1043 mit einer dichten, für die Sonnenstrahlen fast undurchdringlichen Urvegetation bedeckt, die haupt- sächlich aus riesigem, dichtem Bambus, stellenweise aus Urbusch und Urwald besteht. Hier haust der Elefant und der Gorilla, und zwar von letzterem eine sonst nicht vorkommende kleinere Spezies. Nach Osten und Süden flacht sich die südliche Böschung der östlichen Vulkangruppe mehr und mehr ab und verläuft sich in die Lavafelder der Landschaft Mulera, die sich vom Südfuße des Karissimbi bis zum Westufer des Bolero-Sees hinzieht. Hier herrschte früher der Sultan Lukara, gegen den die Schutztruppe im Jahre 1910 eine Straferpedition unternehmen mußte, weil er den Pater Lupias von den Weißen Bätern in einem Schauri, das zum Streite ausartete, töten ließ. Es kam zu einem für die Schutztruppe schwierigen Kleinkriege, weil die Eingeborenen sichere Schlupf- winkel in den zahlreichen Höhlen und unter- irdischen Gängen (leeren Lavaschläuchen) fanden. Lukara flüchtete über die Grenze, seine Anhänger kehrten bald zurück.) In dem Mruhengeri genannten Teile ist die Landschaft Mulera wohl bevölkert von einigen Watussi und von den Wahnutu des Lukara und von Leuten aus dem Belgischen Kongo, die sich wegen Menterei und anderer Vergehen dorthin geflüchtet haben. Allenthalben sieht man Bohnenfelder, auch Mtama, Mais und Banauen. Mühsam sind die Lavabrocken zu Haufen zusammengetragen, um die Anlagen dieser Kulturen zu ermöglichen. Die spärliche, durch Verwitterung der Lava ent- standene Bodenkrume belohnt die Mühe durch große Fruchtbarkeit. Die Residentur Kigali sah sich genötigt, in Mruhengeri einen Verwaltungs- posten anzulegen, dessen militärische Bedeckung die 11. Kompagnie (Kissenji) stellt. Dem Muhawura ist nach Osten zu eine Gruppe von Seen vorgelagert, deren größter der See im Südosten ist, mit einer Wasserfläche von etwa 60 okm. Das Bolero-Becken hat am südwestlichen Rande eine schmale Offnung, durch die die Ge- wässer sich über einen etwa 110 m hohen Wasser- fall in den kleineren Luhondo-See stürzen, aus dem der Njawarongo, ein Quellfluß der Kagera, gespeist wird. Der Bolero-See erhält sein Wasser vom Osten durch den Russumo-Fluß aus dem riesigen Mru- schasch-Papyrus-Sumpf, dessen Tal eine südsüd- östliche Richtung hat bei einer Länge von 30 km und einer durchschnittlichen Breite von 3 bis 4 km. Von der Wugamba-Kette bis zum Gwassa- Berge läuft die Grenze etwa parallel zum Mru- *) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 766. schaschi-Sumpfe, der zwischen ihr und dem Bolero- See liegt. Im närdlichen, mit dichten Bumbuswäldern bestandenen Teile der Wugamba-Kette kommt eine Art von Zwergelefanten vor. Der englischen Expedition gelang es, ein Exemplar für das Londoner Museum zu erlegen. Um den Luhondo-See herum ist die Bevölke- rung reichlich, auch das Westufer des Bolero-= Sees und der zwischen der Grenze (Wugamba-= Kette) und dem Russumo-Flusse liegende Gelände- komplex sind von Ackerbau treibenden Waniaruanda (Wahutu) wohl bevölkert. Das Ostufer des Mru- schaschi-Tales ist wenig belebt. Dort befindet sich, etwa beim Gwassa-Berge beginnend, eine völlige pfadlose Wildnis, die sich weit nach Süden hinzieht und südlich vom Gwassa-Berge eine aus Bambusbusch und Baumwald bestehende Wald- vegetation aufweist. In der Grenzzone reicht diese Wildnis nach Osten bis zu den westlichen Ausläufern des Kitosso-(Muhindu-) Sumpfes und hat eine Breite von etwa 10 ktm. Manche An- zeichen sprachen dafür, daß hier vor nicht langer Zeit menschliche Siedlungen waren, und es be- steht kein Zweifel, daß deren Bewohner vor den Batwa geflüchtet sind, die im Waldgebiete am Gwassa-Berge hausen. Sobald sich Europäer auf dem Ostufer des Mruschaschi zeigen, wechseln die Zwerge auf den nur ihnen bekannten Sumpf- pfaden auf das westliche Ufer über. Das in der Mitte fließende Wasser des Sumpfes überschreiten sie auf Flößen aus Papyrus, dessen mit Mark gefüllte daumenstarke Stengel eine große Trag- fähigkeit besitzen. Auch auf der riesigen allent- halben mit 3 bis 4 m hohen Papyrus bedeckten Sohle können sie sich so verbergen, daß ihnen nicht beizukommen ist. Sie sind sehr kriegerisch und als gute Pfeilschützen bekannt, die auf ver- hältnismäßig große Entfernungen gute Schüsse mit tödlicher Wirkung vermittels ihrer angeblich vergifteten Pfeile anzubringen verstehen. Ihre Bogen sind aus kunstvoll zusammengelegten und festumwickelten Bambusplatten konstruiert, auch die Bogensehne ist ein Bambusstreifen. Ihre Häuptlinge heißen Gruwe und Bassebja; der erstere ist weit und breit als Zauberer ge- fürchtet. Bei einer Strafexpedition, die vor zwei Jahren gegen die Batwa wegen völliger Unbot- mäßigkeit gegen den Herrscher von Ruanda auf dessen Bitten unternommen wurde, verlor Gruwe all sein Vieh. Trotzdem besteht nach wie vor unter der Umwohnern eine panische Furcht vor Gruwe und seinen Batwa, die nur vom Raub und Tribut leben, was um so verwunderlicher ist, als sie an Zahl gering sind. Die im Vulkan- gebiet und am Mruschaschi-Sumpf lebenden Batwa- Sippen sind höchstens 1000 Köpfe stark. Bei