W 233 20 die Gefechte und Erkundungen bis einschließlich 23. Juli soweit geklärt, daß deren Ergebnisse die Grundlage zu weiteren Entschlüssen abgeben konnten. - .- Die Gefechte hatten gezeigt, daß der Gegner zu planmäßigem Widerstand entschlossen war. Sie waren durch das schwierige, unübersichtliche Ge- birgsgelände, die verstreute, aber ausgedehnte An- lage der Siedelungen, durch die Zähigkeit und Gewandtheit des gut bewaffneten Gegners sowie durch seinen vorzüglich eingerichteten Nachrichten- und Kundschafterdienst sehr erschwert worden. Die Baminge bewohnen, die einzelnen Stämme meist ohne Uübergang sich aneinanderreihend, eine Gebirgslandschaft von etwa 20 km Durchmesser. Ngom, Befang, Abedjia gehören nicht zu Baminge, ihre Sprache llingt an die von Wi- dekum an. Der Andie ist ein außergewöhnlich reißender Fluß von 20 bis 30 m Breite. An beiden Seiten zieht sich ein viele Kilometer breiter unbewohnter Urwaldstreiken hin. (Da der Andje nur auf wenigen Hängebrücken überschreitbar ist, die vom Gegner meist zerstört waren, war es Oberarzt Vollenkopf bisher nicht gelungen, die Verbindung mit der Sperrabteilung des Polizeimeisters Albat aufzunehmen.) Die Kampfesweise des Gegners war überall die gleiche. Größeren Abteilungen wich er aus, lleiere suchte er durch Trommelsignale und Plänkeleien möglichst weit vorzulocken und zu er- müden, um sie dann auf dem Rückwege mit Über- macht anzufallen. Zustatten kam den Eingeborenen dabei der erwähnte Nachrichtendienst und die große Schnelligkeit, mit der sie sich in ihren hei- mischen Gebirgen bewegen. Nur im Dorf und venn fie überrascht werden, stellen sich die Ein- heborenen auch größeren Abteilungen zum Gesecht. Fährer, die im Kampfe die Bewaffneten des Stammes zusammenhalten und leiten, haben die ge nicht. Es scheint aber eine beratende tralstelle zu geben, denn vor der Unterneh- mung haben sowohl in Mendi als auch in Etin von allen Minge-Dörfern und von Ngom und Befang besuchte Versammlungen stuttgefunden, in n der gemeinsame Widerstand beraten wurde. 1 r— Um dem Gegner die Möglichkeit des Aus- ias zu entfernteren befreundeten Stämmen z beschränken, beschloß ich nunmehr, das ganze planmäßig zu besetzen und den Abteilungen ammte Wirkungskreise zur Befriedung zuzu- ** Es erhielten zugewiesen: Oberleumant Sckärwit Etin, Ongonn, Okun; Oberarzt ollenkopf: Rgom, Befang, Abédfsia; Ser- heunt Jungelaus: Atschang, Tuna, Mbang; Hauptmann Adametz: Mendi, Atü, Beobach- tung von Medji, Fombot, Tabong. — Oberleutnant v. Lüttwitz erreichte am 25. Juli wieder Etin. Er wurde auf dem Marsche und im Lager von großen Haufen Eingeborener be- lästigt, die ein Gefecht aber, nicht annahmen, son- dern in nordwestlicher Richtung auf Ongonn wichen. v. Lüttwitz entschloß sich, am 26. Juli nachzudrängen. Er berichtet hierüber: » „Der Vormarsch vollzog sich zunächst ohne Störung. Beim Absuchen am Wege liegender Hütten wurden Menschenteile gefunden, die erst in der Nacht dorthin geschafft sein konnten. Es handelte sich um die Körperteile von vier Menschen, von denen nur die Hälfte vorhanden war.“ Dazu ist zu bemerken, daß meine Patrouillen schon am 21. Juli in Mendi an zwei Stellen frisch gefallene Minge gefunden hatten, von denen nur noch die Hände und einige größere Knochen übrig waren. Sie waren also von ihren eigenen Landsleuten gefressen worden. „Der Urwald, in den die Abteilung nach un- gefähr einer Stunde Marsch eintrat, wurde in dichtestem Nebel und starkem Regen erreicht. Der Gegner machte sich durch Angriffe mit Speeren und Messern auf die zwischen den Soldaten mar- schierenden Träger bemerkbar. Ein wirklicher Angriff unterblieb, wohl weil das Pulver der einfachen Vorderflinten naß geworden war. Als Wegeführer hatte ich gefangene, in der Kolonne verteilte Baminge. Nach dreistündigem Marsch weigerten sie sich, weiterhin Führerdienste zu leisten, so daß ich mich entschließen mußte, am Wege zu lagern. Der am nächsten Tage bei klarem Wetter fortgesetzte Marsch gestaltete sich immer schwieriger durch die Nähe des Feindes, der die Abteilung dauernd beunruhigte, und durch das außerordentlich hügelige Gelände, das auch dann keine Übersicht bot, als die Abteilung wieder aus dem Urwald in das Grasland trat. Das Dorf Oto liegt in der gleichnamigen Landschaft in bergigem Gelände; der Häuptlings- platz wurde am 27. Juli erreicht. Starker Nebel verhinderte wiederum jede Aussicht. Unter seinem Schutze konnte der nachdrängende Gegner immer wieder nah an das Dorf heranschleichen. Erst am 28. früh wurde er endgültig aus dem aus- gedehnten Dorfe vertrieben.“ Oberleutnant v. Lüttwitz befriedete im Anschluß an die Gefechte in Oto diesen Ort, Etin, On- gonu, Okum und Amassi. Größere Gefechte fanden nicht mehr statt, dagegen eine Reihe von verlustreichen Patronillengefechten. Vom 14. August an begannen sich die Häupt- linge der oben genannten Orte zu stellen.