G 40 2 In Ambam erhielt ich vom Bezirkschef von Woleu-Ntem, Hauptmann Lecann, ein Schreiben, betreffend die Marschwege zu den einzelnen Posten, und trat alsdann mit ihm wegen der Einzelheiten der Übergabe in Verbindung). Nach zwei Tagen, am 25. September, er- reichte die Kompagnie Akonanji. Es befand sich hier früher das Lager des verstorbenen Haupt- manns Foerster (Grenzexpedition 1906). Die Kompagnie unter Führung des Leutnants Fehn sollte nun vorläufig daselbst verbleiben, während ich mit Leutnant v. Scheffer, Ser- geant Hahn, 30 Soldaten und den erforderlichen Trägern über Bitam nach Oyem weitermarschierte. Da sich aber in Akonanji schon nach wenigen Tagen große Verpflegungsschwierigkeiten einstellten und dies, wie festgestellt wurde, auch in der weiteren Umgebung der Fall gewesen wäre, schickte ich der Kompagnie den Befehl, den Marsch nach Oyem fortzusetzen. Die Eingeborenen an der Straße Akonanji—Bitam—Oyem hatten sich bereit erklärt, genügend Verpflegung zu liefern. Die nicht erforderlichen Lasten verblieben unter Be- deckung in Akonanji. Der Postenführer von Bitam, Feldwebel Mallet, wurde von mir be- nachrichtigt, daß ich gezwungen wäre, seinen Posten zu passieren, da kein anderer Weg nach Oyem vorhanden sei. Die Grenze wurde unmittelbar nach dem Uber- setzen über den Kye-Fluß überschritten. Der Weg Akonanji—Bitam —Oyem ist ein freigeschlagener Buschweg, der dauernd über kleinere Berge sowie über 57 größere und kleinere Flüsse und 38 Sümofe, teilweise mehrere hundert Meter breit, führt. Soweit Brücken vorhanden sind, sind sie von den Eingeborenen in notdürftigster Weise hergestellt und häufig kaum noch brauchbar, die Flüsse mußten auf schnell hergestellten Flößen passiert werden. Von Bitam ab befanden sich zahlreiche Dörfer am Wege, so daß kein Ver- pflegungsmangel eintrat. Wenn die Herbeischaffung einige Male längere Zeit in Anspruch nahm, so läßt sich das damit erklären, daß die Eingeborenen nicht gewöhnt sind, an die Behörden Verpflegung zu liefern, da man französischerseits solche (Reis und Corned-Beef) stets mit sich führte und größere Trägerkolonnen bisher wohl nur selten durch- kommen. Auch hatten sich von vielen Dörfern die Leute in dem Busch versteckt, so daß die Häuptlinge, die durchweg entgegenkommend waren, um Träger zum Holen der Verpflegung baten. Die Bezahlung mit Geld war den Häuptlingen vielfach fremd, da sie von den französischen Be- hörden häufig mit Salz, Tabak und anderen Waren bezahlt wurden. In allen Dörfern waren zahlreiche Gewehre vorhanden, die meisten geladen, ebenso wurde in den Dörfern, in denen übernachtet wurde, Pulver gefunden. Die Eingeborenen machten hieraus kein Hehl, sondern trugen die Gewehre offen zur Schau. Über den Wechsel in der Nationalität waren die Eingeborenen überall orientiert. Die Länge des Weges Ambam —Akonanji— Bitam—Oyem beträgt ungefähr 140 km. In ganz besonders schlechtem Zustande befindet sich die Strecke Akonanji—Bitam; sie wird wegen der dort befindlichen vielen großen Gewässer (20 Flüsse, 14 Sümpfe) schwer in Ordnung zu bringen sein. Es dürfte sich daher empfehlen, von Ambam aus den Weg über Nkin nach Bitam bzw. über Tsambalika zu nehmen. Eine end- gültige Erkundung, welches der geeignetere Weg ist, konnte noch nicht vorgenommen werden. Am 30. September traf ich in Oyem ein und wurde durch den Stationschef, der für die Untei- bringung und Verpflegung Sorge getragen hatte, auf das Zuvorkommendste empfangen. In gleicher Weise hatte sich auch der Posten- führer von Bitam der Abteilung angenommen. Auch während des 2½tägigen Zusammenseins in Oyem war das Verhalten der französischen Be- satzung der deutschen Abteilung gegenüber sehr liebenswürdig und kameradschaftlich. Die Übernahmeverhandlungen verliefen glatt. Am 3. Oktober, 6 Uhr morgens, verließ die französische Abteilung Oyem. Die Posten Bitam, Minvul und Nzork waren bereits am 30. Sep- tember geräumt und die Gebäude an die be- treffenden Dorkhäuptlinge übergeben worden. Die Station Oyem ist auf einem langgestreckten Bergrücken gelegen, dessen Abhänge noch mit Ur- wald bestanden sind. Die Lage ist insofern nicht günstig gewählt, als man nicht den hcbchsten Punkt des Bergrückens gewählt hat, was keinerlei andere Nachteile gehabt haben würde. Unmittel- bar an die Station schließen sich auf zwei Seiten größere Dörfer an, von denen das eine die Station überhöht. Die Häuser für Europäer sowie die Kammer und Munitionsgebäude, die Wache und das Ge- fängnis sind aus ungebrannten Lehmziegeln er- baut und mit Matten gedeckt und ebenso wie die Türen, Fenusterläden und Fußböbßen als auch die Möbel in der einfachsten Art gehalten. Die Sol- datenhäuser und die übrigen Baulichkeiten sind aus Buschmaterial hergestellt. Die Wasserverhältnisse sind leidlich. Irgend- welche Befestigungen bzw. Reduits sind weder in Oyem noch auf den drei Posten angelegt worden. Dörfer sind in der näheren Umgebung der Station zahlreich vorhanden.