer Pflanzungen gibt, so marschierten wir am nächsten Tage am Strande entlang nach der benachbarten Pflanzung Nubia, von dort nach Potsdamhafen, Muliama und Bugia. Bei der Pflanzung Muliama ist be- sonders bemerkenswert, daß diese größtenteils auf steil abfallenden Bergen angelegt ist. Die Gegend gilt als besonders regenarm. Die Palmen wachsen in den Bergen langsam und ungleichmäßig. Daß die Trockenheit des leicht durchlässigen Kalkbodens hieran die Schuld trägt, scheint mir aus der Tat- sache hervorzugehen, daß die in den Schluchten, in denen während des größten Teiles des Jahres Wasser läuft, stehenden Palmen sich bedeutend besser entwickelt haben. Die Pflanzung Bugia, die der katholischen Mission gehört, hatte kürzlich angefangen, von ihren Fikusbeständen Kautschuk zu zapfen. Die Mission war mit den erzielten Erfolgen zufrieden. In der Nacht von dem 11. auf den 12. März kehrten wir nach Friedrich-Wilhelmshafen zurück. Den folgenden Tag brachten wir mit der Besichtigung der Pflanzungsanlagen in Stephans- ort und Constantinhafen zu. Beides sind Niederlassungen der Neu-Guinea-Kompagnie. In Stephansort wurde früher Tabak gebaut, der aber später durch Kokospalmen ersetzt wurde; hier befinden sich auch ältere bereits zapffähige Quartiere von Heven bras. und Fikus el., während in Constantinhafen ein Anbauversuch von Sisal in größerem Maßstabe im Gange jist. Das Ergebnis dieses letzteren Versuches scheint mir von besonderer Bedeutung für die Gegend von Constantinhafen bis zum Kap König Wilhelm zu sein. Der „Komet“" fuhr dann bei schönem Wetter dicht unter der Küste bis zum Kap König Wilhelm. Diese Küste ist durch ihren stufen- förmigen Aufbau sehr auffällig. Am 15. März besuchten wir die beiden einzigen Europäer- niederlassungen an der Südküste von Neupommern, die Pflanzung der Forthaithsgesellschaft in Arawe und das erst kürzlich begonnene Unter- nehmen des Pflanzers Katzer am Möwehafen. Da die Ansicht in Neuguinea sehr verbreitet ist, daß hier im Süden bestes Pflanzungsland in großen Mengen noch unberührt liege, so ver- suchten wir mit dem Motorboote des „Komet“, soweit als es die beschränkte Zeit zuließ, den Pouliefluß hinaufzugelangen. Es ist dies der- selbe Fluß, von dem ausgehend die Hamburgische wissenschaftliche Expedition die Durchquerung von Süd-Neupommern durchgeführt hat. Wir fuhren auch den bei der Katzerschen Pflanzung mün- denden Fluß etwa zehn Seemeilen hinauf. Die lange Schiffbarkeit der verhältnismäßig kleinen Flüsse und die ebene Beschaffenheit des Geländes läßt den Schluß zu, daß es später möglich sein wird, hier im Inneren des Landes Pflanzungen anzulegen. Eine eingehende Erkundung des Landes im Süden von Neupommern in wirt- schaftlicher Beziehung erscheint mir daher sehr aussichtsreich. Auf der folgenden Rückfahrt nach Rabaul liefen wir noch eine der Pflanzungen der Chi- nesenansiedlung in Süd-Neumecklenburg an und waren am 16. zurück.