G 961 20 wirkung des Agricultural-Departement beschlossen worden: Die Zahl der Inspektoren und Unter- inspektoren soll vermehrt werden. Ferner will man auf Grund der Erfahrungen der letzten beiden Jahre statt der großen Zahl der Ge- legenheits-Moawins, die eigentlich nur für die Zeit der Wurmbekämpfung engagiert waren, einen kleineren, aber dafür gründlich ausgebildeten Stab von Dauerarbeitern verwenden. Abschieds- erteilungen und Versetzungen von Beamten, die bei der Wurmbekämpfung tätig find, sowie von Ortsvorstehern und Scheiks sollen in der Zeit vom 3. Juni bis 15. August nicht erfolgen. Die „Moulids“ (Muledfeste) von Tautah und Dessuk sollen während dieser Zeit nicht abgehalten werden, auch sollen in Unter-Agypten keine Aus- hebungen stattfinden. „Kutabs“ (Schulen) sollen in der Zeit vom 15. Juni bis 15. August ge- schlossen werden, um so Arbeiter zu gewinnen. Die Omda, welche sich auszeichnen, sollen Be- lohnungen erhalten. Freitags in der Moschee nach dem Gebet und allabendlich im Hause des Omda sollen Unterweisungen über den Baumwoll- wurm stattfinden. Nach dem Verschwinden des Baumwollwurms fürchtete man, daß der Boll- wurm der späten und geschwächten Ernte großen Schaden zufügen würde. Der Bollwurm blieb jedoch aus, bis die Ernte gepflückt war. Ein Buch über die Baumwollpest mit Fragen und Antworten zum Gebrauch in den „Kutabs“ wurde herausgegeben, um so die Bevölkerung mit der Pest bekannt zu machen und ihren Aber- glauben zu zerstören. Baumwoll= und Bollwurm-Kom- mission. Infolge der schweren und plötzlichen Heimsuchung durch den Baumwollwurm im Jahre 1911 wurden zahlreiche Ratschläge für Insektenvertreibung befolgt, die meist von Nicht- sachverständigen kamen. Man vergaß aber, daß die Hauptursache der Ausbreitung der Pest in der Apathie der Bevölkerung (namentlich beim Erscheinen der ersten Eiernester des Wurmes) liegt. Die Regierung setzte zur Regelung der An- gelegenheit eine Kommission ein, welche die Frage der Vernichtung und besseren Kontrolle über Baumwoll= und Bollwurm bearbeiten sollte. Es sollten Versuche gemacht und die Erfahrungen über ähnliche Pesten in andern Ländern studiert werden. Das gesamte Material sollte in einer Denkschrift niedergelegt und diese an sämtliche Landwirtschafts-Departements und wissenschaft- lichen Gesellschaften der Welt geschickt werden. — Ferner wurden Versuche zur Einführung des Parasiten des Baumwollwurmes (Prodenia litura) unternommen, mit dem in Indien und in andern Gegenden der Baumwollwurm in Schach gehalten wird. Be= und Entwässerung. Es ist die Be- obachtung gemacht worden, daß die Baumwoll= pflanze fast stets zu stark bewässert wird. Eine zu starke Bewässerung kann leicht zur über- sättigung des Bodens und zum Ersticken der Wurzeln führen. Die Notwendigkeit der unter- irdischen Entwässerung (Drainage) hat sich den sorgsamen Pflanzern von selbst aufgedrängt. Es bleibt jetzt nur zu erforschen, in welcher Tiefe sie in dem Boden angelegt werden soll. Das Ver- messungs-Amt hat in dieser Richtung bereits Forschungen gemacht. Im Jahre 1912 will das Agricultural-Departement in Verbindung mit dem Survey-Departement die Wirkungen der Drainage auf Erzeugung und Wachstum der Baumwoll- pflanze gemeinsam studieren. Mit Baumwolle angebaute Flächen 1911. Das 1910 mit Baumwollpflanzungen be- stellte Land betrug 1 642 610 Feddan, 1911 da- gegen 1 711 228 Feddan, es sind also im letzten Jahre 68 618 Feddan mehr bebaut. — Eine weit größere Fläche in Unter-Agypten wurde mit besseren Sorten bepflanzt. Die British Cotton Growing Assoeei- ation und das Sekretariat der Inter- nationalen Vereinigung von Baumwoll- spinnern entsandten Vertreter zur Prüfung der Fragen der Verfälschung des Mit-Afifi und der vermuteten Verringerung des Ertrages pro Feddan. Veröffentlichungen des Departements of Agriculture. 1911 hat das Amt 22 Denk- schriften über landwirtschaftliche Fragen, haupt- sächlich über die Baumwollernte versandt. Eine, welche die Baumwollpflanzung behandelte, wurde jedem kleinen Pflanzer bei Kauf eines Sackes Baumwollsamen beigelegt, eine andere über die Baumwollpest wurde in den Ortschaften öffentlich verlesen. Monatliche Mitteilungen über die Baumwollernte waren dazu bestimmt, künstliche Schwankungen von den Märkten entfernt zu halten. Baumwollmarkt. Die Preise waren etwas schlechter als 1910. Dies kam infolge der großen Ernte in Amerika. Die Preise für einheimische Baumwolle haben sich jedoch kürzlich erholt, da die amerikanische Baumwolle schlechter ist als die ägyptische und sie nicht ersetzen kann. Stand der ägyptischen Baumwollernte im August 1912.") In Unterägypten haben die Baumwollpflanzen dank der günstigen Witterung im August be- *) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 811.