W 949 20 Ich begab mich von Bonaberi mit der Nord- bahn an Ort und Stelle. Dort erfuhr ich von einem pachtlustigen Interessenten, daß sich in der in Frage kommenden Gegend ein mit Palmen- busch bestandenes Gelände von etwa 30 000 ha befände. Das übrige Gelände bestehe aus Ur- wald und sekundärem Wald. Von diesen 30 000 ha Palmenbusch würde von den Eingeborenen der weitaus geringste Teil genutzt. Nur jene Palmen, die leicht zu erreichen sind, würden abgeerntet. Das übrige Palmengelände bliebe unkultiviert, während gepflegtes Palmengelände pro Hektar 150) bis 200 tragende Palmen bringen würde. Würde jede Familie etwa 1½ bis 2 ha Palmen= land in Nutzung nehmen, so würden immer noch die weitaus größten Flächen unkultiviert bleiben. Diese Flächen, die nicht genutzt werden, sollten verpachtet und der restliche Teil in neue Ver- teilung an die Dorfbewohner genommen werden. Vermessung und Neueinteilung wollte der even- tuelle Pächter übernehmen und pro Hektar 3./“¼ Pacht zahlen. Sollten die 3./¼ pr Hektar nicht genügende Entschädigung bieten, so wollte er 50 Pf. auf jede Tonne der auf dem Pachtgelände gewonnenen Früchte bezahlen. Nach zwei Jahren sollte auf Grund der gemachten Erfahrungen Neu- rogelung des Pachtpreises eintreten. Als Pacht- gelände käme das von den Dorsschaften abgelegene Gebiet in Betracht. Den Eingeborenen selbst bliebe das verpachtete Gelände zur Anlage von Farmen. Eine Einschränkung des Verkaufs von Kernen und Ol an Handelsfirmen würde nicht stattfinden, im Gegenteil, durch die intensivere Nutzung würde der Erxport und Verkauf sich steigern; denn der Eingeborene würde durch das Beispiel der europäischen Firma angeregt werden, sein Land in derselben Weise zu nutzen wie der Europäer. Bei der großen Ausdehnung des in Frage kommenden Gebietes von etwa 50 000 ha beschloß ich, die beiden mir zugeteitten Förster zu verteilen und gab dem einen Förster die Ort- schaften Susa, Kake, Bwapaki, Miang, Koki, dem andern die Ortschaften Bomono ba Mbenge, Bo- mono ba Jeru, Dibombari und Bakoko. Vorher besuchte ich mit den beiden Förstern eine von Europäern in Kultur genommene Olpalmenpflan= zung bei Bomono ba Jeru, um den Förstern an Ort und Stelle zu zeigen, in welcher Weise die Schlag= und Bestandspflege durchgeführt werden soll. Darauf marschierten die beiden mit dem Auftrag in ihre ihnen zugewiesenen Begzirke ab, die Häuptlinge und Altesten jeder Dorfschaft zu- sammenzurufen und ihnen praktisch zu zeigen, wie die Reinigung und Pflege ihrer Reservatwaldungen durchzuführen ist. Außerdem hatten sie im Laufe ihrer Tätigkeit über folgende Punkte Bericht zu erstatten: Bestands= und Standortsverhältnisse; Herstellung einer kleinen Wirtschaftskarte; Regelung der Palmweinfrage; Rassenfrage (Lisombe, Dibope und Difakfak sind die bis jetzt festgestellten Spielarten); 5. Bestandsreinigung (a) in welcher Weise ist (von den Ein- geborenen) sie bereits durchgeführt worden? b) wie soll sie von jetzt ab durchgeführt werden?) 6. Möglichkeit der Schlag= und Bestands- pflege und der Ausnutzung von Palmwaldungen durch die Eingeborenen im eigenen Betrieb. 7. Notwendigkeit der Anlage von Pflanz- gärten und Olpalmenkulturen; 8. Zusammenstellung der Kosten und Preise. Ich selbst besuchte ein benachbartes, von Europäern in Nutzung genommenes Palmland und machte hier eine Beobachtung, die sich gleich- mäßig im ganzen Bezirk wiederholte; während die Olpalmen im ganzen Gebiet ziemlich gleich- mäßig und gut stehen — man kann sagen ihr Optimum finden —, sind hier einzelne Flächen mit Palmen bestockt, deren lichte Kronen von dem saftigen Dunkelgrün des umgebenden Palmbusches für den Beobachter scharf abstechen. Diese Er- scheinung hat ihren Grund entweder darin, daß die betreffenden Palmen in einem dichten sekun- dären Busch gestanden haben oder auf früherem Farmboden gewachsen sind. Hier läßt sich die Anwendung von Düngung, deren Ausführung allerdings der Ansaat oder Verschulung voraus- gehen muß, rechtfertigen. Das Ergebnis der Ertragsfeststellung in einzelnen frisch ausgerodeten, etwa 20 ha großen Parzellen betrug (im 14tägigen Turnus) 44 bis 170 Bündel, während die seit einem Jahr ge- pflegten Parzellen 406 bis 472 Bündel trugen. Aus diesem Unterschied in der Anzahl der ge- ernteten Fruchtbündel kann der Wert der Schlag- pflege gegenüber der einfachen Reinigung der Palmwaldungen erkannt werden. Im Verlauf meiner Besichtigung hatte ich den Häuptling Maka mit seinen fünf Unterhäuptlingen und den Altesten von Bomono ba Jeru bestellt. Ich erklärte ihnen den Zweck meines Kommens und fragte sie spegiell wegen der Verpachtung ihrer Palmwaldungen, die sie bis jetzt noch nicht in Nutzung genommen haben, und deren Werte nicht unnütz im Busch verfaulen dürften. Die Leute erklärten mir, daß sie nicht genügend Ar- beiter hätten, um die Bestände auszunntzen, daß es ihnen ferner an Geld mangle, um sich Arbeiter zu mieten. Außerdem genügte ihrer Ansicht nach die Anlage eines kleinen Pfades zu jeder tragenden Palme, um die Fruchtbündel herunterzuholen. e.