G 606 20 Die in Daressalam durch den Bahnbau wach- gerufene rege Bautätigkeit hat auch im Berichtsjahre angedauert; der Anschluß mehrerer neuer Häuser er- forderte eine Vergrößerung des Leitungeonetzes. Der im vorigen Geschäftsbericht erwähnte Plan, zur besseren Verwertung unserer Landgerechtsame eine besondere Landgesellschaft zu gründen, ist inzwischen verwirklicht worden. Wir haben im Verein mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft im Oktober 1911 die Ostafrikanische Landgesellschaft m. b. H. mit einem Grundkapital von 100 000 K. gegründet, woran wir mit 80 v. H. beteiligt sind. Vor Ubertragung unserer Rechte auf diese Gesellschaft hatten wir im Berichtsjahre 3886 ha zum Preise von 17 000 Rp. verkauft. Die Zahl unserer Angestellten hat am Ende des Geschäftsjahres betragen: Curopäer 151, Farbige 3671. Unsere Fahrzeuge sind weiter vermehrt worden. Der Betrieb hat sich auch bei der größeren Ausdehnung und dem bes#hleunigten Baufortschritt ohne Störungen gut abgewickelt. Auch der Gesundheitszustand unserer Angestellten war zufriedenstellend. Auf der Betriebsstrecke Daressalam— Malongwe (738 km) verkehren jetzt wöchentlich in jeder Richtung zwei Züge, und zwar Montag und Freitag ab Dares- salam und Sonntag und Mittwoch ab Malongwe. Außerdem fährt je ein Zug von Daressalam nach Morogoro jeden Mittwoch und in umgekehrter Richtung jeden Sonnabend. Zur Beförderung der großen Mengen Bangüter mußten täglich zwei, geitweise drei Materialgüge in seder Richtung fahren. Die Betriebseinnahmen haben gegen das Vorjahr wieder in allen Zweigen zugenommen. Befördert wurden 1911 77591 (gegen das Vorjahr — 21 511) Personen, 74 006 (+ 8015) Tonnen Güter und 10968 (+ 5054) Stück Vieh und vereinnahmt 218 921 (+ 70 677) Rp. — 1 Rp. = 1,33 — für Personen. 1 722 318 (+ 743 381) Rp. für Güter und 39 189 (+ 18 743) Rp. für Viehtrausporte. Im einzelnen heben wir hervor, daß die Beförde- rung von Reis, roher Baumwolle, Baumwollwaren, Kantschuk, Sisalhanf, Olfrüchten, Wachs, Brenn= und Nutzholg erfreulich zugenommen hat. Es betrug der durchschnittliche Reiseweg eines Europäers 196 km (1910: 168 km), eines Farbigen 138 km (1910;: 134 km), das durchschnittliche Fahrgeld eines Europäers 12,51 Rp. (1910: 10,25), eines Farbigen 1,86 Rp. (1910: 1,80). Angesichts der Fertigstellung der Bahn bis Tabora tritt am 1. Juni 1912 an Stelle des bisherigen Kilo- metertarifs ein Staffeltarif in Kraft. —G * * Unsere Beteiligung an der Ostafrikanischen Gast- hausgesellschaft „Raiserhof" haben wir zum Neunwerte abgestoßen und den Erlös in Höhe von 503 566 ./(# von den „Sonstigen Anlagen“ auf den außerordent- lichen Reservefonds (§5 17 der Satzungen! übertragen. Der Ernenerungefonds steht mit 1 312 210 AK, gegen das Vorjahr um 539 641..X¾ höher, zu Buch. 1 6„ # Die Betriebseinnahmen beliefen sich im ganzen 1911 auf 3 282 668.4. Dazu treten 129 253. KX Zinsen und 22 775 . aus Landverkäufen. Dagegen er- forderten: Betriebsausgaben 2 595 130 .