1195 2S Hieran wird auch eine verbesserte Technik in der Behandlung nicht viel ändern können. Im Bezirk Omaruru tragen sich zurzeit eine Anzahl Farmer mit dem Gedanken, eine Ge- nossenschaftsmeierei zu gründen. Das Zu- standekommen eines derartigen Unternehmens wäre um so mehr zu begrüßen, als nur in einem mit modernen Hilfsmitteln ausgestatteten Betrieb ein gleichmäßiges und gutes Molkereiprodukt ge- wonnen werden kann, das auch die für den Export nötigen Eigenschaften besitzt. Zur Entrahmung der Milch auf den Farmen bedient man sich erfreulicherweise immer mehr und mehr der Handzentrifugen, was immerhin schon einen Fortschritt bedeutet. Diese Zentri- fugen find fast ohne Ausnahme deutsches Fabrikat. Aus dem Krbeitsbereich des Kolonial-Wirtschaft- lichen Komittees. Die Schiffahrts-Erpedition nach Alt= und Neukamernn. Bei der kürzlich stattgehabten Sitzung der Techni- schen Kommission des Kolonial-Wirtschaft- lichen Romitees berichtete der Erpeditionsleiter der Schiffahrts-Erpedition Michell, der noch vor kurzem im Dienste der Belgischen Regierung am Kongo tätig war, u. a. zunächst folgendes: Bei meiner Rückreise vom Ublégebiet hatte ich Gelegenheit, die Sangha-Mündung, die verschie- denen NRanäle, die in den Kongo ausmünden, und den Liknala-Mosaka zu beobachten, den letzteren auch ein Stück aufwärts bis zur französischen Handelsstation Mosaka. Das Land ist hier äußerst flach und zur Hochwasserzeit für längere oder kürgere Zeit über- schwemmt. Den Namen „Sumpfland“ in dem üblichen Sinne anwenden zu wollen, ist falsch. Diese Gegenden werden richtiger mit „Uleberschwemmungsgebiet“ be- zeichnet. Das Land selbst besteht zum größten Teil aus Lehmboden, der zur Trocken= bzw. Niedrigwasser- zeit äußerst hart wird in dem Maßce, daß in der Erde große Sprünge auftreten, zum Teil ist es Grasland, auf dem der Büffel seine beste Lebensbedingung findet, zum anderen Teil Wald. Einige wenige Stellen liegen etwas erhöht; auf ihnen befinden sich Eingeborenen- dörfer, in Mosaka ferner die Faktorei Tréchot. Letztere ist auf einem künstlich hergestellten Erdwall erbant, steht aber trotzdem während einiger Wochen der Loch- wasserzeit unter Wasser, so daß der Verkehr zwischen den ein zelnen Häusern nur unter Benutzung von Kanus hergestellt werden kann. Im Dorfe Mosaka, etwas unterhalb der Faktorei, errichtete das französische Gou- vernement im September dieses Jahres einen Zoll- posten. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei dem viel- genannten Bonga am rechten Sangha-Ufer, das jetzt deutsch geworden ist. Leute, die längere Zeit dort wohnten, bestätigten mir, daß auch hier die Häuser während mehrerer Wochen des Jahres gänzlich im Wasser stehen. Ich glaube daher kaum, daß Bonga jemals ein Haupthandelsplatz oder gar Eisenbahnend- punkt werden kann. Selbst angenommen, daß die Überschwemmung Bongas während einiger Wochen im Jahre kein Hindernis bilden würde, so steht doch das westlich und nördlich gelegene Land 4 und 5 Monate lang unter Wasser, hauptsächlich der Teil zwischen dem Sangha und dem Likuala-Mosaka, der von zahlreichen Kanälen durchzogen ist und stellenweise größere und kleinere Tümpel aufweist, die selten trocken werden. * Der Schiffahrtsexpedition nach Alt= und Neu- kamerun, die wegen der günstigsten klimatischen und Wasserstandsverhälinisse ihre Ausreise am 9. Jannar antreten wird, ist die allgemeine Aufgabe gestellt, die Flüsse Niong, Dume, Kadei, Sangha, Mambere auf ihre Leistungsfähigkeit als Zubringer zur Ka- merun-Mittellandbahn zu prüfen bzw. nachzu- prüfen, und die besondere Aufgabe, Pläne und Kosten- anschläge für die Verbesserung der Wasserstraßen und Kostenanschlüge und Rentabilitätsberechnungen für die Einrichtung einer Motor-Schleppschiffahrt in den ge- nannten Flußsystemen mit Vorschlägen für die ge- eignetste Fahrzengtype zu liefern. Auf Antrag des Gouvernements von Kamernn er- fährt das Programm der Erpedition insofern eine Ande- rung, als die Arbeiten nicht am Sangha, sondern am Njong beginnen werden. Wenn der Njong als Schiff- fahrtostraße noch nicht diejenige Beachtung gefunden hat, die ihm zweifelsohne zukommt, so liegt dies an seiner Binnenlage, die ihn mangels einer Verbindung mit der Küste wegen seiner Stromschnellen zu einer Verkehrsbedeutung nicht hat gelangen lassen. Es mangelt diesem Fluß zur Zeit jede Beziehung zum Wirt- schaftsleben der Außenwelt. Die im Bau begriffene Mittellandbahn ist berufen, diese Beziehung herzu- stellen und die günstigen Verhältnisse des Njong als Verkehrsstraße zur Geltung zu bringen. Am Nijong haben bereits zweimal Erkundungen stattgefunden, nunmehr soll eine gründliche Untersuchung des Flusses auf seine Schiffbarkeit bei möglichst niedrigem Wasser- stand folgen. Dieser fällt in die Zeit von Ende Fe- bruar bis Ende April. Das Gouvernement stellt einen im Wasserbau erfahrenen Oberbeamten zur Verfügung, ferner wird ein in der Schiffahrt erfahrener Maschinist die Expedition begleiten. Ihm liegt u. a. die Be- dienung eines Cudellmotors ob, der zum schnelleren Vorwärtskommen der Erpedition beitragen soll, und der an jedes Boot oder KRanu angeschraubt werden kann. Die Arbeit der Erxpedition wird etwa 10 km unterhalb Olama beginnen und von hier den Njong aufwärts unter eventueller Berücksichtigung einiger Seitenflüsse fortgeführt werden. Hierauf wird der libergang zum Dume, die Bereisung des Kadei und von Nola aufwärts des Mambere bis zum nörd- lichsten schiffbaren Punkt erfolgen. Die Rückreise soll über den Sangha und Kongo stattfinden; die eigent- liche Aufgabe der Erpedition wird bei Bonga beendigt sein. Eine Bereisung des Dscha läßt sich mit dieser Erxpedition nicht verbinden, weil die Niedrigwasserzeit gerade für die Untersuchung der erwähnten Flüsse ausreicht. Eine Erkundung des Dscha würde allein eine Niedrigwasserperiode ganz ausfüllen. Den Nachweis der Schiffbarkeit vorausgesetzt, ist das Gouvernement entschlossen, mit allen Mitteln die Ausnutzung der Wasserstraßen zu betreiben und diese Arbeiten so zu beschleunigen, daß, sobald der Schienen- strang der Mittellandbahn den Njong erreicht, was für Ende 1916 erhofft wird, auf den Wasser- straßen bereits ein rationeller Schiffahrts- betrieb eingerichtet ist. Der erste Dieselmotor in Deutsch-Ostafrika. Ferner wurde in jener Sitzung die Einführung des ersten stationären Dieselmotors für Deutsch-Ostafrika beschlossen.