S Durch eine planmäßige Wassererschließung wird wahrscheinlich noch Land für eine weitere Anzahl von Farmen erschlossen werden können. Eine Mutmaßung darüber, in welchem Umfange dies geschehen kann, wage ich nicht auszusprechen, da noch keine genügenden Erfahrungen darüber vor- liegen, in welchem Umfange und in welcher Tiefe Wasser dort vorhanden ist. In der unmittelbaren Nähe des Kilimandjaro und Meru dürften jedenfalls die Flächen, die für europäische Besiedlung auch in gesundheitlicher Beziehung gute Aussichten bieten würden, nicht allzu groß sein, da die Abhänge der beiden Berge selbst wie der sich nach dem Innern zu anschließenden Berge sich ziemlich bald zu einer Höhenlage von 1000 bis 1200 m und darunter herabsenken, in denen die Verhältnisse kaum so günstig liegen dürften wie in den bisher be- siedelten Farmgebieten. Weiter nach dem Innern zu werden voraus- sichtlich noch umfangreichere Weidegebiete durch Wasserbohrungen erschlossen werden können. In den weiten Hochsteppen bis zum Bezirk Muansa hin gibt es in der Trockenzeit, abgesehen von wenigen Wasserstellen, kein Wasser. Bei aus- reichender Wassergewinnung können diese Gebiete, die ich persönlich nicht besuchen konnte, gleichfalls für die Viehzucht nutzbar gemacht werden. 2. Bericht des Gouverneurs Dr. Schnee über die Sperrung von einzelnen Gehleten Deutsch- Ostefrilas. Ich halte eine Sperrung von einzelnen Ge- bieten für Landabgabe weder für geeignet, auf die Dauer eine Besserung der Arbeiterverhältnisse Herbeizuführen — die neuankommenden Pflanzer wenden sich in andere Gegenden, wo sie ebenfalls Arbeiter brauchen —, noch kann ich sie sonst als den Interessen des Schutzgebiets dienlich erachten. Soweit kein Plantagenland mehr vorhanden ist, bedarf es anderseits einer Sperre nicht. Was nun die Sperrung der Abgabe von herrenlosem Land in den Bezirken Tanga, Wilhelmstal und dem nördlich am Panganifluß gelegenen Teile des Bezirks Pangani anbetrifft, so scheint man sich über deren Tragweite in der Heimat gänzlich irrige Vorstellungen zu machen, indem man annimmt, daß in diesen Bezirken umfangreiche Flächen Plantagenlandes der Kullti- vierung entzogen worden seien. Tatsächlich liegen die Verhältnisse so, daß das anbaufähige Land zum weitaus größten Teil bereits an Europäer abgegeben ist oder sich in den Händen der Ein- geborenen befindet. Die als herrenloses Kronland dem Fiskus noch zur Verfügung stehenden Lände- 266 20 reien find zum größten Teil sterile Steppe oder unkultivierbare Bergkuppen und hänge. Die einmal verfügte Sperrung jener Gebiete habe ich zunächst bestehen lassen, damit über den Umfang des den Eingeborenen zu belosfsenden Landes Klarheit gewonnen würde. Die Entwick- lung ist in jenen Gebieten so schnell gegangen und die Landanträge hatten sich so gehäuft, das es für die Bezirksamtmänner sehr schwierig war, den AUberblick über den Landbedarf der Ein- geborenen zu behalten. Es scheint, als ob in dem dicht mit Pflanzungen belegten Bezuk Tanga stellenweise die Eingeborenenreservate schon etwas zu knapp geraten seien. Hierdurch entsteht die Gefahr, daß die Eingeborenenbevölle- rung nicht genügenden Raum schon für die Gegen- wart und besonders für künftige Vermehrung be- hält und daß die Erzeugung von Nahrungsmitteln zurückgeht. So schien mir eine gewisse Pause in der Landvergebung in diesen Gebieten erwüncscht. Die Wiederaufhebung der Sperre und die Ver- gebung des nicht für die Eingeborenenbevölkerung benötigten verfügbaren Landes an europäische Pflanzer wird erfolgen, sobald die zur Gewinnung eines Urteils über den Landbedarf der Ein- geborenen eingeleiteten Arbeiten beendet sind, was, wie ich annehme, in Kürze der Fall sein wird. Abgesehen von den vorbezeichneten Bezirken wird zur Zeit aus der sogenannten Kulturzone am Kilimandjaro, d. h. aus derjenigen Zone, in der die etwa 100 000 Köpfe starken Wadschagga wohnen und ihre Felder haben, Land zu Plan- tagenzwecken nicht abgegeben. Diese Maßnahme war notwendig, da bei dem Mangel einer aus- reichenden Vermessung und der Unübersichtlichleit des von tiefen Schluchten zerrissenen und zum Teil noch mit Wald bedeckten Gebietes sich, wo- von ich mich durch Augenschein überzeugt habe, nicht ohne weiteres feststellen läßt, ob nicht be- reits heute für die starke Eingeborenenbevölkerung eine Landknappheit eingetreten ist. Nach Be- endigung der Vermessung, die Ende des Jahres 1913 zu erwarten ist, soll auf Grund der ge- wonnenen Resultate geprüft werden, ob und wesches Land noch zu Kronland erklärt und für Pflanzungen abgegeben werden kann. Nach dem jebigen Stande der Landeskenntnis wird es sich voraussichtlich nur noch um wenige und lleine Parzellen handeln können. Soweit aber noch Land für europäische Pflanzungen verfügbar sein wird, soll es auch dafür abgegeben werden, und zwar möglichft an deutsche Pflanzer. Am Kilimandjaro haben leider eine Anzahl Griechen mit das beste Plantagenland erhalten. " Im übrigen besteht keine Landsperre im Schutzgebiet. Es scheint in Deutschland ver-