W 549 20 Erportjahr für dieses Produkt gewesen war, zeigte das vorige Jahr noch einen weiteren Rückgang, da nur noch der siebente Teil des schon kleinen Erports von 1910 erreicht wurde. Der Grund lag in schlechtem Auofall der Ernte nicht bloß von Mais allein, sondern auch fast aller anderen Nahrungsmittel, soweit sie für die Ernährung der Eingeborenen in Frage kommen. Es wurden infolgedessen im Lande selbst so hohe Preise für Mais bezahlt, daß der Erporthandel nicht kon- kurrieren konnte. Einen Rückgang von 25 v. H. gegen 1910 zeigte der Erport von Gummi, und man kann annehmen, daß dieser Ausfall hauptsächlich durch den Preisrückgang verursacht worden ist. Leider ist es immer noch nicht gelungen, trotz aller Bestrebungen der Regierung, die Onalität des Lagos-Gummi zu verbessern. Alle Ver- suche, die Eingeborenen zur Produktion einer besseren und daher marktfähigeren Lualität zu veranlassen, sind bisher erfolglos gewesen, was sich leider allem Auschein nach vorläufig auch nicht ändern wird. Die Ausfuhr von Schinüssen und Schibutter hat zwar wieder etwas zugenommen, ist aber immer noch ktlein zu nennen im Hinblick auf die großen Mengen von Schibäumen, die nach allen Berichten im Innern vorhanden sein sollen. Es ist allerdings zu erwarten, daß mit Vollendung der Eisenbahn Jlorin und Jebba die erleichterten Transportbedingungen die Auofuhr dieses Produktes ebenso sehr heben werden, wie die Regierung in Lagos es erhofft. Diese günstigeren Transportverhälmisse haben auch die Ausfuhr eines neuen Produktes, nämlich getrockueter Rindohäute, er- möglicht. Diese Häute kommen aus dem Innern, aus der Gegend von Jlorin und noch nördlicher. Leider sind sie bioher noch von recht geringer OQualität ge- wesen und fanden schwer Absatz. Baumwolle wurde etwas mehr erportiert als im Jahre 1910. Die ganze Produktion davon geht nach England. Infolge der reichlicheren Produkten zufuhr hatte sich im Zahre 1911 auch ein dem Umfange nach befriedi- gendes Warengeschäft entwickelt, das leider aber wie in früheren Jahren infolge der überaus scharfen, oft ganz unsinnigen Konkurreng der englischen, deutschen und fran zösischen Firmen untereinander lange nicht so profitabel war, als man in Anbetracht der Umstände erwarten sollte. Der Fortschritt des Baues der Bahn Lagos —Manuo nötigt die Firmen, an fast allen Stationen Faktoreien zu eröffnen, was eine starte Verzettelung von Kapital und Arbeitskraft und Vergroßerung der Unkosten zur Folge hat, Die Erösfnung der Bahn von Jebba nach Kano itebt nahe bevor, und damit wäre die Verbindung von Lagos nach Kano vollendet, wodurch die Erschließung eines großen volkreichen Hinterlandes ermoglicht wird. Storend wird es aber dabei noch sein, daß die beiden Kolonien Sonthern und Northern Nigeria noch nicht vereinigt worden sind. Frauz. Sêenégal und Sondan. Wie im verflossenen Jahre so war auch 1911 die Erdunßernte sehr groß und erreichte 180 000 Tons. Die begahlten Preise waren aber nicht im Verhältnis zur Marktlage in Europa. Euorme Summen wurden von den Bordelaiser Firmen verloren, weil man all- gemein den mitten in der Saison eingetretenen Preis- sturz in Europa nicht erwartet hatte. Auf die finanzielle Lage der Kolonie hatte dies jedoch keinen Cinfsluß. Der Warenimport war bedeutend, wenn auch der Um- satz den Erwartungen nicht entsprach. Die Folgen werden sich aber erst im lanfenden Jahre fühlbar machen, wie denn auch schon ein großer Aussall