W 722 20 2. Rindviehzucht. Beim ersten orienmierenden Ausflug nahm ich eine Besichtigung der Salgquellen Laure an der Mina, sudlich Rgaundere, vor. Diese Salzgquellen liegen in einem Talkessel, der von abgerundeten granitischen Ruppen von ctwa 100 m relativer Höhe eingeschlossen wird, die ihrerseits durch sanste Sättel miteinander verbunden sind. Durch dieses Tal, an seiner westlichen Seite, schlängelt sich, nördlich einbrechend und südwestlich ausfließend, die Ming, die innerhalb des Talkessels ein Uberschwem- mungsgebiet von etwa 100 ha besictzt. Das llber- schwemmungegebiet, das zur geit meiner Anwesenheit schon lange trocken lag, besitzt einen ausgegeichneten Alluvialboden mit guten Futtergräsern, von denen sich das hier auf die Tränke wartende Wieh teilweise er- nährt. Die ebene Talfläche geht mit sanfter Steigung swischen den Bergen in das Plateau-Land über und zeint auch hier überall einen guten Graswuchs. Nur diosem Umstande ist es zu danken, daß die sich hier ansammelnden großen Rinderherden, die sich beim Be- ainn der Tränkzeit, Mitte bis Ende November, zeit- weise auf 20 bis 25 000 Stück belaufen und sich je 8 Tage hier aufhalten, genügend Futter finden. Die Hauptauelle liegt dicht am Ufer der Wina und war zur Zeit meiner Anwesenheit durch Aufwerfen cines kreisförmigen Erddammes vor dem Zufluß des Flußwassers geschützt, auf diese Weise ein etwa 5m im Durchmesser haltendes Bassin schaffend, in dessen Mitte die mit einigem ¾lberdruck hervorsprudelnde Lnelle sich ab zeichnete. Die Ergiebigkeit ist so groß, daß die an der ganzen Peripherie stehenden, mit Kalebassen schöpfenden Menschen nicht imstande waren, eine merkliche Senkung des Spiegels zu veranlassen. Um die Quelleherum sind strahlenförmig 2 bis 3 Ranus hintereinander gestellt, welche stündig mit dem Wasser gefüllt und von dem Vieh mit großer Gier umdrängt werden, so daß es der ganzen Autorität des hier stationierten Lamido-Beamten bedarf, um Ordnung zu halten (Abb. 1). Nachdem eine Herde getränkt ist, zieht sie, durch den Fluß schwimmend, auf die Höhen zurück und schafft s wieder Platz für die nachdrüngenden. Bei meinem Besuche waren nach oberflächlicher Zählung eitwa 3/()00 Stück Vieh anwesend, die sich teils an der Quelle, teils auf den umgebenden Hängen weidend befanden. Sie gaben dem ganzen Bild ein so erfreuliches land- wirtschaftliches Gepräge, wie ich es bio dahin in amerun nicht gesehen habe. Auf allen nach der Quelle hin strahlenförmig zusammenlaufenden Straßen beobachtet man außerdem eine Herde hinter der an- deren, die entweder der QOnelle oder nach erfolgter dreitägiger Tränkung den Heimatodörfern zuziehen. Aus dem Aufbau des Geländes ist die Cntstehung der Quellen wohl ohne Schwierigkeit zu erklären. Sie scheinen ihren Ursprung am Fuße und den Hängen der umgebenden Berge zu haben, fließen unter der Schicht dichten Lehms in dem Talkessel zusammen und treten mit dem erwähnten Uberblick an den Stellen zutage, wo entweder die Gewalt der Uberschwemmunaswasser der Winga diese Deckschicht weggewaschen oder Menschen- hände eine künstliche Offnung geschaffen haben. In der Tat findet man in dem Tal verichiedenc, allerdings weniger starke Onellen als die beschiiebene. Und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sich innerhalb des Flunlaufes der Ming mehrere solcher befinden: denn sonst müste die genutzte Juelle, der Geländegestaltung entsprechend, mit großerem Drucke auofsließen. Am 6. Dezember vor. Js. besichtigte ich die nord- UOstlich Rgaundere gelegenen Farmen, welche in zwei Stunden Entfernung beginnend, sich hauntsächlich im Schwemmland der Mbina erstrecken. Dieses