G 721 20 Kolonialwirtschaftliche OMittellungen. Die Viehzucht im Lamidat Ugaundere (Kamerun). Vom Landwirtschaftlichen Sachverstndigen in Garna, Dr. Wolff. (Mit vier Abbildungen.) 1. Pferdezucht. Der im Lamidat Ngaundere vorhandene Pferde- bestand ist zahlenmäßig bieher nicht fesigefiellt. Bei dem noch bei meiner Ankunft währenden Fest der Mohammedaner, gelegentlich dessen der Lamido eine Art Parade über seine Leute abhält, ist alles in Ngaundere vereinigt, was irgend wie in Betracht kommt und vor allen Dingen, was über Pferde verfügt. Ich mußte mich auf meiner Reise nach Ngaundere selbst davon überzeugen, da aus allen von mir berührten Dörfern die vom Lamido eingesetzten Häuptlinge, welche im Besitze eines Pferdes oder auch ohne solche sind, mit ihrem gangen Anhange als in Ngaundere zum gFest ab- wesend gemeldet wurden, und nur eine aus alten Sklaven bestehende Bewachung zurückgeblieben war. Die bei dem Aufzuge vorhandene Pferdegahl entspricht also dem wirklich vorhandenen Bestande. Die von dem Postenführer bei dieser Gelegenheit vorgenommene Schätzung von etwa 3000 Pferden müßte daher ein annäherndes Bild von der Pferdezahl geben. Von dieser Summe sind nun Eigentum des Lamidos nach seiner eigenen Angabe ö88 Stück. Von diesen ist seinem eigenen Gebrauch eine bestimmte Zahl reser- viert; ein Teil dient für Boten= und Leibwachdienste, 550 Stück sind seinen Großen als Geschenke überwiesen. Diese bleiben aber Eigentum des Lamido und sind dabher unveräußerbar, während alle anderen Pferde Gegenstand des Handels sein können und daher nach Angabe auch nicht zahlenmäßig feststehen. Die Lnalität des mir zu Gesicht gekommenen Pferdematerials, welches wohl hauptsächlich zu der oben begrenzten Summe gehört, ist durchweg recht gut. Es besteht aber fast ausschließlich aus Oengsten. Der große Rest ist nicht gleich guter Beschaffenheit, ich habe unter den mir am 7. Degember, als noch geritten vor- geführten Tieren, Pferde gesehen, welche intsolge von Gebrechen als Krüppel zu bezeichnen waren. Die Angahl der Stuten unter diesem Reste ist nur gering und Aufgzucht wird nur verein zelt geubt. Das Wenige geschieht mit so geringer Aufmerksamkeit, daß der Abgang durch Todesfälle groß ist. Der Grund für dieses geringe Interesse an der Zucht liegt darin, daß der Fulbe Ngaunderes die Pferdezucht nicht für eine ihm entsprechende vornehme Beschäftigung ansieht. Und zwar begründeten die von mir befragten Groszen des Lamidos diesen Standpunkt damit, daß der Lamido von Ngaundere stets genügend Sklaven besessen hätte, um dafür Pferde von der zucht obliegenden nördlicheren Fulbe-Reichen kaufen zu können. Ein Standpunkt, der wohl verständlich ist, wenn man berücksichtigt, daß Ngaundere den Sklavenreservoiren der Baias, der Wutes usw. am nächsten und ihm daher mehr als jedem anderen Lamidat die Möglichkeit zum Sklavenfang geboten war. Es besteht aber kein Zweifel, daß, insbesondere bei energischer Anregung, auch die Pferdezucht in größerem Umfange eingeführt werden könnte, zumal die frübere Einnahmequelle aus dem Sklavenfang jetzt versiegt ist. Pferdekrankheiten scheinen nicht übermäßig vor- zukommen. Das mir an solchen vorgeführte Material entspricht in bezug auf Ausdehnung dem normalen Zustande. Es wurde auch von den Eingeborenen zu- gegeben, daß es größtenteile dem Mangel an Pflege zuzuschreiben ist, wenn besonders von der Aufzucht ein großer Prozentsatz eingeht. · Was nun die Boden= und klimatischen Ver- bhältnisse betrifft, so kann ich darüber folgendes be- richten: Der größte Teil des Ngaundere-Hochplateaus, soweit es hier in Frage kommt, ist basaltischen Ur- sprungs, wie sich in der Nähe Ngaunderes, dann aber auch auf dem Wege nach Gadji an den Einschnitten der Bachtäler feststellen ließ. Die auf diesem verhält- nismäßig ebenen Plateau — wenn man von den durch die Flüsse geschaffenen Eroionen absieht — aussetzenden Höhen, die zum Teil, wie das Ngan Mbum, eine be- trächtliche Höhe erreichen, sind größtenteils granitische. durch Eruptionen geschaffene Kuppen. Der Boden des Plateaus ist verschieden stark lateritisierter Basaltboden. wechselnd zwischen hellroten Lehmböden bis zu den typischsten Roterden, die stellenweise unterbrochen werden von begrenzten Lagerstätten schlackiger Laterit- konkretionen, die vegetationslos sind oder nur von einer geringen Decke anspruchsloser Gräser dem Auge entzogen sind. Doch ist dieses nur ein geringer Prozentsatz. Die Bedingungen für eine gute Bodenbeschaffenheit sind also gegeben. Wie sich aus den stellenweise noch nicht gebrannten Grasflächen feststellen ließ, ist der Graswuchs, dessen Zusammensetzung eine gute Weide- beschaffenheit garantieren soll, im allgemeinen sehr gut; und die größtenteils sehr guten Farmen der am Wege nach Gadsi liegenden Dörfer ließen ebenfalls keinen Zweifel aufkommen, daß wir es hier mit einem ertrag- fähigen Boden zu tun haben. lÜber das Klima dieses Landes liegen längere systematische Beobachtungen noch nicht vor. Innerhalb der kurgen Zeit meines Aufenthalts aber solche anzu- steilen, konnte keinen Wert haben. Die allgemeine Kenntnis des Klimas, wie sie von den verschiedenen Reisenden und dienstlich hier beschäftigten Personen übermittelt wird, meine persönlichen Eindrücke, und vor allen Dingen die OJnalität der Farmprodukte als gemeinsame Produkte des Bodens und Klimas tun zur Genüge dar, daß wir es in diesem Lande nicht mit ungünstigen Klimaverhälmissen zu tun haben. Von besonderer Bedeutung ist, daß das Temperatur-Mari- mum ganz beträchtlich tiefer liegt ald in Mittel= und Nordadamaua. Diese Tatsache, gemeinsam mit dem günstigen Einfluß der kühlen Nächte, sind nicht germg zu veranschlagende Vorzüge des Gebietes, und man kann daher sagen, daß Ngaundere unter tropisch-- afrikauischen Verhältnissen für jede Art Biehzucht gan; besonders geeignet ist. Der NRrankheitsprozentsatz ist daher auch nicht sonderlich hoch. Das eigentliche Ngaundere- Hochplateau ist, wie weiter unten ausgeführt, tsetse-frei, und bei dem geringen Prozentsatz an richtigem Wald, wie man ihn vereinzelt in Bachtälern findet. ist eine Gefahr der Ausbreitung kaum zu fürchten. Ein Umstand, der bei der Frage der zukünftigen Auf- sorstung sehr berücksichtigt werden muß. Faszt man alle in Betracht kommenden Momente zusammen, so kam man sich der Einsicht nicht ver- schließen. daß das Hochplatean NRgaunderes für Pferde- zucht sehr günftige Vorbedingungen aufweist.