W 272 20 in den Galeriewäldern, weil sie Ausläufer der westafrikanischen Waldzone sind, finden sich Ver- treter der westlichen Faung. Von großen Säu- gern, deren Häusigkeit nach Osten zunimmt, sind zu erwähnen die Giraffe, Leier= und Pferde- antilope, Gazellen, Hundeaffen u. a., alle Cha- rakterformen des Ostens. Daneben kommen noch Nashörner, Zebras, Elenantilopen, Büffel und Hartebeeste vor. In den Galeriewäldern leben Elefanten und Menschenaffen, die nach einer fran- zösischen Quelle bis Gore den Logone herab- gehen. Eine Reihe westafrikanischer Waldvögel vervollständigt die Tierwelt der Galeriewälder. Die Zuflüsse des Logone und dieser selbst be- herbergen zahlreiche Fische, doch ziehen sich diese bei fallendem Wasser in die Hauptströme zurück. Siluroiden und der interessante Protopterus annectens find nicht selten. Von Epvertebraten dürften wohl nur die pa- thogenen Formen interessieren und besonders die Tatsache, daß Glossinen in dem durchzogenen Ge- biet gänzlich zu fehlen scheinen. Franzöfischer- seits wird behauptet, daß erst in der Umgebung von Gore beide Fliegen dieser Art vorkommen. Die Bewohner des Landes sind Sudan-Neger und bilden unter dem Namen Lakka ein großes Volk, dessen Verbreitungsgrenzen schon bekannt sind. Im Vollbesitze ihrer Selbständigkeit wohnen sie in Dorfgemeinden zusammen, an deren Spitze ein Dorsschulze steht. In mehrere Stämme ge- spalten, tragen sie verschiedene Namen, und auch die Sprache ist nicht einheitlich. In ihren Sied- lungsformen, in Sitten und Gebräuchen aber zeigen sie eine weitgehende Ubereinstimmung. Die Männer find mittelgroße, kräftige und gesunde Gestalten und ihre Züge zeigen die un- verfälschten Merkmale des Negers. Bekleidet gehen sie nur mit einem auf das Gesäß herab- hängenden Ziegenfell, die Frauen schmückt ein einfacher mit Grasbüscheln verzlerter Gürtel. Die Bewaffnung besteht aus Speer, Schild und Wurf- messer, Bogen und Pfeile find ihnen unbekannt. Die aus einzelnen Gehöften bestehenden Dörfer find reinlich und sauber gehalten. Die Siedlungsform ist überall die aus Matten erbaute Kegeldachhütte. Unter den Wirtschaftsformen steht der Ackerbau obenan, in zweiter Linie kommen Jagd und Fischfang. Hirse, Erdnuß und eine Reihe anderer Knollengewächse nehmen neben allerhand Suppen- pflanzen, Tabak, Hanf, Kürbissen u. a., die erste Stelle ein. Die Felder find wohlgepflegt, und eine Art von Düngung kennt der Lalla, indem er die Asche verbrannter Gräser auf die Felder streut. Noch zu erwähnen ist der Anban von Baumwolle, der zur Zeit vernachlässigt, in Ge- meinschaft von Erdnüssen nicht ohne Bedeutung für die Zukunft des Landes sein dürfte. Von Haustieren hält der Lakka Pferde, Ziegen und Hühner, doch sind erstere selten. Ziegen und Hühner werden in Ställen gehalten. Rinder gibt es nicht. Die Auslbung von Jagd und Fischerei richter sich in ihrem Umfange nach dem Reichtum der einzelnen Gebiete an Tieren. Der Jagd, die man mit großen Netzen auf jegliches Getier be- treibt, liegt man zu allen Jahreszeiten ob, wäh- rend die Fischerei in den kleineren Gewössern nur zur Zeit des höchsten Wasserstandes oder des fallenden Wassers lohnend ist. Fischdämme, Fischreusen, Fischzäune und Fischgiste find im Gebrauch, Angelhaken fehlen gänzlich. Unter den Handwerken verdient die Töpfer- kunst, ein Beruf der Frauen, zuerst genannt zu werden. Gefällige Formen, bemalt und graphi- tiert, wissen sie geschickt zu bilden. Nicht weniger entwickelt ist das Flechthandwerk, das den Männern obliegt. Fast sämtliche Bestandteile einer Hütte, alle Speicher und Ställe sind aus Grasmatten erbaut, deren Solidität und Halt- barkeit bei weitem die künstlerische Ausführung übertrifft. Die Schmiedekunst, die nicht in jeder Dorfgemeinde betrieben wird, ist das Handwerk einzelner geschickter Männer, die hauptsächlich Waffen und Ackergeräte herstellen. Merkwürdig ist es, daß der Lalka, der aus dem Bast einer viel angebauten Pflanze ausgezeichnete Fisch= und Wildnetze anzufertigen weiß, es nicht verfteht, irgendwelche Stoffe zu weben. Salz, wohl das beliebteste Genuhmittel, gewinnen die Frauen aus der Asche einer Kulturpflanze. Außer den gewöhnlichen Landesprodukten genießt man noch getrocknete Fische und Raupen, die beide als große Delikatesse geschätzt werden. Handel und Verkehr im Lande sind bei der Feind- seligkeit der Stämme untereinander wenig ent- wickelt. Angeblich erhandeln die südlichen Stämme bas Eisen aus den nördlichen Gegenden gegen Tabak und Salz, während sie das zum Berzieren der Töpfe notwendige Graphit ganz aus den Süden, dem „Elbo--Gebirge“, beziehen. Die hygienischen Verhälmisse des Landes find nach den bisherigen Beobachtungen als gümstig zu bezeichnen. Wenn auch keine brauchbare von klimatischen Beobachtungen vorüegt, konn man doch annehmen, daß das Klima nicht un, gesund ist. Einen großen Vorzug bedeutet das Fehlen der Glosstnen. Daß an den Fluhlluen des Logone und Pende, also erst an der Grenze- die GOlossina palpalis vorkommt, muß nach den französischen Mitteilungen all richtig angenommen werden, denn aus diejem Grunde soll erst kurzlich die Stution Gore· verlegt worden sein. Ge