ist ein im Anschnitt des Flusses 5 m Tiefe und mehr er- reichendes, gleichmäßiges Alluvium, welches aus mittel- schwerem bis schwerem, hellgrauem Lehm besteht. Die Fruchtbarkeit dieses tiefgründigen Bodens kennzeichnere sich in dem Stand der Farmen, dic alle Früchte in so ausgezeichneter und gleichmäßiger Beschaffenheit ent- hielten, wie ich sie kaum vorher gesehen habe. Sie glichen den später in Mbere und dann auf dem Marsche nach Garua in Rei-Buba besuchten Farmen in den Niederungen des Mao-Rei oder Tschufi, wie er auf der Karte auch genannt ist. Die dem Lamido in Ngaundere zu einem bedeutenden Teile selbst gebö- renden Farmen bilden daher auch die Hauptstütze der Ernährung der nahen Hauptstadt. Man sagt nichit zuviel, wenn man dieses etwa 8 Marschstunden lange und 41 Marschstunden breite Gebiet als die Korn- kammer Ngaunderes bezeichnet. Am 8. Dezember trat ich die Reise nach Mbere an. Der Weg führt nicht weit von der Wina in oft- südöstlicher Richtung auf dem Plateau entlang. Das schwachwellige Gelände ist verhältnismäßig stark be- siedelt. Uberall sieht man verstreut die Dörfer liegen. welche in weitem Umkreise von Farmen umgeben sind. Rechnet man, daß infolge der alle 3 bis 5 Jahre nötigen Brachhaltung das doppelte der bebauten Fläche für den Ackerban nötig ist, so wird doch durch diesen nur ein geringer Teil des kulturfähigen Bodens ge- nützt; die weite Trennung der eingelnen Dörfer hat ihre Ursache in dem durch die hier konzentrierte Vieh--- zucht benötigten Weideland. Man darf wobl an- nehmen, daß der Fulbe diese seine Viehstationen ab- sichtlich so nahe wie möglich bei Ngaundere angelegt hat. Das zwischen den Viehstationen ungenutzt licgende Land wird also größtenteils durch die Viehzucht be- nötigt sein. Das Gebiet, das ungefähr dem Umfang der hauptsächlichsten Viehhaltung entspricht, bat eine Ausdehnung von annähernd 200 000 ha. MWie schon oben angegeben, beträgt der Viehbestand in diesem Gebiet ungefähr 100 000 Stück. Rechnen wir nun hier, nur um einen Anhalt zu haben, pro Haupt Großvieh nach deutschen Verhältnissen als benötigt 1 hn Weide- land, so würde also die Hälfte dieses Gebiets für Moeide erforderlich sein, sofern wir nur Großvich in diesen 100 000 Stück vertreten hätten. Es wird aber unter Berücksichtigung der Trockenzeit und des dadurch bedingten VBersagens der Weide sowie bei dem Fehlen des Beifutters an Korn sicher eine größere Fläche für die Ernährung eines Rindes nötig sein als in Deutsch- land. Ferner sind in obiger Fläche die zahlreichen Bergzüge und sonstigen nicht nutzbaren Flächen mit- enthalten. Berücksichtigt man außerdem das für die Volksernährung nötige Farmgelände, so wird man auch bei dieser nur annähernden Rechnung, unter den jetzigen relativ primitiven Verhältnissen, darauf hingelenkt, daß hier freies Gelände für größere europäische Wiehzucht- betriebe kaum noch zur Verfügung steht. Daß sich dagegen der Farmbau der Eingeborenen noch auesdehnen läßt, namentlich wenn, auf zulünftigen Erfahrungen aufbauend, eine systematische Ausnutung der Weiden und rationellere Ausübung der Bieh zucht ein zusetzen beginnt, ist sicher, ebenso wie auch dann die Viehzucht der Eingeborenen noch bedentenderer Aus- dehnung fähig ist. Wie die Sache aber jetzt liegt. würde die Inanspruchnahme großer zusammenhän- gender Gelände für europäische Siedlungen nicht ohne bedenkliche Störungen vor sich gehen können. Ich glaube daher auch annehmen zu können, daß die seiner- zeit von einem Buren versuchte Ansiedlung, welche an dem Auderstande des Lamido scheiterte, bei diesem in erster Linie Erwägungen wirtschaftlicher Art hervor-