in den Zolleinnahmen für 1912 eingetreten ist. Die Kolonie ist im Begriffe, eine neue Auleihe von 150 Millionen Franken aufzunehmen, um das Eisenbahnnetz zu erweitern und den Hafen von Dakar, der bereits der bedeutendste und sicherste Westafrikas ist, noch weiter auszubanen. Das Gummigeschäft im Süden war normal. Gummiarabicum litt unter den niedrigen Preisen des europäischen Marktes und der Konkurrenz von Agypten. Die Versuche mit Baumwolle gaben ein gutes Resultat beim Anbau, jedoch ist diesem Artikel für den Süden infolge der großen Entsernung vom Meere und der dadurch entstehenden Transportspesen keine Zukunft zu prohezeien. Kongo. Im Juli 1911 ist der zweite Teil des Belgischen Kongo der Handelofreiheit eröffnet worden und ganz allmählich beginnen die versprochenen und auch wohl beabsichtigten Reformen hier und da in die Erscheinung zu treten: Befreiung der Eingeborenen von der zwangs- arbeit und freie Auenntzung des Bodens: Barlöhnung und Handelofreiheit sowie Verzicht der Regierung auf eigenen Handel. Die Größe des Landes, der Mangel an Verkehrs- wegen mit Ausnahme der Masserstraßen, die Furcht der Eingeborenen und das Beharrungsvermögen aller Beteiligten lassen es erklärlich erscheinen, wenn die Erfolge der Reformtätigkeit noch nicht größer sind. Auch darf man nicht vergessen, daß in weiten Strecken des Landes die neuen Gesetze noch keine Gültigkeit haben. Erst im Juli 1912 wird die dritte Etappe be- freit und auf dann noch verbleibende Teile finden sie überhaupt keine Anwendung. Mit großer Tatkraft und unter Aufwendung be- trächtlicher Kosten hat die Regierung das entfernte minenreiche KRatanga durch Verkehrswege ausgeschlossen und mit dem Norden und Westen der Kolonie in Ver- bindung gebracht, so daß jetzt eine Folge von Dampfer- und Eisenbahnfahrten den Reisenden und die Waren von der Mündung des Rongostromes bis in die Nähce von Kambove! den Mittelpunkt der Minennnternehmungen, bringt. Die kürzeite Verbindung Katangas mit der Küste führt durch Ost-Afrika ein nicht zu unter- schätzender Vorteil für unsere Tanganjika-Bahn! Bediugung ist allerdings, daß Belgien seine Ab- schließungopolitik fallen lüßt. Prof. Hans Mener sagt in einem Vortrag über die kürzlich beendete Reise durch Ost-Afrika: „Der Kongostnat erschwert nach einem kurzen Entgegenkommen im Jahre 1910 den Handel zwischen seinem und dem deutschen Gebiet wieder auf das äugerste. Er monopolisiert von neuem Elfenbein und Kamschul und beschlagnahmt die von deutschen Händiern angekauften Rautschuk-Vorräte, wodurch viele zugrunde gerichtet werden. Alle Beschwerden blieben ersolglos, der Handel mit Kautschuk und Elfenbein ist vom Kongostaat gesperrt, und was von dort in unser zollfreies Gebiet kommt, ist geschunggelt. Der deutsche Handel in dem Scengebiet kann aber nur blühen, wenn Belgien die Monopolwirtschaft auigibt und die bei Gründung des Rongostaates zugesicherte Handelsfreiheit endlich einführt. Dehalb ist eine neue Kongo-Ronferenz nötig.“ Aber nicht allein der deutsche Handel leidet, wie aus folgenden Worten des englischen Konsuls Armstrong hervorgeht: „Alle Angeichen denten darauf hin, daß die Absicht der belgischen Regierung ist, den freien Handel so viel als moglich zu erschweren.“ Es gebht aus den oben geschilderten allgemeinen Umstinden hervor, daß der Kaufmann noch vielfach in der Ausübung seiner Tätigkeit auf Schwierigkeiten stöst, und ecs wird jahrelanger gumeinender Bemühung