480 ꝛ die Pflanzer Essigsäure zur Koagulation verwendeten. Ebenso schreibt an anderer Stelle Tucker, daß für isolierte Drähte die Ver- wendung von mit Essigsäure koaguliertem Kaut- schuk unbedingt vermieden werden müsse. Zimmermann ist übrigens jetzt auch selbst, wenn auch vom finanziellen Gesichtspunkt aus, dazu gelangt, von der Verwendung der Essig- säure abzuraten, denn er sagt in dem erwähnten Gutachten für die Muhesa Rubber Plantations, daß allein für diese Pflanzung durch die Ver- wendung der Essigsäure eine Mehrausgabe von 25 000 -“ jährlich erwachse. Was den Punkt 2, die gute Bewertung des mit Essigsäure koagulierten Kautschuks durch die Unterzeichneten anbelangt, so entspricht diese den Tatsachen. Qu. Kautschuk stellte zur Zeit der Prüfung eine durchaus gute Qualität dar. Es liegt dies eben daran, daß die schädlichen Einwir- kungen der Essigsäure, worauf gleichfalls von den Unterzeichneten bereits mehrfach hingewiesen wurde, erst nach einiger Zeit eintreten und die Lebens- dauer des Kautschuks herabsetzen müssen. So schrieb Dr. Marckwald u. a. im „Tropenpflanzer" Mai 1912 wörtlich: „Die ungünstige Wirkung der Esfsigsäure beruht in der Hauptsache darauf, daß sich bei ihrer Anwesenheit — sie ist nicht völlig wieder zu entfernen — Azetate bilden, die bei der für die Vulkanisation erforderlichen Tem- peratur sich zersetzen. Sie beruht weiter darauf, daß sie die Eiweißspaltung einleitet und daß bei der durch sie bewirkten schnellen Koagulation un- vollständig koagulierter Latex mitgerissen wird, der dann, besonders im gewaschenen trockenen Produkt, das der nötigen Schutzwirkung des Wassers ermangelt, als die Ursache des Klebrig- werdens wirkt. Diese ungünstige Wirkung der Essigsäure, die den Nerv und die Lebensfähigkeit des Kautschuks herabsetzt, ist am rohen Produkt nicht ohne weiteres erkennbar. Aber ihre Ver- wendung muß in ihren Folgen notwendigerweise zu einer Qualitätsverringerung und damit zu einer Entwertung unseres Kautschuks führen.“ Trotz= dem können kleine, sorgfältig bereitete Proben vorzüglich sein. Bei dem von Prof. Zimmermann zur Ko- agulation empfohlenen Chlorkalzium haben sich die bezüglich der möglichen Anwesenheit von Chlor- salzen ausgesprochenen Befürchtungen nur bei zwei geprüften Kautschuken als zutreffend er- wiesen, dagegen haben sich die mit Chlorkalzium koagulierten Kautschuke wiederholt als gering- wertig gezeigt. In einer Serie von 26 letzthin geprüften ostafrikanischen Kautschuken fallen leider die vier mit Chlorkalzium koagulierten Produkte als geringwertiger völlig aus dem Rahmen der übrigen heraus. III. Präparation des Kautschuks. Die Frage der Aufbereitung des Kautschuks, speziell soweit sie das Waschen in der Kolonie anbelangt, hält Zimmermann für noch nicht aus- reichend geklärt. Wir halten dieselbe auf Grund und Untersuchung für einwandfrei entschieden. Es sind von uns jetzt mehrere hundert Kautschuke geprüft worden, die zum Teil genau nach unseren Angaben aubbereitet waren, Kautschuke, in gleicher Weise gewonnen, ungewaschen, mit verschiedenen Walzen längere oder kürzere Zeit gewaschen, nach- träglich gepreßt, erwärmt usw. Die Untersuchungen haben unser ungünstiges Urteil über das Waschen in der Kolonie voll bestätigt. Es ist Zimmer- mann augenscheinlich entfallen, daß Dr. Marck- wald bei seiner Anwesenheit in Amani auf die Schäden der Erwärmung und der Reibung des Kautschuks in den Walzen besonders bei trockener Wäsche hingewiesen und demgegenüber das Zer- reißen als weniger bedenklich erklärt hat. Zimmer- mann irrt, wenn er schreibt, daß Dr. Marckwald ihm über diese Frage eine Auskunft nicht hätte erteilen können. Auch nach der Hinsicht befindet sich Zimmer- mann in einem bedauerlichen Irrtum, wenn er glaubt, die Unterzeichneten wollten hier in Deutschland eine Kautschukwaschanstalt errichten. Dr. Marckwald hat lediglich in Vorschlag ge- bracht, daß Pflanzer und Pflanzungsgesellschaften zu einer einheitlichen festgefügten Organisation sich zusammenschließen möchten. „Diese Organi- sation“, so heißt es an der betreffenden Stelle,) „hätte mit als erstes dahin zu wirken, daß dem vorher erwähnten immer mehr um lich greifenden Unfug des unrationellen Waschens in der Kolonie schnellstens ein Ende bereitet wird, und sie hätte festzustellen, ob zur Schaffung solcher Qualitäten die Errichtung einer rationell arbeitenden Wasch- anlage eventuell hier im Lande, zunächst als Provisorium, nötig ist. Sie hätte ge- gebenenfalls dann diese Anlage ins Leben zu rufen und zu leiten.“ Diese Worte zeigen deutlich, daß keineswegs gedacht war, daß die Unterzeichneten selbst irgendwelche Berührung mit der Kautschukwaschanstalt zu haben, noch viel weniger etwa gar die Leitung derselben zu über- nehmen gedachten. Die Unterzeichneten, die seit Jahren zeitlich und materiell der kolonialen Sache die größten Opfer gebracht haben, verwahren sich durchaus gegen die Unterstellung, als ob sie irgendeinen ihrer Ratschläge hätten für sich finanziell fruktifizieren wollen. Die von Prof. Zimmermann erwähnte, auf der Mombo Rubber Plantations aufgestellte Werner & Pfleiderer- Waschmaschine ist keine Werner & 5) Tropenpflanzer Nr. 5, Mai 1912, S. 285.