#, Kursverlust 24759.7, Zuwendung zum Erneuerungsfondsd b5396.15.7. desgl. zum Reservefonds 11 388 & und restliche 263.775 .i dienen zur Verzinsung des Schutzggebiets- darlehno für die Strecke Morogoro — Rikombo. Die Bahnanlage und Auerüstung Dares#isalam — Kikombo steht mit 38 826 424.. zu Buch und der Bahnbau Kikombo—Tabora mit 34 169 778.4. Demgegenüber wird unter den Passiven das Schutzgebietodarlehn für die gesamten Strecken mit 54 471 317.4 aufgeführt. Deutsch - Ostafrikanische Gesellschaft.“) Die Abrechnung für das Geschäftsjahr 1911 be- deutet gleichzeitig den Abschluß einer 25jährigen Tätigkeit unserer Gesellschaft unter der Rechtoform einer zunächst preußischen und aleodann reicherechtlichen Korporation. Vorher hatte sich die Gesellschaft unter dem Namen „Gesellschaft für Deutsche Koloni- sation“ und sodann „Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft Carl Peters & Genossen“ drei Jahre lang in Ostafrika, in der Hauptsache durch Land- erwerbung und Schaffung von Stationen betätigr. Wir dürfen mit Befriedigung auf die Erfolge der Gesellschaft zurückblicken. Nach Uberwindung vieler Schwierigkeiten konnten wir an der Entwicklung unserer Kolonie vollen Anteil nehmen und unsere Basis aus- dehnen und festigen. Das diesfjährige Geschäftsergeb- nis erlaubt uns bei starken Abschreibungen und Rück- stellungen eine gleiche Dividende — von 8 v. H. — wie im Vorjahr, in Vorschlag zu bringen. I. Handelsbericht. Wenn auch das Jahr 19p11 gegen das besonders günstige Vorjahr zurückbleibt, so ist es doch als be- friedigend zu bezeichnen. Das Produktengeschäft lag wenig günstig, indem besonders der flaue Kautschuk- markt nachteilig einwirkte. Das Warengeschäft war lebhaft und zufriedenstellend. Infolge der Ausdehnung unserer Niederlassungen und größerer Aussendungen am Ende des Jahres haben sich unsere Lager nicht unbedentend vergrößert. Wir besitzen jetzt in Östafrika und Mada- gaskar 18 Niederlassungen, auf denen 63 Europäecr beschäftigt sind. Dem Delkrederekonto in Östafrika, auf welches wir zur Deckung von entstandenen Verlusten zurück- gegriffen haben, führten wir 100 902,54 Rp. zu. Neu eröffnet wurde im Geschäftsjabr in Ostafrika die Niederlassung Songen. Der Saldo der General- vertretung in Daressalam geigte eine Steigerung von 571 374,50 .# gegen das Vorjahr; bei der schnellen Entwicklung der Kolonie werden unsere Interessen von Jahr zu Jahr weitere Ausdehnung verlangen. Auch der Abschluß von Madagaskar darf als befriedigend bezeichnet werden. Das Delkrederekonto weist einschließlich der diesjährigen Dotierung einen Saldo von 90000 Fres. auf, wodurch etwaige Verluste leicht gedeckt werden können. Im Geschäftsjahr eröff- neten wir eine Faktorei in Analalava. Ulusere Vanillepflanzung Androdoat hat sich gut entwickelt:; wir hoffen, in diesem Jahre die erste kleine Ernte zu erhalten. Unser Effektenbestand ermäßigte sich durch Verkauf und Auslosung auf 1 909 226.50./. Das Konto ergab einen Gewinn von 12 746,35-. Die Effekten setzen sich aus mündelsicheren Papieren zusammen, es befinden sich darunter 1 169 000 .# nom. unserer eigenen Schuld- verschreibungen. liber unsere fremden Beteiligungen haben wir folgendes zu berichten: Im Jannar 1911 wurde dic Handelsbank für IÖstafrika mit einem RKapital von 3 Mill. als Nolonial-Gesellschaft gegründet. Wir sind an dieser Bank, die im Dezember 1911 ihren *) Aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 1911.